Freitagstraining Barcelona: Was die neuen Flügelregeln verändert haben
Nach dem mit Spannung erwarteten Training unter neuen "Flexiwing-Regeln" steht fest: McLaren ist auch beim Grand Prix von Spanien 2025 siegfähig
(Motorsport-Total.com) - Die neuen "Flexiwing-Regeln" in der Formel 1, die ab Barcelona greifen, scheinen doch nicht der große "Gamechanger" zu sein, auf den manche gehofft hatten. Denn in den beiden Freitagstrainings beim Grand Prix von Spanien 2025 sicherten sich mit zuerst Lando Norris zu Mittag und dann Oscar Piastri am späten Nachmittag erneut die beiden McLaren-Fahrer die Bestzeiten.

© Sutton Images
Oscar Piastri war im FT2 in Barcelona Schnellster, unmittelbar vor George Russell Zoom Download
Piastri erzielte im zweiten Freien Training auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya eine Zeit von 1:12.760 Minuten und verwies bei Asphalttemperaturen von über 45 Grad (also marginal kühler als noch zu Mittag) George Russell (Mercedes) um 0,286 und Max Verstappen (Red Bull) um 0,310 Sekunden auf die Plätze 2 und 3.
Piastri spricht von einem "Auf und Ab, aber wir haben mit einem positiven Eindruck abgeschlossen, was gut ist. Unsere Konkurrenten sehen allerdings schnell aus. Verstappen war den ganzen Tag über schnell, Ferrari war ebenfalls dabei, und Mercedes ist am Ende auch noch aufgetaucht. Es wird morgen also ein enger Kampf, denke ich."
Die Einführung verschärfter Tests, was die erlaubte Flexibilität der Frontflügel betrifft, scheint das Kräfteverhältnis der Formel 1 zumindest nicht völlig auf den Kopf gestellt zu haben: "Die Hackordnung ist mehr oder weniger gleich. Wenn sich etwas verschoben hat, dann eher streckenspezifisch", meint etwa Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit dem ORF.
Gegenüber Sky sagt Marko: "Generell hat sich das ganze Feld enger zusammengeschoben. Ferrari und Mercedes haben aufgeschlossen, wir auch. Also im Prinzip ist alles gleich geblieben - eine leichte Überlegenheit von McLaren. Dieser Sprung, den manche da gesehen haben, der ist ausgeblieben. Aber generell sind wir zufrieden. Wir hatten schon lange nicht so einen guten Freitag."
Marko hatte nach der ersten Session noch gesagt: "Wenn jemand einen Schritt vorwärts gemacht hat, dann ist es Ferrari." Doch Lewis Hamilton und Charles Leclerc, die im FT1 noch die Plätze 3 und 4 belegt hatten, rutschten im Klassement am Nachmittag auf P11 und P5 ab. Hamilton war nach seiner schnellen Runde besonders unzufrieden und funkte: "Das Auto ist unfahrbar, Kumpel."
Nach dem Training sagt Hamilton, der Freitag in Barcelona habe "keinen Spaß" gemacht: "Es war kein guter Tag. Im Moment würde ich nicht sagen, dass ich das Team besonders motiviere. Du kommst am Freitag an und hoffst auf einen guten Tag, und dann läuft es einfach nicht."
"Ganz ehrlich: Ich dachte wirklich, dass das Auto heute gut sein würde. Im ersten Training war es gar nicht so schlecht, aber das zweite war deutlich schlechter, und das ist natürlich für alle frustrierend. Wir hatten ein Problem, durch das wir Abtrieb verloren haben. Hoffentlich ist das bis morgen behoben, dann sollten wir in einer besseren Position sein."
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Unzufriedenheit herrschte auch an anderer Stelle. Etwa bei Yuki Tsunoda (Marko: "Hat nicht das gleiche Paket wie Max"), dem zweiten Red-Bull-Fahrer, der 0,923 Sekunden auf Piastris Bestzeit verlor und um 0,613 Sekunden langsamer war als sein Teamkollege Verstappen. Als seine schnelle Runde zu Ende war, meckerte er am Boxenfunk: "So viel, wie ich rutsche, das ist nicht normal."
Red Bull reagierte auf Tsunodas Schwierigkeiten und gab dem Japaner daraufhin detaillierte Fahranweisungen wie: "Wir sehen, was du mit dem Mittelschalter machst. Das ist gut [...]." Oder: "Gutes Management in Kurve 3. Uns gefällt, was du da machst. Konzentrier dich jetzt mehr auf die Eingangsgeschwindigkeit in Kurve 12. Da verlierst du Zeit." Ergebnis: Platz 13.
