• 19. Juni 2022 · 02:00 Uhr

George Russell erklärt Slicks-Poker: "Nicht hier, um Dritter zu werden!"

Mercedes-Fahrer George Russell schildert seine Beweggründe für den riskanten Schritt, im Formel-1-Qualifying in Montreal auf feuchter Strecke Slicks zu wählen

(Motorsport-Total.com) - "Manchmal musst du was riskieren", meint George Russell. Im Qualifying zum Kanada-Grand-Prix 2022 in Montreal (hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) sah der Mercedes-Fahrer seine Chance: Als Einziger ließ er in Q3 auf noch teilweise feuchter Strecke Trockenreifen aufziehen, doch sein Versuch ging schief: Russell flog ab und verpasste die Sensation, holte statt einem Spitzenplatz nur P8 in der Startaufstellung.

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George Russell mit Slicks im Formel-1-Qualifying in Montreal 2022 Zoom Download

War es also das Risiko wert? Russell bejaht: "Ich wollte um die Poleposition kämpfen. Ich bin ja nicht hier, um mich mit P3 oder P4 zu begnügen. Also ja: Das Risiko ist hoch, aber die [potenzielle] Belohnung ist es auch. Und dieses Mal ging die Rechnung nicht auf."

Dabei hatte sich Russell durchaus gute Erfolgschancen ausgerechnet, eine fliegende Runde auf weichen Slicks hinlegen zu können. "Wir hatten ein gutes Auto und ich sah, wie sich die trockene Linie aufbaute", meint Russell.

"Die Hälfte der Strecke war trocken. Auf einem weiteren Viertel gab es eine schmale trockene Linie. Und im letzten Viertel bei Kurve 1 und Kurve 2, da trocknete es allmählich. Es braucht aber nur eine Kurve, damit es schiefgeht, und mir ist das in den Kurven 1 und 2 passiert."

Dort war der Kurs eben noch nicht trocken genug für Trockenreifen, weshalb Russell gleich zu Beginn seiner schnellen Runde ausgangs Kurve 2 die Kontrolle verlor und rückwärts in die Banden rutschte. Dabei demolierte er sich den Heckflügel, seine Runde war futsch.

Russell: Was er hätte anders machen können

"Rückblickend muss ich sagen: Ich hätte schon nach der Aufwärmrunde direkt wieder an die Box fahren und auf Intermediates zurückwechseln sollen", so Russell. "Damit hätte ich am Ende zumindest eine Runde gehabt. So hätte ich wahrscheinlich bis auf P4 nach vorne gelangen können. Aber manchmal musst du was riskieren."


Analyse: So kam's zum irren Grid in Kanada!

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Er kann's also doch: Im Qualifying in Montreal war der Mick Schumacher die große Sensation. Für Sebastian Vettel hingegen setzte es eine Enttäuschung. Weitere Formel-1-Videos

Genau so sieht das auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Seine Mannschaft befinde sich derzeit nicht im Titelrennen und "kann in solchen Momenten auch ein Risiko eingehen", sagt Wolff. "Ich finde solche Risiken und mutige Entscheidungen gut. Und es hätte ein Goldgriff werden können. War es aber nicht. Du musst es trotzdem probieren, wenn du dich in unserer Position befindest."

Denn für Russell hat es schon einmal gut funktioniert: Er fühlte sich in Montreal an Sotschi 2021 erinnert. "Damals war es ähnlich", meint er. "Ich war einer von nur drei Fahrern, die von Intermediates auf Slicks gewechselt sind, und am Ende erzielte ich P3 für Williams."

Wer die Entscheidung getroffen hat

Er selbst habe daher die Entscheidung getroffen, es auch in Kanada probieren zu wollen. Wie das Team auf seinen Vorstoß reagiert habe? Russell: "Wir gehen offen und vertrauensvoll miteinander um. Es war eine mutige Entscheidung. Es ging entweder Richtung P1 oder eben dahin, wo wir jetzt stehen."

Gewissensbisse habe er deshalb aber "gar nicht", betont Russell. "Es würde mich wahrscheinlich viel mehr ärgern, wenn ich mich für P3 oder P4 qualifiziert, es aber nicht [mit Trockenreifen] probiert hätte. So ist das manchmal im Sport. Das ist nicht das Ende der Welt."


Fotostrecke: Formel 1 2022 in Montreal: Das Wichtigste zum Samstag

"Wir müssen halt mal was probieren. Ich bin froh, dass wir es gemacht haben. Wir hatten dieses Jahr schon schlechtere Qualifyings, und das unter normalen Umständen. Platz drei, Platz vier wäre schön gewesen, wir hatten auch definitiv die Pace dafür. Aber die Punkte gibt es erst am Sonntag."

Keine zweite Stützstrebe am Mercedes W13

Dann tritt Mercedes übrigens ohne die zusätzliche Stützstrebe für den Unterboden an, die das Team in Montreal erstmals ans Auto montiert hatte. Alpine hatte einen Protest angedroht. Doch das ist laut Russell nicht der entscheidende Grund, weshalb Mercedes lieber ohne die zweite Stütze fährt.

Er erklärt: "Ich denke, die [zweite] Strebe hat praktisch nichts genutzt, alleine aufgrund des Winkels, indem wir sie ans Auto anschrauben konnten. Theoretisch sollte sie etwas verbessern, aber praktisch hatte sie wohl keinen echten Effekt bei uns."

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