• 12. November 2018 · 03:24 Uhr

Teamorder sorgt für Querelen bei Toro Rosso: Hartley über Gasly verärgert

Brendon Harltey fährt laut eigener Aussage eines seiner "stärksten Rennen der Saison" in Brasilien, wird aber von Pierre Gasly aufgehalten - Teamorder missachtet

(Motorsport-Total.com) - Fast unbemerkt spielte sich im Grand Prix von Brasilien ein interner Machtkampf bei Toro Rosso ab. Brendon Hartley und Pierre Gasly waren sich gegen Rennende nicht einig, ob der Neuseeländer am Franzosen vorbeifahren darf oder nicht. Der zukünftige Red-Bull-Pilot ignorierte eine dementsprechende Teamanweisung. Schlussendlich beendete Hartley das Rennen als starker Elfter noch zwei Ränge vor Gasly, der hinter Carlos Sainz 13. wurde. Insgesamt sind die jungen Bullen über den Rennausgang wenig erfreut, obwohl der strauchelnde Harltey von einem seiner "stärksten Rennen in dieser Saison" spricht.

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Brendon Harltey fährt in Interlagos von P16 auf P11 Zoom Download

"Ich bin ein wirklich starkes Rennen gefahren", freut sich Hartley, der im vorletzten Saisonrennen weiterhin um seine Formel-1-Zukunft gefahren ist. Noch vor dem Wochenende ließ er mit Aussagen aufhorchen, er hätte bei Toro Rosso nicht immer die gleichen Chancen eingeräumt bekommen. "Zum Beispiel, wenn wir eine Strategie gefahren sind, nur um dem anderen Auto zu helfen." In Interlagos waren die Rollen jedoch getauscht worden.

Hartley fuhr von Startplatz 16 auf der härtesten Reifenmischung, dem Medium, am Start los. Gasly qualifizierte sich auf dem Supersoft in Q2 für die Top 10 und startete deshalb auf dem gebrauchten, rot markierten Pneu von Platz neun. "Ich bin auf dem härteren Reifen gestartet, die ersten paar Runden würden also schwierig werden", wusste der Neuseeländer schon vor dem Start.

Harltey: "Mir wurde gesagt, dass er mich vorbeilässt"

Ihm gelang eine "gute" erste Runde. Er wusste, dass er auf dem weißen Medium so lang wie möglich auf der Strecke bleiben muss. "Ich wusste, dass wir die einzigen auf den Mediums waren, daher blieben wir sehr lange draußen. Mit dem Reifenmanagement war ich sehr zufrieden." Erst in Runde 49 von 71 steckt er auf frische Supersofts um. Teamkollege Gasly erwischte weiter vorn im Feld einen schwierigeren Start. "Im Rennen hatte ich einen guten Start, es ging ziemlich hektisch zu mit Ericsson und Magnussen. Ich war am Ende der ersten Runde Achter, aber der Sauber und der Haas sind weggezogen. Im Mittelstint hatte ich einen langen Kampf mit Carlos, das war sehr hart."

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Von ganz hinten fast in die Punkte: "Eines meiner stärksten Rennen" Zoom Download

Auf die Pace von Sauber, Haas und Force India hatte Toro Rosso an diesem Sonntag keine Antwort parat. "Das war schon von Freitag an klar", meint Hartley. "Der elfte Rang ist das Maximum. Damit bin ich wirklich zufrieden." Gasly wurde hingegen durch einen frühen Boxenstopp in Runde 22 zurückgeworfen. Dadurch konnte er auf sehr gebrauchten Mediums gegen Rennende auch keine Antwort mehr auf die Attacken von Sainz und seines Teamkollegen finden.

"In den letzten Runden konnte ich auf meinen Teamkollegen aufholen. Ich fragte nach, wie wir vorgehen. Es gibt drei mögliche Antworten: Entweder fahren wir gegeneinander, halten die Positionen oder er lässt mich vorbei. Mir wurde gesagt, dass er mich vorbeilässt", berichtet Hartley. Er war auf frischeren Reifen unterwegs und dadurch über eine Sekunde schneller.

Gasly: "Bin auf alten Mediums fast gestorben"

Gasly hat den elften Platz aber nicht kampflos abgegeben. "Ich habe vier oder fünf Mal attackiert. Schließlich gelang mir ein sauberer Move, allerdings habe ich mir bis dahin meine Reifen ruiniert", ärgert sich Harltey. Sein Teamkollege verteidigt sein Verhalten. "Ich musste in den vorletzten Runden langsamer machen, da mir der Sprit ausging. Ich hatte nicht mehr genügend Benzin übrig und bin daher gecruist. In so einer Situation sollte man sich wehren. Außerdem war er auf neuen Supersofts unterwegs, ich bin auf alten Mediums fast gestorben."

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Gasly konnte Sainz bis knapp vor Rennende hinter sich halten Zoom Download

Als die Teamanweisung per Funk kam, antwortete der Franzose: "Ich sagte der Boxenmauer: 'Okay, wenn er wirklich so viel schneller ist, dann kann er mich ja überholen'. Aber aus welchem Grund auch immer, ich weiß es nicht, hat er es zehn Runden lang nicht gemacht. Zwei Runden vor Rennende war meine Situation so kritisch mit dem Sprit, dass ich ihn vorbeiließ." Während Hartley von einem sauberen Überholmanöver spricht, interpretiert Gasly den Überholvorgang als nette Geste seinerseits.

