• 02. August 2020 · 16:48 Uhr

F1 Silverstone 2020: Drei Reifen reichen Lewis Hamilton zum Sieg!

49 Runden lang plätscherte der britische Grand Prix vor sich hin, aber dann ging's richtig zur Sache! Am Ende gewann trotzdem wieder Lewis Hamilton ...

(Motorsport-Total.com) - Es gibt anscheinend nichts, was Mercedes in der Formel-1-Saison 2020 aufhalten kann! WM-Leader Lewis Hamilton (nunmehr mit sagenhaften 30 Punkten Vorsprung) hat seinen Heim-Grand-Prix in Silverstone sogar mit drei intakten Reifen gewonnen. In einem dramatischen Finish setzte er sich letztendlich 5,9 Sekunden vor Max Verstappen (Red Bull) und 18,5 Sekunden vor Charles Leclerc (Ferrari) durch.

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Lewis Hamilton fuhr mit Reifenschaden als Sieger über die Ziellinie Zoom Download

49 Runden plätscherte der Grand Prix von Großbritannien vor sich hin. Die Mercedes-Dominanz war erdrückend. Nur eine Runde nach dem Re-Start in Runde 6 hatte Hamilton bereits 3,1 Sekunden Vorsprung auf Verstappen, den ersten Mercedes-Jäger. Eine weitere Runde später waren es schon vier Sekunden! Und es ging in dieser Tonart weiter.

In der 50. Runde dann plötzlich Drama, als Bottas in der Luffield-Kurve der linke Vorderreifen platzte. Bitter, weil er bis zur Box einen langen Weg vor sich hatte. Verstappen zog noch auf der Strecke am Finnen vorbei und wechselte dann gleich auf Soft-Pirellis, um in der letzten Runde auf den Bonuspunkt loszugehen. Was ihm auch gelang: 1:27.097 Minuten.

Bottas hatte - wie (fast) alle anderen - in der Safety-Car-Phase nach dem Crash von Daniil Kwjat (AlphaTauri) von Medium auf Hard gewechselt und wollte mit dem Reifensatz durchfahren. Ob das auf der anspruchsvollen Strecke einfach zu viel war oder ob Teile von Kimi Räikkönens Alfa-Frontflügel die Reifen aufgeschlitzt haben, muss Pirelli erst klären.

Heidfeld: Ursache für Reifenschäden unklar

"Ich bin gespannt, ob es wirklich an den Teilen lag", analysiert 'Sky'-Experte Nick Heidfeld. "Würde mich wundern, weil es bei allen der linke Vorderreifen war. Von dem haben wir schon vor dem Rennen gesagt, dass das der ist, der am meisten beansprucht wird. Und bei Valtteri konnte man auch sehen, dass es aussah wie Blasen links vorne."


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Bottas sollte nicht das einzige Opfer bleiben. Die letzte Runde war gerade angebrochen, da explodierte plötzlich auch bei Hamilton der linke Vorderreifen! "Mir wäre fast das Herz stehengeblieben", sagt er. "Als ich hörte, dass Valtteris Reifen hinüber war, wollte ich das Auto nur noch ins Ziel tragen. Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass die Reifen am Ende waren."

Alexander Wurz hatte im 'ORF' ein paar Runden zuvor noch beruhigt: "Kein Grund zur Sorge. Blistering ist ganz normal." Ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte. Aber weil Verstappen an die Box gekommen war, reichte der Vorsprung. "Das Auto ließ sich noch irgendwie lenken", sagt Hamilton. Seine größte Angst: "Dass sich Gummifetzen lösen und auch noch den Flügel zerstören."

"'Bono' gab mir den Vorsprung durch", lässt er seine dramatische letzte Runde Revue passieren. "Da waren es noch 30 Sekunden. Der Vorsprung wurde aber schnell kleiner. Ich kam ganz gut durch Becketts und Maggotts. Ab Stowe war es dann aber echt zäh. Da waren auf einmal neun Sekunden weg. Von da an gab ich nur noch Vollgas. Sowas habe ich noch nie erlebt!"

Verstappen konnte Reifendrama ahnen

Anders als die Mercedes-Fahrer hatte Verstappen schon so etwas wie eine Vorahnung: "Zehn Runden vor Schluss sahen die Reifen echt nicht mehr gut aus", erklärt der Red-Bull-Pilot. "Ich habe den Jungs gefunkt: 'Sieht nicht hübsch aus.' Im Nachhinein doof gelaufen, dass wir an die Box gekommen sind. Aber ich bin auch mit dem zweiten Platz sehr zufrieden."

Zumal sich die Trauer über den möglicherweise verlorenen Sieg bei Red Bull in Grenzen hält: "Max' Reifen hatte auch eine riesen Rille drin. Wären wir draußen geblieben, hätte es keine Garantie gegeben, dass er die Zielflagge gesehen hätte", analysiert Teamchef Christian Horner und lobt: "Er ist heute ein super Rennen gefahren."

