• 09. Juni 2019 · 00:31 Uhr

Erleichterter Vettel macht aus Interviews eine Comedy-Show

Sebastian Vettel ist nach seiner ersten Pole seit Hockenheim 2019 richtig zu Scherzen aufgelegt - Die Erleichterung kennt keine Grenzen

(Motorsport-Total.com) - Diese Erleichterung konnte jeder im Saal spüren: Sebastian Vettel war nach seiner ersten Pole-Position der Saison 2019 richtig guter Laune und ließ auch jeden daran teilhaben. Seine Pressekonferenz und Interviewrunden mischte der Ferrari-Pilot am Samstag in Kanada immer wieder mit Gags auf. (Formel 1 2019 im Live-Ticker!) Am heftigsten bekam dies der spanische Journalist Omar Alvarez zu spüren.

Vettel, der zu diesem Zeitpunkt schon zahlreiche Fragen beantwortet hat, unterbricht ihn gleich während seiner Einführung, die bei FIA-Pressekonferenzen obligatorisch ist. "Ich bin Omar Alvarez von der spanischen Website Graining.es..." "Du hast ernsthaft eine Seite namens Graining?", platzt es aus Vettel heraus.

Auf die positive Antwort des Spaniers vergewissert sich Vettel, ob er das wirklich richtig verstanden oder es nicht doch "Raining" (Regen) heißen würde. Als Alvarez "Graining" bestätigt, fragt Vettel rhetorisch: "Seid ihr von Pirelli gesponsert oder was?" Woraufhin der Saal kollektiv in Gelächter ausbrach. Seine Frage nach Reifenhaltbarkeit beantwortete er dann aber noch ganz professionell.

Hamilton sehr flink - oder doch wunderschön?

Schon zuvor hatte Lewis Hamilton sein Fett von Vettel weg bekommen, allerdings eher unfreiwillig. Während seiner Ausführungen wollte er sagen: "Lewis ist normalerweise sehr geschickt auf dieser Strecke" (englisch: "Lewis is usually pretty handy around here").


Fotos: Grand Prix von Kanada


Allerdings verwechselte er "handy" mit "handsome", womit der Satz plötzlich lautete: "Lewis ist hier normalerweise ziemlich attraktiv." Selbst Hamilton musste dabei mitlachen, zumal "pretty" nicht nur "ziemlich", sondern als Adjektiv auch "schön" heißen kann.

Den ersten Witz bekam Vettel auf dem Silbertablett serviert, als ihn der offizielle Leiter der Pressekonferenz Tom Clarkson fragt, was für ein "Schuss in den Arm" (engl. "shot in the arm") diese Pole gewesen sei. Vettel reagiert etwas entgeistert: "Sagt man das so bei euch? Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Im Deutschen klingt das jedenfalls nicht so gesund. Eher, als hätte ich einen Fehler gemacht."

Später scherzte er noch mit einer spanischen Journalistin, was "Sandwich" denn auf spanisch heißen würde, weil Hamilton (mit seinem Kürzel "Ham", was auf englisch Kochschinken bedeutet) im Ferrari-Sandwich liege.

Oder, als er gefragt wurde, ob er ein Überraschungskandidat für die Pole gewesen sei, was man im Englischen als Murmeltier (groundhog) bezeichnet: Wie er ein ebensolches auf der Fahrt zur Strecke überfahren hat. "Ich wollte noch ausweichen, es ist mir aber nicht gelungen. Tut mir echt leid! Ich weiß nicht, wo er hin wollte - vielleicht zu einer Party im Paddock-Club. Ich habe ihm seinen Tag ordentlich ruiniert."

Chancen auf Sängerkarriere eher gering

Auf seine Gesangskünste nach der Zieldurchfahrt (Etwa: "Yes, yes, yes, yes, yes, yes, yes, yes, badawa-ba-ba-ba-bi") angesprochen, antwortet er: "Ich kann mich nicht einmal erinnern! War es wirklich so schlimm?" Und als ein Niederländer nachbohrt, was er da eigentlich gesungen habe, meint er: "Rudi Carrell!"

Warum Vettel so locker drauf war? Nicht nur, weil er endlich den Pole-Fluch gebrochen hat. Seit Hockenheim 2018 hat er nicht mehr auf dem besten Startplatz gestanden - ausgerechnet jenem Rennen, mit dem die bis heute andauernde Ferrari-Misere in der Formel 1 begann.

Es war vor allem das Wie. Vettel scheint erstmals seit den Testfahrten in Barcelona wieder über ein Auto verfügt zu haben, in dem er sich von A bis Z wohlfühlt. "Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich, wenn du merkst, dass das Auto richtig Grip hat und du attackieren kannst", schwärmt der 31-Jährige, der mit der Pole-Position auch auf jüngste Rücktritts-Gerüchte reagierte.

