• 29. September 2023 · 14:19 Uhr

"Ehrlich zu uns selbst sein": Hat Aston Martin die Entwicklung vergeigt?

Nach einem starken Saisonbeginn zeigt der Trend bei Aston Martin seit einiger Zeit nach unten - Hat das Team bei der Weiterentwicklung des AMR23 Fehler gemacht?

(Motorsport-Total.com) - Bei Aston Martin läuft es aktuell überhaupt nicht. In den vergangenen drei Rennen seit Monza holte das Team gerade einmal sechs magere WM-Pünktchen. Zur Erinnerung: In den ersten acht Saisonrennen hatte man dank Fernando Alonso noch sechsmal auf dem Podium gestanden.

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Ist Aston Martin bei der Entwicklung des AMR23 falsch abgebogen? Zoom Download

"Es war schwierig. Wir konnten an diesem Wochenende nicht mit den Spitzenreitern mithalten", gesteht Teamchef Mike Krack nach dem Großen Preis von Japan, den Alonso als Achter beendete. Teamkollege Lance Stroll musste nach einem Defekt an seinem Heckflügel aufgeben.

Krack erklärt, man habe am Freitag und Samstag bereits geahnt, dass es ein schwieriges Wochenende werden würde. "Wenn man nicht so wettbewerbsfähig ist, wie man es gerne wäre, muss man trotzdem das Maximum herausholen", betont der Teamchef.

Für Aston Martin sei es daher darum gegangen, zumindest noch einige Punkte mitzunehmen. Das klappte am Ende zwar, doch McLaren, der aktuell größte Gegner in der Weltmeisterschaft, holte mit den Plätzen zwei und drei ganze 33 Zähler - Aston Martin gerade einmal vier.

Lediglich 49 Punkte liegt McLaren im Kampf um Rang vier in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft nun noch zurück. Zum Vergleich: Nach dem Spielberg-Wochenende Anfang Juli hatte der Vorsprung von Aston Martin noch satte 146 Zähler betragen.

Krack gesteht: "Wir haben nicht genug getan"

Fast 100 Punkte hat McLaren in diesem Zeitraum also bereits aufgeholt, weshalb Krack betont: "Wir dürfen [in den kommenden Rennen] keine operativen Fehler machen und müssen uns auf uns selbst konzentrieren. Wir können sowieso nicht beeinflussen, was sie tun."

Man müsse zum Beispiel "das Maximum in Sachen Zuverlässigkeit" herausholen, was man in Suzuka eben nicht geschafft habe. Doch was ist mit der Pace insgesamt? Immerhin holte McLaren in den vergangenen beiden Rennen drei Podestplätze.


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Während der Trend beim Team aus Woking klar nach oben zeigt, ist Aston Martin seit dem Beginn der Saison deutlich abgefallen. Krack führt das in erster Linie auf die "Entwicklung" zurück. "Einige Gegner haben wirklich große Fortschritte gemacht", hat er beobachtet.

Die Situation sei daher "ganz einfach", so Krack, der gesteht: "Wir haben nicht genug getan." Ein Beleg dafür sei der Rückstand auf Red Bull, denn: "Es ist wohl eher so, dass andere die Lücke gefüllt haben, als dass die Lücke massiv größer geworden ist", betont Krack.

Wobei diese Rechnung zumindest im Hinblick auf Suzuka nicht aufgeht. Dort hatte Alonso im Ziel fast 1:15 Minute Rückstand auf Sieger Max Verstappen, in den ersten Rennen des Jahres war sein Rückstand bei keinem Rennen auch nur annähernd so groß.

Welche "Ausrede" Krack nicht durchgehen lässt

"Sicherlich hätten wir gerne mehr Performance aus unseren Upgrades gezogen", gesteht Krack, der aber auch ankündigt, dass es bis zum Saisonende noch weitere Updates geben werde, "sodass wir zuversichtlich sind, die Lücke ein wenig schließen zu können."

Faktisch ist diese Lücke im Verlauf des Jahres aber größer und nicht kleiner geworden. "Es ist ein bisschen das Gegenteil vom vergangenen Jahr. Wenn man einen guten Start hat und dann von anderen überholt wird, ist das viel schwieriger für die Moral, als wenn es andersherum ist", gesteht Krack.


