• 10. Mai 2014 · 23:00 Uhr

Rosberg unter Druck: "Lewis hat besseren Job gemacht"

Ohne große Entourage und mit mehr Fokus aufs Wesentliche fährt Lewis Hamilton in der Form seines Lebens, an der Nico Rosberg derzeit zu verzweifeln droht

(Motorsport-Total.com) - Er macht immer noch gute Miene zum bösen Spiel, aber so langsam sieht man Nico Rosberg den Druck an, der durch die Seriensiege von Teamkollege Lewis Hamilton unaufhörlich steigt. "Ich habe keinen Spaß daran, hinter Lewis Zweiter zu werden", grummelte er nach der erneuten Stallduell-Niederlage im Qualifying in Barcelona. Viermal war er an fünf Samstagen langsamer als Hamilton; nur bei einem seiner Lieblings-Grands-Prix in Bahrain stand er in der Startaufstellung auf Pole-Position.

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Nico Rosberg hat momentan gegen Lewis Hamilton meistens das Nachsehen Zoom Download

Nach Ausreden sucht er nicht. In China hätten zwar noch "Kleinigkeiten" den Ausschlag gegeben, die er allesamt erklären konnte, aber nach dem Qualifying in Spanien gibt Rosberg zu: "Es war eine gute Runde von mir. Lewis hat einfach den besseren Job gemacht." Das tut diesmal besonders weh, denn in Q1 und Q2 hatte er noch Bestzeit erzielt - und Hamilton gleichzeitig entnervt gefunkt: "Ich weiß nicht wie, aber wir haben dieses Auto schlechter gemacht."

Am Ende packte der Brite dann aber wieder eine seiner berühmten Qualifying-Runden aus und sicherte sich mit 0,168 Sekunden Vorsprung die 35. Pole-Position seiner Karriere. Bei der zweiten Zwischenzeit lag Hamilton sogar schon 0,309 Sekunden vorne, sodass er sich einen nicht ganz optimalen letzten Sektor leisten konnte. Die Mercedes-Bosse kommen angesichts solcher Leistungen ins Schwärmen: "Lewis hat momentan einfach einen Lauf", sagt etwa Sportchef Toto Wolff.

Lauda schwärmt von Hamilton

Aufsichtsrats-Chef Niki Lauda ist beeindruckt, weil Hamilton "unter höchstem Druck wieder eine Runde hingezaubert hat", obwohl "Nico voll auf Angriff gefahren ist, soweit ich das von außen sagen kann. Es hat eigentlich lange Zeit sehr gut für Nico ausgesehen, aber in seiner allerletzten Runde hat Lewis seine absolute Bestzeit markiert. Er ist wirklich auf einem Höhenflug. Nico muss akzeptieren, dass es so laufen kann. Er muss härter und härter arbeiten."

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0,168 Sekunden fehlten Nico Rosberg am Ende des Qualifyings auf Lewis Hamilton Zoom Download

Oder einfach ertragen, dass Hamilton momentan einfach der Schnellere ist? Aber das sei "frustrierend", wie der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer aus eigener Erfahrung weiß: "Damit muss man leben können, dass einer einfach schneller fahren kann. Ich habe das in meinem Leben zum ersten Mal gemerkt, als ich Nelson Piquet als Teamkollege hatte. Der konnte mir einfach ein paar Zehntel abnehmen. Das ist hart."

Viele Experten sehen in Hamilton den talentierteren Mercedes-Piloten, wenn es um den reinen Grundspeed geht. Aber schon Jenson Button hat in den gemeinsamen McLaren-Jahren bewiesen, dass man dem Weltmeister von 2008 durchaus nahe kommen kann, wenn man nur die Karten richtig ausspielt. Und klar ist auch: Rosberg ist trotz dreier Niederlagen seit dem Auftaktsieg in Melbourne keineswegs Lichtjahre von seinem Teamkollegen entfernt.

Rosberg: Beste Chance Monaco?

