• 20. Mai 2025 · 09:25 Uhr

Zwei Stopps, doppeltes Chaos: Warum in Monaco der Strategie-Wahnsinn droht

Die FIA führt 2025 in Monaco zwei Pflichtboxenstopps ein - eine Regel, die für mehr Action sorgen soll, aber pures Chaos auslösen könnte

(Motorsport-Total.com) - Direkt nach dem Rennwochenende in Imola reist die Formel 1 weiter an die Côte d'Azur. Der Große Preis von Monaco steht an - und auch in dieser Saison wird das traditionsreiche Stadtrennen die Geister scheiden. Während Formel-1-Puristen das Event feiern, ist es für andere das langweiligste Rennen des Jahres. Eine neue Regeländerung für 2025 soll nun beiden Lagern ein Spektakel bieten.

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Die Überholproblematik in Monaco könnte 2025 zu noch absurderen Strategien führen Zoom Download

Bereits im Februar kündigte der Automobil-Weltverband FIA an, dass beim diesjährigen Monaco-Rennen jeder Fahrer zu zwei Reifenwechseln verpflichtet ist. Bisher mussten die Fahrer bei einem trockenen Rennen einfach zwei verschiedene Reifenmischungen fahren. Die neue Regel gilt dabei auch bei einem möglichen Regenrennen, obwohl in nassen Bedingungen normalerweise sogar eine Nullstoppstrategie erlaubt wäre.

Der Grund für die Neuerung ist eindeutig: Im Vorjahr wurde das Rennen nach nur einer Runde mit einer roten Flagge unterbrochen, nachdem es direkt nach Kurve eins zu einem großen Unfall zwischen den beiden Haas-Piloten und Sergio Perez kam.

Aufgrund des geringen Reifenverschleißes wechselten sämtliche Fahrer während der Rotphase ihre Pneus und konnten anschließend ohne weiteren Boxenstopp bis ins Ziel durchfahren. Damit war das Rennen bereits nach wenigen Minuten entschieden - denn Überholmanöver sind im Fürstentum bekanntlich fast unmöglich.

Die Vorteile der neuen Monaco-Regel

Die neue Monaco-Regelung soll ein solches Szenario verhindern, was übrigens nicht nur im Fürstentum, sondern potenziell auch auf anderen Strecken mit geringem Reifenabbau wie etwa in Saudi-Arabien oder Baku passieren könnte. Während einer roten Flagge kann man zeitlich nur einmal die Reifen wechseln, da die Autos in der Boxengasse stehen und nicht wie bei einem Safety-Car in Bewegung sind.


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Rückblickend hätte die Regeländerung also im Vorjahr dafür gesorgt, dass alle Fahrer die Rotphase für ihren ersten Stopp hätten nutzen können, der zweite Wechsel aber noch ausständig gewesen wäre. Das Rennen wäre somit taktisch nicht bereits nach Runde eins entschieden gewesen. Zudem sorgen zwei Boxenstopps grundsätzlich für mehr Abwechslung, erhöhen das strategische Spektrum und können eintönige Rennverläufe auflockern. Klingt zunächst nach einer cleveren Lösung - oder?

Chaos programmiert: Hat die FIA das Wichtigste übersehen?

Ein Blick auf die Strategiehistorie zeigt: Monaco ist seit jeher ein Härtetest für Teamstrategen. Die extrem engen Kurven, kurzen Geraden und lediglich eine DRS-Zone mit einem Zeitgewinn von etwa einer halben Zehntel machen Überholmanöver nahezu unmöglich.

Mit durchschnittlich nur zwölf Überholmanövern pro Rennen seit 1984 ist der Stadtkurs der Ort mit den wenigsten Positionswechseln im gesamten Formel-1-Kalender. Der glatte Asphalt und die langsamen Kurven führen außerdem dazu, dass selbst die weichsten Reifen kaum Verschleiß aufweisen. Auch der neu eingeführte C6-Reifen wird daran wenig ändern - zumal unklar ist, ob er im Rennen überhaupt zum Einsatz kommt.

In Monaco sind extreme Taktikspielchen an der Tagesordnung - und das wird sich auch 2025 nicht ändern. Ein beliebtes Mittel: Der Führende verlangsamt das Tempo bewusst, um das Feld eng beisammen zu halten und den Verfolgern keine Undercut-Möglichkeit zu bieten. Denn wer zu früh stoppt, bleibt im Verkehr stecken. Gleichzeitig versuchen Hinterbänkler regelmäßig, ihren Pflichtboxenstopp bereits in der ersten Runde abzuhaken und dann das Rennen durchzufahren.

In diesem Jahr könnten sich die taktischen Spielchen noch zuspitzen - denn die FIA hat im neuen Reglement keine festen Boxenstoppfenster definiert. Vor allem die hinteren Teams könnten versucht sein, beide Pflichtstopps direkt zu Beginn des Rennens - etwa in Runde eins und zwei - zu absolvieren, um anschließend auf freie Fahrt zu hoffen. Kommt zudem ein frühes Safety-Car, wird der Zeitverlust minimiert und das Feld rückt wieder zusammen - das strategische Chaos wäre perfekt. Ob das im Sinne des Erfinders ist?

Fazit: Monaco bleibt Monaco - oder doch nicht?

Die neue Regel stellt sicher, dass das Rennen nach einem frühen Rennabbruch nicht sofort entschieden ist. Doch bei einem normalen Rennverlauf könnten neue Probleme entstehen. Es wirkt fast so, als hätte die FIA in erster Linie auf das Problem der Rotphasen reagiert - weniger aber auf das eigentliche Grundproblem an der Strecke.

Denn Monacos zentrale Herausforderung ist nicht die übliche Einstoppstrategie - es ist die extreme Überholschwierigkeit. Weichere Reifen sorgen nur für noch mehr Reifenmanagement und Bummeltempo, während zusätzliche Pflichtstopps zu taktischem Chaos führen könnten. Sinnvoller wäre es womöglich gewesen, die Rotphasen-Regel anzupassen - etwa dahingehend, dass Reifenwechsel unter roter Flagge nicht als reguläre Boxenstopps gewertet werden.


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Letztlich bleiben wohl nur zwei Optionen, um das Monaco-Dilemma zu lösen: Entweder wird die Strecke umgebaut, um Überholmöglichkeiten zu schaffen - was die Strategievielfalt auf natürliche Weise erweitern würde - oder man akzeptiert Monaco, wie es ist.

Als unvergleichlichen Klassiker der Formel 1, der weniger durch Rennaction als durch seine besondere Atmosphäre besticht. Mit einem Qualifying der Extraklasse und einem Rennen, das vor allem davon lebt, dass 20 Fahrer 78 Runden lang mit durchschnittlich 171 km/h durch die engen Straßenschluchten einer der glamourösesten Städte der Welt jagen. Immerhin ist es nur eines von 24 Rennen im Kalender.

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