"Das passiert nicht zum ersten Mal. Es ist etwas anderes, wenn man in den Top 10 um etwas fährt. Heute gab es nichts zu holen. Ich bin ein Rennfahrer. Ich bin hier, um zu kämpfen. Das ist meine Auffassung von Motorsport. Ich bin hier, um Rennen zu fahren und nicht, um jemanden vorbeizulassen - speziell in so einer Situation", wehrt sich Gasly. Er bietet seinem Noch-Teamkollegen das Gespräch an: "Wenn er darüber reden will, können wir gern darüber reden. Ich bin offen dafür. Aber ich sehe da kein Problem. Wenn er mir etwas zu sagen hat, okay."

Beim Set-up zu sehr auf das Qualifying konzentriert?

Doch Hartley scheint keinen Bedarf für ein Gespräch zu sehen: "Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Wenn ich gefragt werde, ihn vorbeizulassen, dann mache ich das. Dann hätte ich mein Rennen dementsprechend angepasst. Wenn uns gesagt wird, wir sollen gegeneinander fahren, dann machen wir das. Aber wenn einem etwas anderes gesagt wird ...", zeigt er sich nicht zufrieden mit dem Verhalten seines Garagennachbarn.

Dennoch ist er glücklich mit seinem Rennen. "Zwar ist kein Punkt dabei rausgesprungen, doch ich bin glücklich mit meiner Leistung." Bitter: Auf Rang zehn (Sergio Perez) fehlten Hartley über 50 Sekunden. Platz zehn sei demnach "nicht realistisch" gewesen. "Nein, aber es gibt immer die Chance, wenn jemand ausfällt. Ich bin zufrieden mit meinem Rennen, wie ich es gemanagt habe, die Reifen, keine Fehler gemacht und meine Pace war gut verglichen zu meinem Teamkollegen. Das war eines der stärksten Rennen des Jahres." Genau das also, was die Red-Bull-Führung schon seit Monaten von Hartley fordert.

Das Geburtstagskind kann ausgerechnet in jenem Rennen aufzeigen, in dem Toro Rosso insgesamt mit der Pace des STR13 nicht zufrieden ist. "Egal welche Strategie wir heute gefahren wären, wir hatten die Pace einfach nicht. Das ist das Hauptproblem", bringt es Gasly auf den Punkt. "Uns fehlte relativ viel Performance, das müssen wir verstehen. Vielleicht haben wir uns beim Set-up zu sehr auf eine schnelle Runde fokussiert. Es war nicht ideal im Renntrimm."


Grand Prix von Brasilien - Sonntag

Er zieht einen schmerzhaften Vergleich: "Wir haben uns das GPS angesehen und [Sainz] war 25 km/h schneller. Ich musste 25 Runden lang mit meinem Energie-Management spielen. Wir hatten außerdem Spritprobleme. Es wurde ein wenig knapp, daher musste ich eher vom Gas gehen. Ich musste auf vieles Acht geben, was das Rennen erschwert hat. Am Ende hatte ich Blistering auf den Vorderreifen. Wenn man sich den großen Abstand zu Platz zehn ansieht, kann man sagen, dass das ein schwieriges Rennen für uns war", fasst er seine Probleme zusammen.

Besonders auf den Geraden spürte er den Nachteil des Honda-Antriebes, obwohl er mit der neue Ausbaustufe unterwegs war. "Es war schwierig, sich auf den langen Geraden zu verteidigen. Unser Auto war in den Kurven ganz okay, aber auf den Geraden haben wir ziemlich viel eingebüßt. Die Pace war sicherlich nicht so gut, wie wir erwartet haben." Denn nicht nur gegen die Renault-Power war kein Kraut gewachsen, auch gegen die Ferrari-Kunden Haas und Sauber war man chancenlos. Gegenüber den Schweizer hat man Boden in der Konstrukteurs-WM verloren.

"An diesem Wochenende konnte man sehen, dass Haas mit viel Abtrieb gefahren ist. Das können sie sich auch leisten, weil der Ferrari-Motor mehr Power hat. Mit mehr Abtrieb haben sie mehr Grip, sie rutschen dadurch weniger, können die Reifen auch im richtigen Arbeitsfenster halten, ohne dass die überhitzen", schildert Gasly all die Vorteile eines stärkeren Motors. "Wenn man auf den Geraden schnell ist, hat man bei der Abstimmung mehr Freiheiten, was sich im Rennen bezahlt macht." Davon profitierte die unmittelbare Konkurrenz.

Etwas überraschend kommt der Rückschritt von Toro Rosso in Brasilien dennoch. Noch am Donnerstag betonte Gasly, dass der STR13 sich derzeit im besten Zustand befinde - sowohl auf Motoren- wie auch auf Chassis-Seite. Davon war am Sonntag nur wenig zu sehen. "Ehrlich gesagt müssen wir die Gründe dafür erst erforschen. Wir wissen, dass die Motorpower auf dieser Strecke hier sehr wichtig ist - besonders im Bergaufabschnitt im letzten Sektor. Man kann aber schon sagen, dass wir ziemlich enttäuscht sind mit der Gesamtleistung. Im Rennen haben wir aber eine schwache Performance gezeigt. Im Moment fehlen mir die Antworten."

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