• 14. Juli 2020 · 15:42 Uhr

Daniel Ricciardo: Wollte mich nicht gleich mit dem Teamkollegen anlegen

In Spielberg wartete Daniel Ricciardo vergeblich auf eine Stallorder von Renault - Letztlich kassierte er Esteban Ocon auch so, allerdings mit gebührender Vorsicht

(Motorsport-Total.com) - Noch bevor Renault-Pilot Esteban Ocon den Grand Prix der Steiermark am vergangenen Sonntag vorzeitig aufgeben musste, lieferte er sich ein teaminternes Duell mit Daniel Ricciardo. Beide lagen in der Anfangsphase des Rennens auf den Plätzen sechs und sieben, Ocon lag dank seiner besseren Startposition vorn.

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Eng, aber fair: Ricciardo und Ocon kämpften in Spielberg gegeneinander Zoom Download

Weil Ricciardo die bessere Pace zu haben glaubte und hinter Ocon festhing, funkte er in Runde fünf an die Box mit der Bitte vorbeigelassen zu werden. "Ja, ich habe eine allgemeine Frage gestellt", erklärt der Australier. "Ich fühlte ich mich aufgehalten. Also sagte ich: 'Seht mal, Leute, ich bin im Moment ein bisschen schneller.'"

Er und Ocon befanden sich auf unterschiedlichen Strategien: Ricciardo hatte die Medium-Reifen aufgezogen, seine Teamkollegen die weichen Pneus. "Daher denke ich, dass es normalerweise zu Beginn des Rennens nicht so klug ist, zu kämpfen und Zeit zu verlieren, vor allem bei einer Split-Strategie", so der Renault-Pilot.

Renault diskutierte über mögliche Stallregie

Vom Team kam aber zunächst kein Go. Ricciardo schaffte es schließlich auch aus eigener Kraft an Ocon vorbei, ist sich aber sicher, dass das Team früher oder später eingegriffen hätte: "Ich glaube, die Entscheidung stand kurz bevor. Wenn nicht in dieser Runde, dann in der nächsten. Es wurde an der Boxenmauer diskutiert."

Im Duell mit Ocon ließ es Ricciardo bewusst vorsichtig angehen, denn er wollte keine Kollision mit seinem neuen Teamkollegen riskieren. "Es war das erste Mal, dass wir Rad an Rad fuhren", betont der Australier. "Ich wollte nichts Verrücktes tun und Bomben auf den Teamkollegen werfen, schon gar nicht so früh im Rennen."

Entsprechend positiv äußert sich Ocon über seinen Kampf mit Ricciardo: "Es war gut, mit Daniel ein Rennen zu fahren. Ich muss sagen, es war ein sehr fairer Kampf. Wir haben dem anderen Raum verlassen. Es war nicht zu aggressiv. Und das ist die Art und Weise, wie ich gegen meinen Teamkollegen antreten möchte."

Erstmals Punkte für Renault in Spielberg

Dass das Team auf eine Stallregie verzichtete, begrüßt der Franzose. "Ich glaube, die bisherige Politik des Teams bestand darin, die Fahrer miteinander kämpfen zu lassen, aber eben sauber. Und genau das haben wir getan." Ocon gibt zu, sogar noch ein Manöver geplant zu haben, doch dann musste er sein Auto abstellen.

Für Ricciardo endete das Rennen mit einem achten Platz, nachdem er eine Woche zuvor wegen eines Defekts ausgefallen war. Dafür konnte damals Ocon als Achter punkten. Für Renault waren es die ersten Zähler auf dem Red Bull Ring. Zuvor hatte das Team dort noch nie punkten können. Ein Zeichen für die eigenen Fortschritte?

"Es gab sicherlich Positives", sagt Ricciardo. "Und wenn ich mir die erste Hälfte des Rennens anschaue, als ich auf Mediums unterwegs war und die Autos vorne auf Softs, war ich sehr nah dran an der Pace von Sainz und Albon. Ich denke also, wir haben uns verbessert, und das auf einer Strecke, die für uns bisher nicht gut war."

Woher kommt Pace-Defizit auf Soft-Reifen?

Angesprochen auf die Kühlungsprobleme, die im ersten Rennen Ricciardo und im zweiten seinen Teamkollegen außer Gefecht setzten, sagt er: "Meine Kühlung war diesmal in Ordnung. Aber es scheint sich um ein sehr ähnliches Problem zu handeln, das er diesmal hatte. Das müssen wir offensichtlich weiter untersuchen."


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Unterdessen glaubt Renault die Fehlerquelle gefunden zu haben: Eine Schweißnaht am Kühler soll die Ausfälle verursacht haben. Was hingegen weiter Rätsel aufgibt, ist das Tempo auf den weichen Reifen. "Wir müssen verstehen, warum die Jungs auf den Mediums am Ende viel schneller waren als wir", sagt Ricciardo.

Während er die Softs in der Schlussphase des Rennens aufzog, fuhr Ocon sie zu Beginn des Rennens, also mit vollem Tank. Wie lautet seine Einschätzung? "Ich stimme mit Daniel überein. Ich hatte ein kleines Pace-Defizit. Was die Haltbarkeit angeht, sind wir nicht schlecht. Es fehlt uns nur etwas an Tempo", resümiert er.

P4 im Vorjahr: Hungaroring als große Chance?

Dennoch fällt der Vergleich zum Vorjahresauto bei Ricciardo insgesamt positiv aus: "Generell denke ich, dass wir anderen Autos im Rennen etwas besser folgen können und etwas weniger unter der Dirty Air leiden. Der Abtrieb und das Paket sind etwas effizienter. Bei weniger Benzin im Tank reagiert das Heck deutlich besser."

Das zeige auch der direkte Datenvergleich damals und heute. "Wenn wir uns die Traktion ansehen, kommen wir einfach deutlich früher auf Vollgas. Also ist das Heck des Autos im Moment sicherlich die Stärke im Vergleich zu dieser Zeit im vergangenen Jahr", analysiert Ricciardo und freut sich, dass es in Ungarn nahtlos weitergeht.

"Ich liebe den Hungaroring. Es ist eine meiner Lieblingsstrecken und ich bin wirklich froh, dass er seinen Platz im diesjährigen Kalender bekommen hat", schwärmt der Renault-Pilot. Und die Liebe kommt nicht von ungefähr, denn in der vergangenen Saison verpasste er in Ungarn nur knapp das Podest und wurde starker Vierter.

Ricciardo ist also zuversichtlich: "Damals war es eine unserer Rennstrecken der Saison. Ich denke, diesmal werden wir noch konkurrenzfähiger sein und eine gute Chance haben. Das und die Tatsache, dass mir die Strecke wirklich gefällt, sind zwei positive Aspekte. Ich hoffe, dass sich daraus etwas sehr, sehr Schönes ergibt."

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