"Es ist ein relativ kleiner Abstand", relativiert Lauda. "Es wird enger zwischen den beiden. Das gefällt mir. Nico war nicht einmal zwei Zehntelsekunden zurück. Ich bin sicher, dass Nico zurückschlagen wird. Vielleicht in Monte Carlo, vielleicht auch schon morgen. Lasst es uns mal abwarten." Doch bis zum nächsten Grand Prix will Rosberg gar nicht erst warten. Der Theorie, dass Monaco seine beste Chance sei, "stimme ich nicht zu. Die beste Gelegenheit ist bereits morgen", meint er trotzig.

"Für morgen ist noch alles offen", zeigt sich Rosberg angriffslustig. "Der zweite Platz ist nicht weit weg vom Optimum, denn ich brauche morgen nur einen guten Start und schon liege ich wieder in Führung." Und dann ist alles drin: "Wenn er in Führung geht, dann wird's hart für Lewis", glaubt Surer, "denn Rosberg wird sich kein zweites Mal das bieten lassen, was in Bahrain passiert ist. Ich bin sicher, es wird hart auf hart gehen - wenn er es schafft, in Führung zu gehen."

Bahrain ein Wendepunkt?

Das harte Silberpfeil-Duell in Bahrain war möglicherweise ein Wendepunkt zugunsten von Hamilton. Denn die Safety-Car-Phase spielte eigentlich Verfolger Rosberg in die Karten, der die Führung am Start verloren hatte - aber trotz weicherer Reifen und DRS-Vorteil gelang es ihm nicht, seinen Teamkollegen in die Knie zu zwingen. Sollte es wieder ein derart hartes Duell geben, wäre Hamilton jedenfalls erneut "zu allem bereit", wie er selbstbewusst ankündigt.

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Lewis Hamilton versucht dieses Jahr, sich nur noch auf den Sport zu konzentrieren Zoom Download

Vielleicht entscheidet in Barcelona aber auch nicht der schiere Speed, sondern die größere Rennintelligenz. Zumindest Lauda glaubt, dass die Reifen eine wichtige Rolle spielen könnten: "Nach den Trainings schaut es so aus, als könnten Lewis und Nico da vorne wegfahren. Aber dann ist die Frage: Wer kommt besser mit den Reifen aus? Das wird ein richtig interessantes Rennen, wer das von den beiden besser hinbekommt. Das wird das Rennen entscheiden."

"Die letzten Rennen sprechen alle für Lewis", wagt Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg so etwas wie eine Prognose für den Grand Prix von Spanien. "Lewis hatte Pech in Australien, aber seither hat er immer alles aus sich und aus dem Auto rausgeholt und sich keinen Fehler geleistet. Er ist ein knallharter Racer. Ich glaube, er wittert die Meisterschaft und ist fast nicht mehr zu stoppen. Er macht momentan auch einen sehr sortierten Eindruck."

Ohne Nicole & Roscoe kommt der Erfolg

Seit ihm Lauda verboten hat, seine Hunde Roscoe und Coco an die Rennstrecke zu bringen, und seit sich On-&-Off-Freundin Nicole Scherzinger mehr im Hintergrund hält, scheint es bei Hamilton sportlich besser zu laufen. Anstatt Zeit mit seiner Entourage zu verbringen, arbeitet er nun eigenen Angaben nach intensiver mit den Ingenieuren zusammen. Das trägt Früchte. Und, mindestens genauso hilfreich: "Ich komme mit diesem Auto besser zurecht als Nico."

"Lewis hat in seinem Leben einen guten Platz gefunden und genießt das, was er tut", sagt Sportchef Wolff, macht aber nicht den Fehler, WM-Leader Rosberg schon abzuschreiben: "Ich denke, dass im Laufe dieser Saison bei einigen Grands Prix der eine vorne sein wird und bei den anderen Grands Prix der andere. Sobald man einen abschreibt, schlägt er zurück. Beide sind individuell so konkurrenzfähig, dass ich es niemals wagen würde, einen der beiden abzuschreiben."

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