Monaco-Sieger Lando Norris, im FT1 in Barcelona noch Schnellster, rutschte am Nachmittag auf Rang 4 ab (+0,310), gefolgt von Leclerc, Andrea Kimi Antonelli (Mercedes/+0,538), Fernando Alonso (Aston Martin/+0,541) und Pierre Gasly (Alpine/+0,625). Die beiden Racing Bulls sicherten sich P9/10, und Nico Hülkenberg (Sauber/+0,832) wurde Zwölfter.
Bei den Longruns in der zweiten Hälfte der Session zeigte sich indes ein gewohntes Bild. Besonders die Simulation von Norris auf weichen Reifen, im tiefen 1:20er-Zeitenbereich, war beeindruckend. Ähnlich schnell war mit dem Soft-Pirelli nur Verstappen. Russell im Mercedes hingegen fehlte auf das Niveau der beiden mehr als eine halbe Sekunde.
Marko glaubt, dass Red Bull noch "kleine Verbesserungen finden" muss und sagt: "Es schaut so aus, als wäre Piastri im Qualifying der Schnellere. Im Longrun war es interessanterweise Norris. Das spielt uns ganz gut in die Karten, wenn wir uns da dazwischenschalten können. Aber es wird ganz eng, das haben wir gesehen. Das wird sich wieder im Hundertstelbereich abspielen."
Norris spricht von "Kleinigkeiten", die McLaren nach Tag 1 noch verbessern muss, und sagt: "Etwas, das wir immer sehr gut machen, ist, mit einer guten Ausgangsbasis ins Wochenende zu starten." Aber: "Dann ist es schwer, sich von diesem Punkt aus noch groß zu verbessern - was aber eigentlich etwas Gutes ist, nichts Schlechtes."
Und Russell freut sich, dass die Quali-Simulationen von Mercedes "ganz okay" waren, "aber die Longrun-Pace sieht nicht überragend aus. Trotzdem schön, dass das Auto wieder da ist, wo es vor den letzten paar Rennen war. Die Longrun-Pace war eines unserer Themen in letzter Zeit. Das ist schon eine kleine Sorge."
Zu nennenswerten Zwischenfällen kam es während des zweiten Trainings nicht. Die einzige kleine Schrecksekunde gab es nach etwa zehn Minuten, als Oliver Bearman (Haas) in Kurve 3 etwas zu schnell war, nach außen getragen wurde und einen Dreher nicht verhindern konnte. Bearman konnte aber weiterfahren und belegte am Ende Platz 19.
Wo kann man den Grand Prix von Spanien live sehen?
Es ist ein Fixpunkt für Hardcore-Fans der Formel 1, nach Ende aller Sessions eines Tages am Abend beim YouTube-Kanal von Formel1.de (Jetzt kostenlos abonnieren!) reinzuzappen. Denn wenn die TV-Broadcaster längst aus ihren Übertragungen ausgestiegen sind, steigt dort die tägliche Formel-1-Analyse mit Kevin Scheuren und, wie immer am Freitag, Kevin Hermann mit der Analyse der Longrun-Daten. Am Freitag, Samstag und Sonntag beginnen die Livestreams jeweils um 22:30 Uhr deutscher Zeit.
Übrigens: Die täglichen Formel-1-Livestreams werden 2025 nicht nur auf YouTube, sondern auch auf dem Twitch-Kanal von Formel1.de ausgestrahlt. Wer Amazon-Prime-Abonnent ist und seinen Prime-Account mit Twitch verknüpft, kann so ein Kanalabo kostenlos abschließen und die journalistische Arbeit des Formel1.de-Teams so unterstützen. Eine detaillierte Anleitung, wie das geht, gibt's auf YouTube.
Im deutschen Free-TV zeigt RTL den Grand Prix von Spanien live. Die Live-Sendung zum Qualifying beginnt am Samstag um 15:30 Uhr mit Vorberichten, die Berichterstattung zum Rennen am Sonntag um 14:00 Uhr. Start ist um 15:00 Uhr. Dazu zeigt der Pay-TV-Sender Sky wie immer alle Sessions live. In Österreich ist diesmal der ORF dran. Und in der Schweiz wie immer das SRF. (Hier geht's zur TV-Übersicht für den Grand Prix von Monaco 2025!)