Ferrari kämpft um das Podium: So lässt sich der Aufschwung in Austin erklären
Ferrari überrascht mit starkem Auftritt in Austin: Charles Leclerc jubelt über Platz drei, Lewis Hamilton ärgert sich über verpasstes Podium - Ist die Scuderia zurück?
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat beim Großen Preis der USA einen starken Eindruck hinterlassen: Während sich Charles Leclerc ein rundenlanges Duell mit Lando Norris (McLaren) um den zweiten Platz liefert und am Ende immerhin Dritter wird, landet Teamkollege Lewis Hamilton auf dem vierten Platz.
"Ich bin sehr glücklich", strahlt Leclerc, obwohl er sich schlussendlich gegen Norris geschlagen geben musste. "Ich bin wirklich sehr zufrieden, denn wir hatten im ersten Training ein Problem mit dem Getriebe, wodurch wir einige Runden verloren haben."
"Das hat uns etwas zurückgeworfen, und wir mussten versuchen, das im Sprint-Qualifying und im Sprintrennen wieder auszugleichen", erinnert der Monegasse. "Im Qualifying konnten wir dann einige Feinabstimmungen vornehmen, wodurch wir deutlich mehr Performance gefunden haben."
Hamilton ärgert sich über verpasstes Podium
Das gilt auch für Teamkollege Hamilton, der mit dem vierten Platz sein bestes Resultat seit dem Großen Preis von Großbritannien holen konnte und das zwischenzeitliche Tief damit überwunden hat. Eine große Freude war beim Rekordweltmeister allerdings nicht zu erkennen.
"Es war in Ordnung", sagt Hamilton im Gespräch mit Sky nüchtern. "Natürlich hatte ich einen schlechten Start und habe dabei viele Positionen verloren, konnte das aber in der ersten Kurve wieder gutmachen. Danach kämpfte ich um die Positionen in den Top 3."
Der Brite war seinem ersten Podium mit Ferrari wohl nie so nahe wie in Austin, zumindest bis zu seinem Boxenstopp. "Danach kam ich rund zehn Sekunden hinter den anderen wieder auf die Strecke", so Hamilton. "Und von da an war das Rennen im Grunde gelaufen."
Ferrari-Teamchef lobt "eine mutige Leistung"
Ferrari-Teamchef Fred Vasseur ist dennoch zufrieden: "Es ist toll, mit Charles wieder auf dem Podium zu stehen und Lewis auf dem vierten Platz zu haben. Das ist gut für sie und gut für das Team", sagt der Franzose. "Das ist eine zusätzliche Motivation für alle für den Rest der Saison."
Der 57-Jährige lobt vor allem die Steigerung nach dem schwierigen Freitag. "Der Fortschritt kam durch die Feinabstimmung des Autos und die Konzentration auf die Reifen zustande", erklärt er. "Wenn man sie nicht im richtigen Fenster hat, kann man fünf oder sechs Zehntel verlieren, und genau das ist uns am Freitag passiert."
"Ich bin also stolz auf das Team und darauf, wie es reagiert hat." Im Rennen kam dann auch noch die richtige Reifenwahl bei Leclerc und ein "solides" Tempo der beiden Ferrari-Piloten dazu. "Wir waren in der Strategie aggressiv, und am Ende hat sich das ausgezahlt."
"Es war sowohl von Charles als auch vom Team eine mutige Leistung", erinnert der Franzose, dass Leclerc mit den weichen Reifen gestartet war. "Ich denke, dieses Ergebnis ist sehr positiv für uns, und wir können nun mit deutlich besserer Form nach Mexiko reisen."
Kann Ferrari Einfluss auf die Fahrer-WM nehmen?
Sollte sich die Ferrari-Performance dort bestätigen, könnte das auch für McLaren gefährlich werden. Denn im Kampf um die Weltmeisterschaft gegen Red Bull kann das Traditionsteam aus Woking keine Konkurrenz gebrauchen, vor allem nicht, wenn Max Verstappen weiterhin gewinnt.
Doch McLaren-CEO Zak Brown bleibt vorerst gelassen. "Sie könnten genauso gut auch Red Bull die Punkte wegnehmen", meint der US-Amerikaner gegenüber Sky. "Es ist alles unglaublich eng. Mercedes war dieses Wochenende auch recht nah dran. Natürlich hatte Antonelli das Problem, aber George [Russell] war nicht weit weg."
"Ich denke, wir haben jetzt vier Teams, die an jedem Wochenende auftauchen und ein Rennen gewinnen können", glaubt Brown, dass Mercedes und Ferrari im Kampf um die Siege nicht zu unterschätzen sind. Und bewerten die Italiener ihre Situation selbst?
"Die Leistung schwankt stark, je nachdem, ob man es schafft, das Optimum aus den Reifen herauszuholen oder nicht", deutet Vasseur an, dass man in Mexiko nicht automatisch wieder um das Podium fahren wird. "Jeder kämpft darum, die Reifen ins richtige Fenster zu bringen und das Beste aus den Reifen herauszuholen."
Fred Vasseur erklärt die aktuellen Schwierigkeiten
Das sei "wirklich ein Auf und Ab", begründet der Ferrari-Teamchef die Ergebnisse der letzten Wochen. "Wahrscheinlich ist es für uns ein bisschen mehr und für McLaren und Red Bull ein bisschen weniger sichtbar. Denn sie haben einen gewissen Vorteil, was die reine Leistung angeht."
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"Wenn es ihnen nicht gut geht, liegen sie immer noch auf dem zweiten oder dritten Platz. Aber wenn es uns nicht gut geht, sind wir auf dem zehnten Platz", sagt der Franzose. "Wir haben jedoch einen großen Schritt gegenüber McLaren und Red Bull gemacht."
Im Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM sei "die Addition der beiden Autos aber das Wichtigste", erklärt der Ferrari-Teamchef, der vor allem auf das gute Austin-Ergebnis von Hamilton anspielt. "Wir müssen bis zum Ende konzentriert bleiben."
"Wir müssen versuchen, das Beste aus dem herauszuholen, was wir haben", betont Vasseur. "Ich denke, es ist ein gutes Gefühl, wieder auf dem Podium zu stehen, wieder mit zwei Autos zu fahren, und wir werden bis zur letzten Kurve kämpfen."