• 25. Oktober 2025 · 12:04 Uhr

Von der Leinwand zum Livestream: Wie die F1 zum Milliarden-TV-Geschäft wurde

Von analogen Kameras zu Apple TV: Wie Bernie Ecclestone das Formel-1-Fernsehen erfand - und daraus ein Milliarden-Geschäft machte

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Übertragungen gehören heute selbstverständlich zum globalen Sportkalender - doch der Weg dorthin war lang, chaotisch und oft absurd. Was heute mit Apples neuem 140-Millionen-Dollar-Deal pro Jahr selbstverständlich wirkt, galt in den Anfangsjahren des Motorsports als riskant, ja sogar schädlich für das Geschäft.

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Der Start zum Formel-1-Sprint in Austin Zoom Download

In den 1950ern und -60ern war Fernsehen noch ein Luxus. Motorsport sah man höchstens im Kino, in Form von Wochenschauen. Erst langsam begannen nationale Sender, Live-Bilder zu übertragen - mit bescheidener Technik und vielen Pannen.

Wer das Glück hatte, 1953 die BBC einzuschalten, konnte zwischen Pferderennen aus Ascot und Science-Fiction-Filmen "Auszüge vom internationalen Sportwagenrennen in Silverstone" sehen. Das war die Geburtsstunde des Motorsports im TV - fragmentarisch, improvisiert, aber der Anfang einer neuen Ära.

Auch in Italien übertrug der nationale Sender erstmals 1953 Teile des Grand Prix von Monza live. Ob die Zuschauer dabei sahen, wie Alberto Ascari in der letzten Runde aus der Führung flog, weiß bis heute niemand.

Ecclestone erkennt das Geschäft - und greift durch

In den 1970er-Jahren lag die Macht über die Fernsehbilder bei den nationalen Automobilclubs, die damals als Veranstalter fungierten. Sie hielten TV-Übertragungen für gefährlich - schließlich könnten Zuschauer ja lieber zu Hause bleiben, statt Eintritt zu zahlen.

Das änderte sich mit einem kleinen Mann mit großem Ehrgeiz: Bernie Ecclestone. Gemeinsam mit Max Mosley gründete er die Formula One Constructors' Association (FOCA), um die Teams zu vereinen und ihre kommerziellen Interessen zu bündeln. Ecclestone erkannte früh, dass die Zukunft des Sports im Fernsehen lag.

Doch die alten Funktionäre dachten anders: Werbung auf Autos galt als unschicklich, Kondommarken wie Durex wurden aus der BBC verbannt. Beim "Race of Champions" 1976 brach die BBC ihre Übertragung sogar ab, weil Surtees sich weigerte, den Durex-Schriftzug zu entfernen. Auch ITV zögerte: Trotz James-Hunt-Manie versteckte man das Rennen in der Nachmittagssendung "World of Sport".

Erst mit dem legendären WM-Finale 1976 in Japan, das live per Satellit übertragen wurde, änderte sich die Haltung - auch, weil Millionen Zuschauer das dramatische Duell zwischen Hunt und Lauda verfolgten. Da erkannte Ecclestone die Macht des Mediums endgültig.

Der Concorde-Vertrag und die Geburtsstunde des F1-TV-Geschäfts

1976 war der Wendepunkt. Ecclestone verhandelte erstmals eine zentrale Struktur für Fernsehgelder. Als 1980 FIA-Präsident Jean-Marie Balestre die alten Regeln aufkündigte, drohte FOCA mit einer eigenen Serie - und erzwang den legendären Concorde-Agreement.

Darin erhielt Ecclestone über seine Firma Formula One Promotions and Administration (FOPA) das Recht, TV-Verträge im Namen aller Teams zu verhandeln. Balestre dachte, es sei besser, Bernie "im Zelt pinkeln zu lassen als von außen hinein" - ein fataler Irrtum. Denn Ecclestone verstand das Spiel: Er machte die TV-Rechte zu einer Goldgrube.

Die Teams - meist kleine Privatbetriebe mit Renn-Enthusiasten an der Spitze - überließen ihm bereitwillig die Verhandlungen, froh, sich nicht mit den Risiken und Bürokratien herumschlagen zu müssen. Ecclestone hingegen liebte genau das: das Feilschen, die Taktik, das Geschäft. Der ehemalige Gebrauchtwagenhändler wusste, wie man einen Deal so dreht, dass am Ende nur einer gewinnt - er selbst.

