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McLaren lokalisiert Norris-Defekt und ergreift Gegenmaßnahmen
Der bittere Ausfall von Lando Norris in Zandvoort ist aufgeklärt: McLaren hat den Defekt analysiert und Gegenmaßnahmen für Monza eingeleitet
(Motorsport-Total.com) - Das Problem ist lokalisiert: Eine defekte Ölleitung hat Lando Norris beim Großen Preis der Niederlande einen Ausfall eingebracht. Der Brite rollte wenige Runden vor dem Ende mit Rauchentwicklung aus - eine vorläufige Diagnose deutete zunächst auf ein Motorproblem hin.

© Getty Images Europe
Lando Norris wurde in Zandvoort durch eine defekte Ölleitung lahmgelegt Zoom Download
McLaren hat aber mittlerweile bestätigt, dass die Ursache nicht bei Motorlieferant Mercedes liegt, sondern an einer defekten Ölleitung, was in den Aufgabenbereich von McLaren fällt. Die Sensorik im Auto erkannte den Ölverlust und stellte den Motor automatisch ab, um Folgeschäden zu vermeiden. McLaren untersucht den Motor momentan noch und hat Hoffnungen, dass das Aggregat weiter verwendet werden kann.
Die Ingenieure lokalisierten das defekte Bauteil, prüften die Schadensursache und setzten sofort Gegenmaßnahmen um. Die betroffene Leitung wird verstärkt, damit sich ein solcher Bruch nicht wiederholt.
Das Problem hatte kurzfristig zu Spekulationen geführt, nicht zuletzt, weil Mercedes-Antriebseinheiten in dieser Saison vereinzelt Probleme gezeigt haben. McLaren stellt jedoch klar, dass es sich um ein Chassis-/Bauteilproblem auf Seiten des Werksteams handelt und nicht um einen Ausfall der Mercedes-Power-Unit.
Norris betont: Über 60 Rennen ohne Defekt
Lando Norris nimmt seinen ersten technisch bedingten Ausfall seit Sao Paulo 2022 sportlich: "Das passiert einfach. Es ist nicht Andrea [Stellas] Schuld, nicht Zak [Browns] Schuld. Wir hatten über 60 Rennen ohne technischen Ausfall - darauf sind wir stolz."
"Dass es jetzt passiert, ist Pech. Andrea und Zak haben sich entschuldigt, weil sie das so empfinden, aber eigentlich ist es nicht ihre Schuld. Wir entschuldigen uns gegenseitig, wenn wir das Gefühl haben, die jeweils andere Seite im Stich gelassen zu haben, aber so ist das Leben. Man kann das nicht ändern."
Natürlich sei es frustrierend, fährt er fort. "Gleichzeitig macht die Erkenntnis, dass es nichts mit mir zu tun hat, es relativ leicht, das abzuhaken. Wenn es ein Fehler von mir gewesen wäre, würde ich mich noch ärgern. So war es einfach Pech - was kann ich tun? Deshalb kann ich es hinter mir lassen und mich aufs nächste Rennen freuen."
Dennoch lässt sich nicht negieren, dass seine Titelchancen einen kräftigen Dämpfer erlitten haben. 36 Punkte Rückstand auf Teamkollege Oscar Piastri sind zwar theoretisch aus eigener Kraft wettzumachen. Allerdings deutet nicht viel darauf hin, dass er den Australier von jetzt an regelmäßig schlägt. Die längste Siegesserie dieser Saison steht bei drei Triumphen in Folge.
Auf die Frage, ob der Ausfall seine Titelchancen entscheidend beschädigt, antwortet Norris kämpferisch, aber mit sportlicher Haltung:
"Wenn er am Ende die bessere Arbeit macht, zolle ich ihm Respekt", sagt der 25-Jährige zu diesem Thema. "Ich wünsche mir nicht, dass ihm etwas zustößt. Ich will das Beste aus mir herausholen."
Kein magischer Hebel umgelegt
Und er bleibt kämpferisch: "Ich kann die Meisterschaft auch ohne Zwischenfälle gewinnen - so will ich es. Möge am Ende der beste Fahrer gewinnen. Sollte ich wegen dieser Punkte verlieren, gebe ich nicht auf und versuche es erneut."
Allerdings weiß er selbst, dass er sich steigern muss. Selbst wenn er nun eine Siegesserie starten sollte, wäre er nach fünf Rennen erst auf einen Punkt an den Australier herangekommen. Piastri (So bewertet der Australier seine Titelchancen) würde also in diesem noch immer Anfang November als Tabellenführer nach Sao Paulo reisen (das Sprintrennen in Austin rausgerechnet).
Norris will sich vor allem am Samstag steigern: "Es geht eher darum, dass ich einfach in mehr Qualifyings ganz vorne sein muss. Ich muss ein bisschen mehr dranbleiben und bei verschiedenen Dingen im Rennen, Entscheidungen, Strategien, scharfsinniger sein."
"Ich kann aber nicht viel mehr tun, weil ich das Gefühl habe, dass ich bereits alles gebe, was ich kann. Es ist nicht so, dass das jetzt ein Auslöser dafür gewesen ist, dass ich noch mehr tun kann." Eine Leistungsexplosion wie bei Lewis Hamilton in den letzten vier Rennen im WM-Kampf 2021 wird es also nicht geben.
Mit seiner persönlichen Leistung sei er im Reinen, fügt er hinzu. "Aber hier können minimale Unterschiede sehr große Auswirkungen haben." Womit er auf seine knappe Qualifying-Niederlage in Zandvoort anspricht.
Unterm Strich bleibt also alles beim Alten, nur dass der Abstand zu Teamkollege Piastri nun größer ist denn je. Und wie er den Abstand bei jedem Rennen um sieben Punkte verkleinern kann, kann er natürlich auch um sieben oder gar mehr Punkte anwachsen. Der Hügel, den es für Norris zu erklimmen gilt, ist durch den Ausfall massiv größer geworden.