Motor einfach ausgegangen: Bodenwelle setzt Russell-Mercedes außer Gefecht
Mercedes erlebt in Monaco den Qualifying-Horror: Während George Russells Auto sich selbst abschaltet, verunfallt Kimi Antonelli nach einem "unnötigen Fehler"
(Motorsport-Total.com) - Drei Jahre ist es her, dass Mercedes im Qualifying eine ähnliche Schlappe wie an diesem Samstag in Monaco erleiden musste. In Imola 2022 fuhren George Russell und Lewis Hamilton auf die Startpositionen elf und 13 und waren damit nicht in Q3 vertreten. Seitdem hat es immer mindestens ein Silberpfeil-Pilot in die Top 10 geschafft - bis heute.
Das Qualifying in Monaco kann aus Mercedes-Sicht durchaus als herbe Pleite bezeichnet werden. Denn weder Russell noch Andrea Kimi Antonelli konnten in Q2 überhaupt eine vernünftige Zeit setzen, sodass sie am Sonntag nur von den Positionen 14 und 15 aus ins Rennen gehen - gerade in Monte Carlo ein besonders ungewolltes Szenario.
War es bei Antonelli aufgrund eines Unfalls in Q1 Eigenverschulden, so streikte bei Russell urplötzlich die Technik, sodass der Engländer im Tunnel liegenblieb und die rote Flagge nötig machte.
Die Ursache klingt erst einmal kurios: Eine Bodenwelle soll den Motor des Mercedes W16 einfach abgestellt haben. "Diese Bodenwelle war das ganze Wochenende über schon da, ich habe sie das ganze Wochenende gespürt, aber aus irgendeinem Grund hat in diesem Moment der komplette Motor abgeschaltet, als ich über die Bodenwelle gefahren bin", erklärt Russell.
"Das ist wirklich enttäuschend", hadert er, denn er glaubt, dass für Mercedes ein starkes Ergebnis möglich gewesen wäre. "Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir heute in den Top 4 hätten sein können. Jetzt sind wir es nicht."
Denn nachdem man sich zunächst beim Set-up etwas verrannt hatte, war Russell zurück zum ursprünglichen Set-up gegangen und hatte sofort wieder das Gefühl, gut dabei zu sein.
"In Q1 hat es Klick gemacht. Wir waren einer der wenigen Fahrer, die keinen neuen Reifensatz genommen haben. Ich bin nur eine Kurve in Q2 gefahren und war schon fast zwei Zehntel schneller. Das allein hätte locker für Q3 gereicht mit zwei Reifensätzen", glaubt er.
"Wir hatten zwei harte Sätze, wir hatten dieses Wochenende eine echte Chance, aber jetzt ist alles verpufft. Das Wochenende ist gelaufen, also ziemlich frustrierend."
Antonelli mit "unnötigem Fehler"
Teamkollege Antonelli konnte erst gar nicht in Q2 eingreifen, weil er in Q1 in der Hafenschikane in die Leitplanke gefahren war und sein Auto in der Streckenbegrenzung geparkt hatte.
Der Italiener spricht von einem "unnötigen Fehler", weil er seiner Meinung nach wohl auch so in Q2 gekommen wäre. Antonelli hatte wie tags zuvor Isack Hadjar beim Einlenken in die Schikane mit dem linken Hinterrad die Leitplanke touchiert. "Ich konnte dann einfach nicht mehr nach rechts einlenken", sodass er frontal in die Streckenbegrenzung fuhr.
"Das war mein Fehler, also muss ich mir das definitiv nochmal anschauen und herausfinden, was ich anders machen muss", hadert er und weiß, dass eine Menge mehr möglich gewesen wäre. "Das Auto fühlte sich im Qualifying definitiv besser an, und ich habe versucht, in den Rhythmus zu kommen. Es ist einfach schade, es so zu beenden, denn heute geht definitiv alles auf meine Kappe."
Spült die neue Regel Mercedes nach vorne?
Mercedes erwartet am Sonntag ein äußerst schwieriges Rennen, da kommt es für das Team wohl zu einem guten Zeitpunkt, dass die FIA in Monaco etwas Neues probiert und zwei Boxenstopps vorschreibt. Weil niemand weiß, was das für das Rennen heißt, bieten sich für hintere Teams eventuell durchaus Chancen.
"Es wird sicherlich verrückte Strategien geben", glaubt Russell, sieht dabei aber ein Problem: "Wir stehen auf P14. Wenn Leute verrückte Strategien fahren, geht die Hälfte einen Weg, die andere Hälfte den anderen. Egal, welchen Weg wir wählen, wir hängen trotzdem hinter fünf Autos fest."
Die zwei Strategien heißen für ihn: Boxenstopp nach Runde 1 oder sehr lange draußen bleiben. Wofür sich Mercedes entscheiden wird, das ist noch offen.
"Wir werden uns wohl entscheiden, sobald wir wissen, auf welchen Reifen die Teams starten", sagt Russell. "Wer auf dem C6 startet, plant einen sehr frühen Stopp. Wer auf dem harten Reifen startet, der will lange draußen bleiben. Sobald wir sehen, womit sie starten, treffen wir die Entscheidung."