• 16. Juli 2017 · 17:53 Uhr

Als Hamilton Bottas' Wasserträger sein wollte: "Ich ziehe ihn!"

Rennen der Silberpfeile analysiert: Hamilton dank TV-Bildern auf dem Laufenden - Er zitterte sich mit auflösenden Reifen ins Ziel - Bottas' Geduld zahlte sich aus

(Motorsport-Total.com) - Damit, dass zwei Mercedes-Piloten Hand in Hand arbeiten, wäre in der vergangenen Formel-1-Saison kaum zu rechnen gewesen. Anders beim Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone am Sonntag, als Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zu ihrem erst zweiten Doppelerfolg brausten. Sportchef Toto Wolff schwärmt von dem Teamwork der Fahrer: "Das war super." Die Schlüsselszene war Runde 27, als der Brite nach seinem Boxenstopp unmittelbar vor seinem Stallgefährten auf die Bahn kam.

Bottas, der mit 30 Umläufe alten Soft-Reifen um seine Chancenlosigkeit gegen das Schwesterauto mit frischen Pneus wusste, nutzte seinen Geschwindigkeitsüberschuss nicht für ein heikles Überholmanöver. Er blieb am Heck - und Hamilton wollte ihm helfen. "Ich ziehe ihn", funkte er zum Entzücken Wolffs und erkundigte sich noch, welche Rundenzeiten Bottas brauchen würde. Denn mit einem Auge war der spätere Sieger beim Teamkollegen: "Ich habe auf den TV-Leinwänden an der Strecke gesehen, wie Valtteris Rennen lief", berichtet Hamilton, der dafür genug Zeit hatte.

Nach gutem Start zog er an der Spitze vor Kimi Räikkönen (Ferrari) einsam seine Kreise. "Ich habe meinen Vorsprung Stück für Stück ausgebaut", sagt Hamilton, der nach 23 Runden ein Polster von über zehn Sekunden hatte. "Dann sah es ordentlich aus. Ich musste nur noch verwalten." Spannend wurde es für den Ex-Champion erst wenige Runden vor Schluss, als seine Reifen - genau wie die der Ferrari - ihren Geist aufzugeben drohten. Es begann das große Zittern im Silberpfeil-Cockpit.

Vom Schicksal Räikkönens und Sebastian Vettels erfuhr Hamilton über Funk und wusste, dass die Roten ihre Softs 25 respektive 32 Runden gefahren hatten - während sein Satz bei 26 Umläufen stand und vorne links ebenfalls den Geist aufgab: "Ich hatte selbst eine Blase und Vibrationen - sie wurden schlimmer. In den letzten zwei oder drei Runden bin ich auf den Geraden nur noch mit Halbgas gefahren." Doch der Gummi hielt und Hamilton schleppte sich über die Ziellinie.

Wolff, der zunächst an einen Schaden durch das Überfahren eines Trümmerteils und nicht an Bläschenbildung glaubte, nennt die Symptome "nicht so dramatisch wie bei Ferrari". Er spricht von extremer Beanspruchung, jedoch von dem Vorteil, mit einem bärenstarken Auto nicht ganz so viel riskieren zu müssen wie Ferrari. Er sah sich nach dem Pech von Aserbaidschan wieder mit Fortuna im Bunde: "Es hat etwas Glück dazugehört, dass es uns nicht so getroffen hat. Aber nach dem uns ein Freak-Vorfall mit der Cockpitumrandung passiert ist ..." Oder war es Können? Im Fall Bottas scheint der Pilot seinen Teil beigetragen zu haben.

Der Finne bilanziert: "Das Reifenmanagement war der Schlüssel für mich." Allen voran auf dem ersten Satz Soft, mit dem er gestartet war und im ersten Renndrittel auf Vettel und Max Verstappen (Red Bull) auflief, die einen Zweikampf austrugen. "Es ein Geduldsspiel", meint Bottas. "Ich musste dagegen kämpfen, dass mein Auto rutscht, ich mich verbremse und mir die Hinterachse ausbricht. Ich musste ruhig bleiben und auf meine Chance warten. Das Team hat mir da super geholfen."

Wolff ist froh, dass mit seinem Schützling nicht die Pferde durchgegangen sind und er sich mit Attacken auf das Duo zurückgehalten hat, obwohl er mehr Druck hätte entfachen können. "Er kannte die Zieltemperaturen der Reifen genau. Sogar als er Sebastian vor sich gesehen hat, hat er nicht versucht, näher zu kommen und es zu übertreiben." Die Kompromissfindung gelang. Sie zahlte sich aus, als er Verstappen per Strategie und Vettel mit frischeren Gummis auf der Strecke kassierte. Räikkönen, so räumt er ein, hätte er trotz der um bis zu eine Sekunde schnelleren Rundenzeiten ohne den Reifenschaden nicht mehr bekommen: "Wir wären sonst zu weit weg gewesen."

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