Ordnung muss sein: Ecclestones Perfektionismus formt das Produkt

Bernie begann, die Formel 1 so zu organisieren, wie er früher seine Motorradgeschäfte führte: präzise, sauber, kontrolliert. Paddocks mussten ordentlich aussehen, Trucks in Reih und Glied stehen. Motorhomes ersetzten provisorische Zelte, Werbetafeln wurden normiert und zentral vermarktet.


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Er zwang Sender zu festen Zeiten, standardisierte Zeitpläne und reduzierte Wartezeiten - eine Revolution im damals chaotischen Rennbetrieb. Ab den 1990ern ließ er die Weltbild-Produktion zentral von Formula One Management (FOM) steuern. So sicherte er gleichbleibende Qualität und Kontrolle - und verdiente an jedem übertragenen Bild.

Mit wachsendem globalem Interesse explodierten die Preise. Als ITV 1997 die BBC bei den britischen TV-Rechten überbot, stiegen die Kosten von 2,3 auf 14 Millionen Pfund pro Jahr - mehr als das Sechsfache. Als ITV später zusätzliche Paddock-Pässe wollte, erklärte Ecclestone trocken: "Die sind nicht im Vertrag. Kostet extra."

Vom BBC-Klassiker zu Sky und Apple

So umstritten der Wechsel war - ITV brachte frischen Wind ins Format: längere Sendungen, mehr Experten, professionellere Präsentation. Die BBC dagegen kämpfte mit Budgetproblemen: Manchmal mussten Murray Walker und James Hunt von London aus kommentieren, während man auf Archivmaterial schnitt, wenn Regen in Wimbledon die Sendezeiten verschob.

ITV investierte massiv, geriet aber in der Finanzkrise der 2000er unter Druck und zog 2008 die Notbremse. Die BBC übernahm erneut - nun für 40 Millionen Pfund pro Jahr -, ehe 2012 Sky das Monopol übernahm.

Sky zahlte laut Branchenberichten rund 200 Millionen Pfund pro Jahr, um der Formel 1 einen eigenen Sender zu widmen. Damit wurde aus dem Nischensport endgültig ein globales Premium-Produkt.

Heute steht Apples Einstieg in dieser Tradition: Der Konzern übernimmt ab 2026 die US-Rechte von ESPN - für 140 Millionen Dollar jährlich, eine deutliche Steigerung gegenüber den bisherigen 90 Millionen. Ziel: die Formel 1 in den USA zum Streaming-Giganten zu machen.

F1 Digital Plus - Bernies einziger Fehltritt

Ecclestone machte kaum Fehler - aber einer kostete Millionen: das Projekt F1 Digital Plus. In den späten 1990ern wollte er ein Pay-per-View-Angebot schaffen, das Fans Zusatzkanäle mit Onboard-Perspektiven und exklusiven Kommentaren bot.

Der Start verlief ambitioniert: ab 1996 in Deutschland, Österreich und der Schweiz, später in Spanien, Italien, Frankreich - und 2001 in Großbritannien über Sky. Technisch war es seiner Zeit voraus, aber der Preis war happig: 12 Pfund pro Rennen.

Die Resonanz blieb aus. Der Aufwand war gigantisch, mit über 200 Mitarbeitern vor Ort. 2002 zog Ecclestone die Reißleine - zu früh, um erfolgreich zu sein, zu spät, um billig davonzukommen. Danach blieb er misstrauisch gegenüber allem, was nach "kostenlosem Content" klang. Erst Liberty Media brach 2016 mit dieser Denke - und führte die Formel 1 in die digitale Zukunft.

Von Bernie zu Apple: Ein Kreis schließt sich

Heute, über 40 Jahre nach Ecclestones Revolution, ist die Formel 1 ein Medienprodukt, das jedes Jahr Milliardenumsätze generiert - getrieben durch TV-Rechte, Streaming, Social Media und globale Markenpartnerschaften.

Dass ausgerechnet Apple, das Technologie und Entertainment vereint, nun die US-Übertragung übernimmt, wirkt wie eine logische Fortsetzung der Geschichte, die mit Bernie Ecclestones TV-Deals begann.

Was einst mit verrauschten Schwarzweißbildern und skeptischen Funktionären begann, ist heute ein perfektes Medienprodukt - straff organisiert, global vermarktet, unaufhaltsam digital. Und der Mann, der das Fundament dafür legte, wusste schon damals: "Am Ende gewinnt immer das Haus."

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