Strecke, Updates oder Flexiwings? Das steckt hinter dem Sauber-Aufschwung!
Sauber mit starkem Ergebnis in Spanien, doch war's wirklich nur das Update? Wir analysieren die Daten des Wochenendes und zeigen, dass mehr dahintersteckt
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenbergs fünfter Platz beim Formel-1-Rennen in Spanien kann zweifellos als Befreiungsschlag für das Sauber-Team gewertet werden. Mit den zehn in Barcelona eingefahrenen Punkten gelang der Sprung vom letzten Platz in der Konstrukteurswertung um zwei Positionen nach vorn. Doch wie kam es zu diesem plötzlichen Aufschwung?
Ein Blick auf die harten Fakten, basierend auf den Daten unseres Technologiepartners PACETEQ, zeigt: Bis zum Spanien-Wochenende war Sauber wenig überraschend das langsamste Auto im Feld. Im Qualifying fehlten im Schnitt 1,43 Sekunden auf Spitzenreiter McLaren, in der Rennpace sogar 1,69 Sekunden pro Runde.
In Barcelona war Gabriel Bortoletos Zeit in Q2 um 1,21 Sekunden langsamer als die Pole-Zeit von Oscar Piastri. Im Rennen lag Nico Hülkenberg pro Runde 1,4 Sekunden hinter McLaren zurück. Insgesamt kam Sauber in Spanien somit rund 0,25 Sekunden näher an die Spitze heran als im bisherigen Saisonverlauf - ein Fortschritt, der im hart umkämpften Mittelfeld enorm wertvoll ist.
Besonders bemerkenswert: Ein Blick auf die Reifenverschleißdaten des Spanien-GP zeigt, dass beide Sauber-Piloten den geringsten Reifenabbau im gesamten Feld aufwiesen. Während der Durchschnitt aller Fahrer bei 0,122 Sekunden pro Runde lag, kamen Bortoleto und Hülkenberg auf weniger als 0,09 Sekunden Verschleiß pro Umlauf.
War das Spanien-Update der Gamechanger für Sauber?
Mit bislang 15 technischen Updates in dieser Saison hat Sauber bereits mehrfach versucht, die schwache Pace vom Saisonbeginn zu verbessern. Für das Barcelona-Wochenende brachte das Team unter anderem einen neuen Frontflügel sowie Änderungen am Unterboden und dem Seitenkasten. Laut Nico Hülkenberg war dies der entscheidende Faktor.
"Ich habe vom ersten Umlauf an gespürt, dass das Auto nun deutlich besser ist", erklärte Hülkenberg. "Es ist konstanter, bietet mehr Abtrieb. Man kann sich deutlich mehr auf das Auto verlassen, es ist nicht mehr so bissg. Das sind gute Nachrichten für uns."
Bereits in den Longruns am Freitag deutete sich an, dass Sauber in Spanien konkurrenzfähig sein könnte - Hülkenberg zeigte dort die beste Pace aller Mittelfeldteams. Doch neben dem Update spielen noch weitere Faktoren eine Rolle beim Aufschwung.
Spanien als Spezialstrecke - Rückfall in Kanada?
Der Circuit de Barcelona-Catalunya zählt traditionell zu den stärksten Strecken von Sauber im Kalender. 2022 wurde Valtteri Bottas Sechster, 2023 fuhr Guanyu Zhou in die Punkte. Betrachtet man die Rennpace in Spanien über die vergangenen drei Jahre im Vergleich zum jeweiligen Saisonschnitt, war Sauber auf dem Kurs durchschnittlich sieben Zehntel schneller als sonst.
Grund für die Spanien-Stärke sind zwei Eigenschaften, die den Sauber-Boliden in der Ground-Effect-Ära entgegenkommen: mittelschnelle Kurven und hohe Temperaturen. Neben Barcelona war Sauber auch in Bahrain, Ungarn und Katar konkurrenzfähig - alles Strecken mit ähnlichem Charakter.
Hülkenberg betonte nach dem Rennen allerdings: "Ich denke, es liegt wirklich an den Updates - nicht an der Streckencharakteristik." Zudem sieht der Deutsche noch einen weiteren Faktor, der Sauber in die Karten gespielt haben könnte: die neue technische Direktive der FIA in Bezug auf die Frontflügel, Stichwort Flexiwings.
"Ich glaube, dass [das Update] in Kombination mit der technischen Direktive, die anderen Teams - zum Beispiel Williams - möglicherweise ein wenig geschadet hat, bei uns aber keine negativen Auswirkungen hatte. Von daher haben wir vielleicht auf beiden Ebenen etwas gewonnen."
Wie geht es für Sauber weiter?
Auch wenn Hülkenbergs fünfter Platz ein Achtungserfolg war, sollte man nicht übermütig werden. Ohne den Ausfall von Antonelli und das anschließende Safety-Car wäre wohl nur der neunte Platz möglich gewesen - hinter Isack Hadjar, der im Rennen im Schnitt eine Zehntel pro Runde schneller war. Zwischenzeitlich lag der Racing-Bulls-Pilot über zehn Sekunden vor Hülkenberg.
Die Daten zeigen also: Sauber ist noch nicht vom Schlusslicht zum besten Mittelfeldteam aufgestiegen. Dennoch bietet die bevorstehende Europasaison auf dem Papier einige vielversprechende Strecken für das Team - bevor es ab Belgien wieder deutlich schwieriger werden dürfte.
Eine ausführliche Datenanalyse zum Formel-1-Wochenende in Spanien gibt es übrigens auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Dort ordnet Datenexperte Kevin Hermann unter anderem die strategischen Entscheidungen von Red Bull ein und analysiert die Auswirkungen der neuen FIA-Direktive auf das Kräfteverhältnis.