Ecclestone: Horner ist ein "Idiot", weil er sich "wie ein 20-Jähriger" benommen hat
Ex-F1-Boss Bernie Ecclestone hat eine deutliche Meinung zu seinem Freund Christian Horner: Er sei ein "Idiot" gewesen, weil er sich "wie ein 20-Jähriger benommen" habe
(Motorsport-Total.com) - Der frühere Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gehört zu den engsten Vertrauten von Christian Horner, doch nach dessen Entlassung als Red-Bull-Teamchef nimmt der Milliardär kein Blatt vor den Mund. "Diese Geschichte, in die er sich vor 18 Monaten verwickelt hat, da war er einfach ein Idiot", meint Ecclestone.
"Er war ein 50-Jähriger, der dachte, er sei 20, und der glaubte, einer von den Jungs zu sein", sagt der Brite in einem Interview mit The Telegraph. Damit spielt er auf die Horner-Affäre an, die vor Saisonbeginn 2024 für großes Aufsehen in der Formel 1 gesorgt hatte.
Dem entlassenen Red-Bull-Teamchef wurde von einer Mitarbeiterin des Teams "unangemessenes Verhalten" vorgeworfen. Erst eine offizielle Untersuchung entlastete Horner von den Vorwürfen einer sexuellen Belästigung und einem manipulativen Verhalten.
Aufstieg und Fall von Christian Horner bei Red Bull
Die Motorsport-Karriere von Christian Horner reicht bis in die 1990er-Jahre zurück, als der Brite zunächst im Kartsport unterwegs ist, bevor er in den Formelsport aufsteigt. Fotostrecke
Dennoch sorgte eine öffentlich gewordene Sammlung von WhatsApp-Nachrichten, die angeblich zwischen ihm und einer Mitarbeiterin ausgetauscht wurden, für weltweites Aufsehen und erheblichen Reputationsverlust. Seither kriselte es bei Red Bull.
Ecclestone, der häufiger durch abfällige Bemerkungen aufgefallen ist, zeigt deshalb nur wenig Verständnis für die Frau, die Horner belastete: "Ich frage mich oft, warum eine Frau, die sich so sehr über die Annäherungsversuche eines Mannes ärgert, nicht einfach sagt: 'Ey, du da, hör auf damit!'"
Wollte Horner bei Red Bull zu viel Macht?
Allein das sei allerdings nicht der Grund gewesen, warum Horner schlussendlich gehen musste. Stattdessen habe sich innerhalb der Konzernzentrale von Red Bull in Österreich zunehmend Unmut darüber breitgemacht, dass der Brite immer mehr Macht wollte.
"Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie gesagt hätten: 'Komm rein, Christian, setz dich?", meint Ecclestone. "Aber unterm Strich war da dieses Gefühl bei manchen, dass er mit allem durchkomme, dass er sich aufführe, als sei es nicht der Red Bull Ring, sondern der Christian-Horner-Ring."
Horner sei bislang mit vielem davongekommen, findet der ehemalige Formel-1-Boss. "Solange du lieferst, machen die Leute die Augen zu. Aber sobald du nicht mehr lieferst, schauen die Leute hin", weiß Ecclestone. "Und dann fangen ein oder zwei an zu denken: 'Ich könnte das besser.'"
Mateschitz-Tod löst internen Machtkampf aus
Dazu kommt, dass der Tod von Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 zu einem internen Machtkampf führte. "Ehrlich gesagt war das ein ziemliches Durcheinander", verrät Ecclestone. "Christian war der Geschäftsführer [von Red Bull Racing]. Wenn ich Geschäftsführer eines Unternehmens bin, will ich das Sagen haben."
"Ich will all das tun, was ich für richtig halte. Und wenn ich mich irre, können sie mich entlassen, und sagen: 'Tut uns leid, auf Wiedersehen, du hast ein paar Fehler gemacht.' Sobald Christian aber nicht mehr in der Position ist, das zu tun, was er für notwendig hält, ist es für ihn schwierig."
Man könne ein Unternehmen nicht halbherzig führen, meint der frühere Formel-1-Boss. "Es braucht jemanden, so sage ich immer, der das Licht an- und ausmacht. Am Ende braucht man nur eine Person." Ecclestone vermutet, dass Horner genau das zum Verhängnis wurde.
Horner-Aus wegen ausbleibender Erfolge?
"Ich weiß, dass ihm nahegelegt wurde, er solle sich auf das Teammanagement konzentrieren und die kommerzielle Seite jemand anderem überlassen", deutet der 94-Jährige an. "Seine Haltung war: 'Ich bin der Geschäftsführer.' Aber es gibt nur sehr wenige Führungskräfte, die alles können - von Technik bis Öffentlichkeitsarbeit."
"Er hat das Unternehmen so geführt, wie er dachte, dass es richtig sei. Und lange Zeit haben die Leute gesagt: 'Okay, fair genug, er liefert Ergebnisse.' Doch sobald es bergab geht, beginnen die Leute, genauer hinzusehen und zu sagen: 'Moment mal.'"
"Christian hat viele Meisterschaften gewonnen", erinnert Ecclestone an acht WM-Erfolge von Sebastian Vettel und Max Verstappen sowie sechs Konstukteurstitel. "Er war ans Gewinnen gewöhnt. Es ist nicht leicht, wenn man nicht mehr gewinnt - und wenn man weiß, dass es nicht allein die eigene Schuld ist."