"Yes, yes, yes, yes, yes, yes, yes, yes, badawa-ba-ba-ba-bi."Ungefähre Transkription des Vettel-Jubels
"Es war eine dieser Runden, auf denen einfach alles gepasst hat. Richtig, richtig gut! Ich habe es sehr genossen!" Durch die schnellen Schikanen hindurch konnte er endlich wieder mit dem Vertrauen ins Auto agieren, das ihm bislang gefehlt hat. Die Leichtigkeit des Seins war zurück. "Das Auto hat mich regelrecht angeschrien: 'Gib Gas, schneller!? Ich wünschte, ich könnte diese Runde nochmal fahren - einfach des Spaßes wegen."

Doch warum lag der Ferrari SF90, der ihm bislang mehr Probleme als Freude bereitet hat, plötzlich so gut? Zwei Gründe geben für ihn den Ausschlag: "Der Schlüssel war, dass wir einerseits das Auto über Nacht verbessert haben. Und zum anderen hat sich die Strecke gut für uns entwickelt. Das Auto hat sich im Laufe des Qualifyings immer besser angefühlt."

Dritter Sektor reißt alles raus

Obschon klar war, dass Ferrari aufgrund der langen Geraden auf der Ile Notre Dame eine Chance haben würde, kam die Pole überraschend. Vettel hatte in Q1 nur 29 Tausendstelsekunden Vorsprung auf Valtteri Bottas, in Q2 war bereits Lewis Hamilton vorne. Und normalerweise steigert sich Mercedes in Q3 noch einmal ordentlich.

Teamchef Mattia Binotto spricht daher auch von einer "positiven Überraschung", obschon die Performance am ganzen Wochenende in Ordnung gewesen sei. "Wenn man schwierige Zeiten durchmacht, so wie wir das gerade tun, verleiht einem die Pole-Position natürlich Schwung und ein positives Gefühl."

Die Pole war keine Selbstverständlichkeit. So sieht es auch Vettel: "Wir hatten so viele Sitzungen dieses Jahr, in denen es eigentlich gut ausgesehen hat - zum Beispiel Baku oder Monaco, wo Charles (Leclerc) am Samstagmorgen sehr gut aufgelegt war. Aber dann hat Mercedes im Qualifying nochmal einen nachgelegt. Deshalb habe ich nicht viel erwartet."

So lag Vettel auch auf der schnellsten Runde zunächst leicht zurück. 0,034 Sekunden im ersten, 0,058 Sekunden im zweiten Sektor. "Ich habe mich in den ersten beiden Kurven etwas zurückgenommen, weil das Anwärmen der Reifen nicht hundertprozentig geklappt hat. Und ein bisschen Rückenwind hatten wir da auch noch", so die Begründung des 31-Jährigen. "Danach hat es richtig Spaß gemacht."

Und dann stand noch der dritte Sektor auf dem Programm, in dem Ferrari seinen überlegenen Topspeed schon das ganze Wochenende über ausspielt. Mehr als zwei Zehntel schenkte er Hamilton ein - und auch seinem eigenen Teamkollegen Leclerc.

"Vor der letzten Kurve konnte ich sehen, dass ich richtig Vorsprung hatte. In dieser habe ich deswegen nicht mehr alles riskiert, aber ich konnte mich auch da nochmal ein bisschen steigern. Das hat dann gereicht. Es war eine super Runde."

Nach dem Zielstrich war er sich dann aber zunächst nicht im Klaren, ob es wirklich gereicht hat: "Ich war mir nicht sicher, ob Lewis sich noch weiter verbessern würde. Normalerweise ist er hier ja richtig gut. Aber dann haben sie in den Funk geschrien: 'Pole-Position!? Von da an war es pure Freude gemischt mit Adrenalin." Dieses war bei ihm in den Interviews noch nicht abgeklungen.

"Fürchterliches" Freitags-Tempo überwunden?

Natürlich weiß auch Sebastian Vettel, dass er bislang erst die halbe Miete eingefahren hat. Im Renntrimm am Freitag sah es für Ferrari nicht gut aus. "Das war fürchterlich!", bestätigt der Meisterschaftsdritte. "Heute war das Auto aber viel besser. Das werden wir berücksichtigen."

Und es kommt noch besser: Den ungeliebten Soft-Reifen muss Ferrari im Rennen gar nicht benutzen, denn Vettel und auch Leclerc haben sich auf dem Medium-Reifen durch Q2 gehangelt (was aber auch Mercedes gelungen ist). "Das Auto hat sich gut angefühlt und ich glaube schon, dass wir das Tempo ins Rennen herüberretten können. Mercedes wird auf die Distanz gesehen sehr schnell sein, aber wir werden alles geben."

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