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Warum eine lange Safety-Car-Phase Monaco auf den Kopf stellen könnte
Für Pirelli wird Monaco eines der unvorhersehbarsten Rennen, doch Mario Isola hat vor einigen Szenarien Angst, darunter eine lange Safety-Car-Phase
(Motorsport-Total.com) - Pirelli-Manager Mario Isola kennt das Geheimnis eines spannenden Formel-1-Rennens: "Wenn nicht alles unter der Kontrolle der Ingenieure ist, wird das Rennen besser", sagt er. Genau das erhofft man sich am Sonntag beim Grand Prix in Monaco, der mit einer Besonderheit aufwartet: Jeder Fahrer muss mindestens zwei Boxenstopps machen.

© LAT Images
Wie sich das Rennen in Monaco entwickeln wird, ist aktuell nicht abzusehen Zoom Download
Für das ansonsten klare Einstopp-Rennen ist eine komplett andere Herangehensweise gefragt, und vor dem Rennen werden die wildesten Theorien ausgepackt, welche Strategie die Teams fahren könnten - welche davon klappt, weiß aber niemand.
"Wenn man auf ein Safety-Car setzt, ist es natürlich besser, mit Medium oder Hard zu starten, um im ersten Stint flexibler zu sein. Aber vielleicht startet jemand mit dem Soft wegen der Track-Position und um dem Verkehr zu entkommen, der hier immer ein Problem ist", sagt Isola. "Der Soft bietet die Möglichkeit, rund 15 Runden zu fahren und dann zu wechseln."
Red Bull, Racing Bulls und Sauber werden den C6, der in Imola im Rennen komplett gemieden wurde, auf jeden Fall irgendwann fahren müssen, da sie nur je einen Satz Hard und Medium für das Rennen übrig haben.
"Das bedeutet, dass eine Strategie für morgen vorherzusagen so gut wie unmöglich ist. Denn jede Kombination ist offen, alles ist möglich. Es ist wirklich schwer zu sagen, ob eine dieser Kombinationen schneller ist als die anderen", meint Isola. Und in Monaco kommt eh immer alles anders, da man immer mit einem Safety-Car rechnen muss.
Zwei frühe Stopps für Isola "keine Option"
Die neue Regel bietet aber vor allem Fahrern im Hinterfeld die Chance, mit einer extremen Strategie noch etwas zu bewerkstelligen. Viel wurde etwa darüber geredet, ob Fahrer gleich nach der ersten Runde an die Box kommen, um ihren ersten Stopp abzuleisten. "Es ist nicht verboten", meint Isola, hält das aber für "keine Option" - einfach aufgrund der Safety-Car-Gefahr.
"Wenn man beide Stopps am Anfang macht und dann kommt ein Safety-Car, schadet man sich selbst. Man verliert dann Zeit für den Boxenstopp und hat keinen Vorteil durch das Safety-Car oder VSC", sagt er. "Ich weiß, dass die Strategieingenieure an allen möglichen Strategien arbeiten. Ich denke, es wird interessant, was sie letztlich entscheiden. Es ist etwas völlig Neues - für uns und auch für sie."
Das heißt, dass das Rennen durchaus interessanter als in den vergangenen Jahren werden könnte, wo der Führende das Feld einfach komplett eingebremst hat und quasi im Schleichtempo um die Strecke kroch.
Doch dazu gibt es laut dem Italiener 2025 weniger Anreiz. "Bei den normalen Regeln mit einem Stopp geht es nur um Track-Position. Man verlangsamt das Feld, passt den Stoppzeitpunkt an, um den Verkehr zu vermeiden und die Position zu halten. Mit dieser neuen Situation ist das schwieriger vorherzusehen", sagt er.
"Wenn ein Strategieingenieur in der Lage ist, all diese unbekannten Elemente vorherzusehen, dann ist er ein Genie, kein Ingenieur. Es ist sehr komplex, mehr Dinge müssen beachtet werden", so Isola. "Wir haben mit einigen Teams gesprochen - sie haben sich nicht leichtgetan, die richtige Strategie zu finden. Sie werden schon eine Lösung finden, aber das Ergebnis ist deutlich ungewisser."
Angst vor langem Safety-Car
Im vergangenen Jahr war das Rennen für die Strategen das einfachste überhaupt, denn es gab keine Strategie. Aufgrund der roten Flagge nach dem Start konnten alle Fahrer kostenlos ihre Reifen wechseln und mussten nicht mehr an die Box kommen - Langeweile war vorprogrammiert.
Mit den zwei Pflichtstopps wollte die FIA genau das verhindern, und dennoch gibt es einige Szenarien, vor denen Pirelli Angst hat. Eines davon ist ein langes Safety-Car wie zuletzt in Imola. "Dann würden alle in dieser Zeit zweimal stoppen", weiß Isola.
"Das ergibt Sinn: Man nutzt die Gelegenheit, wenn die Barrieren repariert werden oder ein Auto geborgen wird. Dann hat man beide Stopps erledigt - keine Pflicht mehr im weiteren Rennen. Das Problem ist aber: 20 Autos in dieser Boxengasse? Ich bin nicht sicher, ob da genug Platz ist."
"Das Risiko ist, dass das zweite Auto eines Teams nicht gleichzeitig reinfahren kann, also in der Fast Lane stehen bleibt - und das blockiert dann andere. Das ist heikel", meint er.
Teams werden langfristig lernen
Aber warten wir ab, wie es kommen wird. Für Isola ist es im Vorfeld die ungewisseste Strategie seit langem, obwohl die Anzahl der Boxenstopps im Grunde feststeht. Er würde dieselbe Situation aber gerne auch auf einer normalen Strecke erleben, auf der Überholen möglich ist, weil das zu mehr Abwechslung sorgen könnte.
"Klar ist aber: Wenn man auf zwei Pflichtstopps setzt, gehen die strategischen Variationen verloren. Andererseits wird es komplexer für die Ingenieure." Das Problem ist in der Formel 1 immer ein anderes: "Langfristig wird es so sein, dass alle Teams lernen, was die beste Strategie ist", weiß Isola. "Und dann machen es alle gleich."
Denn alle wollen die schnellste Lösung für sich finden. "Jetzt ist es noch offen, aber wenn sich das etabliert, machen alle wieder dasselbe."