Günther Steiner findet Zeitpunkt der Horner-Entlassung "ziemlich unpassend"
Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner empfindet den Zeitpunkt für das Horner-Aus als "ziemlich unpassend" und grübelt, warum Red Bull nicht zur Sommerpause wartet
(Motorsport-Total.com) - Die Entlassung von Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist derzeit ein viel diskutiertes Thema, das auch Günther Steiner keine Ruhe lässt. Der ehemalige Haas-Teamchef ist vor allem vom Zeitpunkt der Nachricht überrascht. "Es ist sehr unpassend, weil nur noch wenige Rennen bis zur Sommerpause bleiben", meint der 60-Jährige.
"Normalerweise würde man so etwas während der Sommerpause vollziehen", erklärt Steiner im Podcast The Red Flags. "Da ist das Werk heruntergefahren, es kehrt ein bisschen Ruhe ein. Aber das hier geschieht nur wenige Tage nach einem Rennen."
Wie es dazu kommt? "Ich vermute, es gab eine Meinungsverschiedenheit über irgendetwas, was genau, werden wir noch erfahren müssen", glaubt der gebürtige Italiener. "Wir müssen einfach etwas abwarten. Aber es ist wirklich sehr merkwürdig, wie es passiert ist."
Steiner arbeitete mit Horner bei Red Bull
Steiner arbeitete in den Anfangsjahren von Red Bull sogar mit Horner zusammen, nachdem das Team Jaguar Racing übernommen hatte. Die beiden stießen nahezu zeitgleich zum Team, wobei Steiner als Direktor für technische Abläufe arbeitete, während Horner die Rolle des Teamchefs übernahm.
Aufstieg und Fall von Christian Horner bei Red Bull
Die Motorsport-Karriere von Christian Horner reicht bis in die 1990er-Jahre zurück, als der Brite zunächst im Kartsport unterwegs ist, bevor er in den Formelsport aufsteigt. Fotostrecke
Schon nach der Debütsaison 2005 wechselte Steiner auf Wunsch von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz zum NASCAR-Team in die USA. "Ja, ich habe anfangs mit ihm zusammengearbeitet", erinnert der Ex-Haas-Teamchef. "Wir haben über ein Jahr lang zusammengearbeitet."
"Wir haben quasi gemeinsam angefangen, er war nur einen Monat vor mir da. Deshalb hat mich das Ganze natürlich auch ziemlich überrascht, als es passiert ist." Dabei zeichnete sich in den letzten Monaten bereits ab, dass der Frieden bei Red Bull längst verflogen ist.
Horner-Aus kam "völlig aus dem Nichts"
"Es kann niemand behaupten, er habe davon nichts geahnt", gibt Steiner zu. "Seit über einem Jahr zieht sich das ja hin - dieser Skandal, wie auch immer er am Anfang des letzten Jahres genannt wurde. Bei Red Bull herrschten seitdem keine heiteren Zeiten mehr, würde ich sagen. Aber ich habe es trotzdem nicht erwartet."
Und das habe eben auch mit dem Zeitpunkt der Trennung zu tun, so Steiner. "Wenn so etwas passiert, ist Red Bull normalerweise sehr gut darin, die Sache auf einem gleitenden Weg zu managen, mit einer Übergangsphase oder Ähnlichem. Aber das kam für mich völlig aus dem Nichts."
"Vielleicht nicht intern bei Red Bull, aber es war jedenfalls nichts öffentlich bekannt, was auf einen solchen Schritt hingedeutet hätte. Manchmal ändern sich die Dinge eben, und dann geht es weiter", betont Steiner, der nach Gründen für das Horner-Aus sucht.
"Es könnte sein, dass Max das als eine seiner Bedingungen formuliert hat, wer weiß", spekuliert der 60-Jährige. "Aber es ist schon eigenartig, wenn ein Fahrer sagt: 'Jemand muss gehen, damit ich bleibe.? So klar wird das allerdings nie formuliert, denn dann würde man jemanden direkt zum Abschuss freigeben."
"Max hat sich immer herausgehalten"
"Und als bester Formel-1-Fahrer der Welt sollte man das eigentlich nicht tun müssen", meint Steiner. "Aber vielleicht ist man bei Red Bull zu dem Schluss gekommen, dass sich etwas ändern muss, wenn man Max halten will, und man hat sich entschieden, Christian zu entlassen."
"Denn wie Sie gesagt haben, Jos [Verstappen] und Christian, das war öffentlich bekannt, dass die beiden in vielen Punkten nicht einer Meinung waren. Das wurde auch öffentlich ausgetragen", erinnert der frühere Haas-Teamchef an den schwelenden Konflikt der beiden.
"So etwas ist nie gut, weder für das Team noch für den Fahrer. Max hat sich da immer herausgehalten, sehr klug. Vielleicht hat das Red-Bull-Management gesagt: Wenn wir Max halten wollen, müssen wir etwas ändern. Und will man den besten Fahrer der Welt behalten? Natürlich, aber das hat eben seinen Preis."
Dennoch bleibt Steiner bei seiner Meinung. "Warum sie es jetzt tun, weiß ich nicht. Ich denke, der Grund, warum sie es letztes Jahr nicht getan haben, war: Man wollte die Sache bereinigen", glaubt der Italiener.
"Christian war ein großer Teil dieses Teams und hatte sehr viele Erfolge. Da muss man auch an ihn glauben, denn er hat über Jahre hinweg einen hervorragenden Job gemacht."