• 29. März 2015 · 11:54 Uhr

Erste Niederlage für Silber: "Man kann nicht immer gewinnen"

Mercedes nimmt die erste Niederlage der Saison sportlich: Ferrari sei heute das bessere Team gewesen, und außerdem könne man nicht immer gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Was nach dem Rennen in Australien kaum einer für möglich gehalten hätte, ist beim zweiten Rennen der Formel-1-Saison 2015 schon wahr geworden: Mercedes ist besiegt. Die Silberpfeile mussten sich in Malaysia Sebastian Vettel geschlagen geben, der Ferraris ersten Sieg seit genau zwei Jahren feiern konnte. Nach der Dominanz Mercedes' in Melbourne ist dieser Triumph schon eine Überraschung, den man im Lager der Silbernen aber anzuerkennen weiß.

"Der Ferrari verdient einfach den Sieg heute, weil er auf dem Longrun das schnellste Auto war", zollt Motorsportchef Toto Wolff bei 'Sky' Respekt. "Sie haben auch strategisch alles richtig gemacht. Wir haben das schon am Freitag gesehen, da hatten wir schon einen Warnschuss", so der Österreicher weiter. Für Mercedes endet damit eine lange Erfolgssträhne, und auch für Lewis Hamilton ist die Niederlage nach sieben Siegen in den vergangenen acht Rennen ein völlig neues Gefühl.

Enttäuscht ist er laut eigener Aussage aber nicht: "Der zweite Platz kann niemals wirklich enttäuschend sein. Ich habe alles gegeben, aber wir können nicht immer gewinnen", sieht es der Weltmeister sportlich. "Es ist schön für den Sport, mal einen anderen Sieger zu sehen. Einige Leute müssen ihre Aussagen von nach dem vergangenen Rennen jetzt schlucken, und ich freue mich jetzt auf einen guten Kampf."

Rosberg: "Das lassen wir mit uns nicht machen!"

Mit seiner Erklärung spielt Hamilton dabei auf die zahlreichen Diskussionen der vergangenen Tage an, in denen Mercedes schon verbal zum Weltmeister gekürt wurde, während andere schon mit Ausstieg drohten. Immer wieder wurde überlegt, wie man die Silberpfeile einbremsen kann, doch der Grand Prix von Malaysia hat gezeigt, dass der Rennstall nicht unschlagbar ist. Selbiges dürfte Nico Rosberg auf der Pressekonferenz nach Australien nicht gewollt haben, als er sich mehr Druck von der Konkurrenz wünschte.

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Selbst auf der Strecke musste sich Mercedes von Vettel überholen lassen Zoom Download

Doch Sebastian Vettel nahm seinen Landsmann beim Wort und machte Rosberg und Hamilton das Leben schwer. "Ich gratuliere natürlich Sebastian und Ferrari, die haben einen super Job gemacht", muss er nun anerkennen, startet aber gleich die nächste Verbalattacke: "Jetzt ist es auf jeden Fall ein Kampf, und wir werden zurückschlagen. Das lassen wir mit uns nicht so einfach machen", kündigt er an. "Jetzt haben die mal gewonnen, und beim nächsten Mal müssen wir wieder zurückschlagen."

Doch der Deutsche muss auch anfangen, selbst zurückzuschlagen. Rosberg musste auch heute wieder eine teaminterne Niederlage einstecken und kam erneut hinter Lewis Hamilton ins Ziel. Verloren habe er das Wochenende allerdings bereits gestern im Qualifying, sagt er. Denn dadurch musste er beim ersten Stopp unter dem Safety-Car hinter seinem Teamkollegen anstehen und verlor viele Plätze: "Für mich war es ein durchwachsenes Wochenende, aber der dritte Platz gibt trotzdem viele Punkte", sieht er es aber halbwegs versöhnlich.

Erster Stopp als entscheidender Fehler?

Apropos Boxenstopp unter dem Safety-Car: Der Dreher von Marcus Ericsson (Sauber) in der vierten Runde könnte heute die Entscheidung zugunsten von Vettel herbeigeführt haben. Denn während der Safety-Car-Phase kamen sowohl Hamilton als auch Rosberg zum ersten Stopp herein, Vettel blieb allerdings draußen und hatte vorne freie Fahrt. Mit einem Stopp weniger konnte er die Silberpfeile dann in Malaysia knacken. Passierte der Crew von Mercedes zu diesem Zeitpunkt der entscheidende taktische Fehler?

"Ich kann nicht sagen, ob es ein Fehler war", zuckt Lewis Hamilton mit den Schultern. Der Plan sah nämlich von Vornherein einen Stopp vor, sollte das Safety-Car zu diesem Zeitpunkt herauskommen, und der Brite hatte nicht erwartet, dass irgendjemand draußen bleiben würde. Auch Motorsportchef Toto Wolff will bei 'Sky' niemandem einen Vorwurf machen: "Im Nachhinein ist es immer leicht, schlau zu sein und zu sagen, dass es ein absoluter Fehler war", winkt er ab.

"Vielleicht hätten wir die Strategien splitten können, aber wir waren ganz klar auf einer Dreistopp, das hat unser Algorithmus ausgeworfen. Und mit einer Dreistopp muss man zu diesem Zeitpunkt an die Box gehen", erklärt er weiter. "Wir sind dann hinter einer Menge Autos herausgekommen, und sind an denen auch nicht leicht vorbeigekommen, wodurch wir uns auch die Reifen ein bisschen kaputtgemacht haben. Die Konsequenz war, dass wir es am Ende nicht mehr aufholen konnten."

Wolff: "Hoffentlich hört der Unsinn auf"

Am Ende geben sich die Beteiligten bei Mercedes allerdings als faire Verlierer: "Ferrari und Vettel waren schneller", bringt es Aufsichtsratschef Niki Lauda bei 'Sky Sports F1' auf den Punkt. "Wir müssen über die Strategie nachdenken, aber Ferrari und Vettel haben heute einen fantastischen Job gemacht. Darum haben sie gewonnen. Ferrari war besser, ganz einfach." Und auch Toto Wolff schließt sich dem an: "Sie haben es verdient heute."

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Toto Wolff wünscht sich ein Ende der Einbrems-Diskussionen Zoom Download

Für die Formel 1 kann das nach den vergangenen Diskussionen um die Dominanz nur gut sein. "Für den Sport und für Ferrari ist es auf jeden Fall gut. Jetzt müssen wir uns zusammenreißen und das Ruder wieder rumdrehen", stimmt Wolff zu und sagt, dass es für das Team der richtige Weckruf sei. "Auf jeden Fall haben wir einen großen Kampf zwischen Ferrari und Mercedes, aber natürlich darf man auch die anderen nicht abschreiben."

Zwar endet damit die Siegesserie der Silberpfeile, dennoch nimmt man es in Brackley gelassen: "Wir sind nicht böse. Man kann nicht erwarten, dass man bis in alle Ewigkeit Siege einfährt", betont Wolff. "Wir haben die letzten 17 Rennen oder so (es waren acht; Anm. d. Red.) gewonnen, und heute haben wir verloren. Es war klar, dass die Serie nicht immer so weiter geht", sagt der Österreicher, der dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen kann: "Hoffentlich hört jetzt der ganze Unsinn mit der Gleichmachung auf."

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