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2022 erlebte Aston Martin einen katastrophalen Saisonstart, arbeitete sich im Verlauf der Saison aber wieder nach vorne und verpasste den sechsten WM-Platz am Ende nur hauchdünn. In diesem Jahr verläuft die Saison genau in die entgegengesetzte Richtung.

Daher sei es laut Krack "sehr, sehr wichtig, den Trend umzukehren." Den Umzug in die neue Fabrik will der Teamchef dabei nicht aus Ausrede dafür durchgehen lassen, dass andere Teams ihr Auto im Verlauf der Saison deutlich besser weiterentwickeln konnten.

"Man sieht, dass wir beim AMR23 mit dem, was wir haben, ein ziemlich konkurrenzfähiges Auto hinbekommen haben. Ich werde das also nicht als Ausrede benutzen, warum wir vielleicht langsamer entwickeln", stellt Krack klar.

Aston Martin kein Auto, "das überall funktioniert"

"Vielleicht hatten wir auch ein besseres Auto zu Beginn [der Saison], in dem vielleicht weniger Potenzial steckte als in anderen, die mit einem schwächeren Paket gestartet sind. Aber das ist alles spekulativ", betont er und erklärt, man habe "das nötige Werkzeug, um ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen."

"Natürlich haben andere vielleicht mehr Leute und mehr Werkzeuge, aber ich denke nicht, dass wir das als Ausrede benutzen sollten", so Krack, der klarstellt: "Da müssen wir wirklich ehrlich zu uns selbst sein und schauen: Wie haben wir weiterentwickelt? Haben wir in die richtige Richtung entwickelt?"


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Und aus den Antworten auf diese Fragen müsse man dann die richtigen Lehren ziehen. Dass die jüngsten Technischen Richtlinien Aston Martin eingebremst haben, streitet Krack ebenfalls ab. "Ich bin mir nicht sicher, ob viele Teams Änderungen vornehmen mussten", gesteht er.

Er könne aber "sicher" sagen, dass Aston Martin davon nicht negativ beeinflusst worden sei. "In der Formel 1 ist es niemals nur eine Sache", betont er. Auffällig ist beispielsweise, dass Aston Martin zuletzt auf Strecken mit schnellen Kurven Schwierigkeiten hatte.

Das war zu Beginn des Jahres nicht der Fall. Krack vermutet, dass andere Teams in diesem Bereich einfach größere Fortschritte gemacht haben. "Und das ist etwas, woran wir für die kommenden Rennen arbeiten müssen. Man braucht ein Auto, das überall funktioniert", betont er.

War Zandvoort nur ein Ausreißer?

"Und das haben wir im Moment nicht", gesteht der Teamchef. Das einzige Rennen, bei dem man zuletzt wirklich schnell war, war Zandvoort, wo Alonso Zweiter wurde. Und da gesteht Krack, dass man dort sogar "besser als ursprünglich erwartet" gewesen sei.

Schon eine Woche später in Monza reichte es dann, auf einer Strecke mit einer ganz anderen Charakteristik, gerade einmal noch zu Platz neun und zwei mageren Punkten. "Aber dieses Auf und Ab haben wir in diesem Jahr schon bei allen Teams erlebt. Das müssen wir verstehen", so Krack.

Letztendlich werde es bis zum Ende des Jahres noch "ein harter Kampf" gegen McLaren um P4 in der WM werden. "Ich bin immer zuversichtlich", betont Krack, der zudem daran erinnert, dass es noch mehrere Sprints gibt und es auch noch das ein oder andere Regenrennen geben könnte.

Das könnte die Reihenfolge dann noch einmal etwas durchmischen. Trotzdem weiß der Teamchef auch: "Wir müssen in Bezug auf die Zuverlässigkeit besser werden. Und wir müssen die Performance steigern." Und deswegen soll der AMR23 bei den nächsten Rennen noch einmal neue Teile bekommen.

Dass es der Entwicklung des neuen Autos für 2024 schadet, dass man so spät noch Teile für das aktuelle Modell bringt, glaubt Krack übrigens nicht. "Die Regeln bleiben gleich. Was immer wir also mit dem diesjährigen Auto lernen, können wir auf das nächste Jahr übertragen", erklärt er.

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