Die 5,9 Sekunden Rückstand von Verstappen auf Hamilton schmeicheln Red Bull. In Wahrheit fährt Mercedes 2020 auf einem anderen Stern als alle anderen. "Sie haben das Tempo kontrolliert", vermutet Horner. Und Wurz analysiert: "Mercedes gibt ihren Fahrern nur so viel Power, wie sie benötigen, um zu gewinnen. Das ist die Machtdemonstration schlechthin."

Alle anderen wurden in einem bis zum Reifendrama wenig aufregenden Rennen zu Statisten degradiert. Leclerc etwa, der meilenweit hinter Verstappen ein einsames Rennen zu Platz vier fuhr und am Ende von Bottas' Pech aufs Podium gespült wurde. Oder Lando Norris (McLaren), der mit Platz fünf zufrieden ist: "Die Renaults waren definitiv schneller als wir", findet er.

Eigentlich hätte Carlos Sainz (McLaren) Fünfter werden sollen, aber der Spanier erlitt genau wie das Mercedes-Duo einen späten Reifenschaden und fiel auf P13 zurück. Pierre Gasly (AlphaTauri) war der große Gewinner der Schlussphase: Er rückte noch auf P7 auf - wohlverdient auch wegen des Überholmanövers gegen Vettel, trotz exakt gleicher und gleich alter Reifen!

Albon: Nächste Pleite für den Thailänder

Alexander Albon (Red Bull) wurde Achter. "Schadensbegrenzung", grummelte er nach der Zieldurchfahrt. Seine Kollision mit anschließendem Crash von Kevin Magnussen (Haas) war der Auslöser der ersten Safety-Car-Phase. "Alex stach zuerst entschlossen rein, zog dann aber zurück. Für mich ein Rennunfall", findet Horner.

Immerhin: Albon gewann, auch dank der frischeren Reifen, das Prestigeduell gegen Vettel. Der hatte in der letzten Runde alle Hände voll damit zu tun, sich gegen Bottas zu verteidigen, und rettete den letzten WM-Punkt mit 0,3 Sekunden Vorsprung. Über weite Strecken des Rennens steckte er hinter Ocon auf P10. Einmal war er in Copse neben der Strecke, als er den Renault überholen wollte.

Die große Enttäuschung war Racing Point. Lance Stroll erwischte von P6 zunächst einen guten Start und war schon Fünfter, kam aber nur als Achter aus der ersten Runde zurück. Später wurde er, offensichtlich mit technischen Problemen, auch noch von Gasly und Albon überholt. Statt aufs Podium zu fahren, wie vor dem Wochenende gehofft, musste er sich mit P9 begnügen.

Und Nico Hülkenberg? Wer in ein paar Jahren in die Statistik schaut, der wird den Racing-Point-Ersatzmann nicht in der Starterliste des Rennens finden. Weil es seiner Crew nicht gelang, den Motor zu starten, konnte er nicht einmal aus der Box in die Startaufstellung fahren. Damit ist Silverstone 2020 ein "DNS" ("did not start") für den 32-Jährigen.

"Passt irgendwie zu den verrückten Tagen, die ich hier erlebt habe. Aber es ist natürlich eine Enttäuschung für mich und das Team", seufzt Hülkenberg. Besonders bitter: Er war der einzige Fahrer, der mit harten Reifen ins Rennen gestartet wäre. Das hätte aufgrund der Safety-Car-Phasen zu einem Goldgriff werden können.

Hülkenberg trauert wichtiger Erfahrung nach

Ob er in einer Woche beim zweiten Silverstone-Rennen noch einmal für den an COVID-19 erkrankten Sergio Perez einspringen darf, weiß er noch nicht. Aber für den Fall bleibt er vor Ort und hält sich fit. Hülkenberg: "Schade. Denn es wäre sehr wichtig gewesen, heute Erfahrung zu sammeln und das Auto besser kennenzulernen."

Was sonst noch los war? Die Taktik von Romain Grosjean (Haas), als einziger Fahrer spät von Medium auf Hard zu wechseln, verschaffte ihm zwar ein paar Runden auf P5, brachte ihm aber keine Punkte ein. Er wurde 16. von 17 gewerteten Fahrern. Und handelte sich auch noch eine Verwarnung in Form der schwarz-weißen Flagge ein, wegen seines fragwürdigen Zweikampfverhaltens.

Eine Zeitstrafe gab's für Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo), weil er während einer Safety-Car-Phase zu schnell unterwegs war. Und Kwjat sorgte mit seinem Crash bei Becketts für die Schrecksekunde des Tages: "Reifenschaden hinten rechts", lautete Wurz' erste Analyse. Das passt aber nicht zum ersten Funkspruch des Russen selbst: "Oh, Jungs. Es tut mir so leid!"

Nach vier von voraussichtlich 16 Rennen hat Hamilton 88 Punkte (und damit 30 Punkte Vorsprung auf Bottas) auf seinem Konto. Er wird Silverstone in einer Woche jedenfalls als WM-Führender in Richtung Barcelona verlassen. In der Konstrukteurs-WM führt Mercedes mit 146 Punkten vor Red Bull mit 78 und McLaren mit 51.

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