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Ferrari: Wie groß ist der Rückstand auf Red Bull wirklich?
Ferrari scheint solide Nummer 2 in der Hackordnung der Formel 1 zu sein, auf Spitzenreiter Red Bull fehlt aber ersten Datenanalysen zufolge mehr als erhofft
(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr, als die neuen "Ground-Effect-Cars" debütierten, gab es plötzlich ein neues Modewort in der Formel 1: "Porpoising". Zwölf Monate später haben die meisten Teams das "Hoppeln" der Autos gut im Griff. Doch ausgerechnet Ferrari, für viele Beobachter erster Herausforderer von Weltmeister Red Bull, scheint bei den Wintertests in Bahrain noch mit dem aerodynamischen Phänomen zu kämpfen.
© Motorsport Images
Carlos Sainz macht sich keine Sorgen, was die bisherigen Ferrari-Tests betrifft Zoom Download
Carlos Sainz relativiert jedoch: "Wir erforschen halt die Limits des Autos, und wir erforschen auch das Limit, wo das 'Bouncing' anfängt." Denn über den Winter wurden die technischen Regeln geändert. Die Unterbodenkanten liegen nun um 1,5 Zentimeter höher. Das bedeutet weniger "Porpoising" oder "Bouncing". Aber je tiefer man sein Auto abstimmt, desto wahrscheinlicher, dass es trotzdem zu Vibrationen kommt.
Charles Leclerc sieht keinen Grund zur Panik: "Wir machen uns deswegen keine Sorgen." Man habe beim Set-up "extreme Richtungen" eingeschlagen, um herauszufinden, in welcher Konfiguration der Ferrari SF-23 am besten funktioniert. "Dafür sind Tests ja da." Die TV-Bilder des Ferrari, der viel stärker "hoppelt" als der Red Bull, lassen ihn kalt: "Alles läuft wie erwartet."
Auch das beobachtete Übersteuern, ähnlich wie am Freitagmorgen bei Mercedes, sei kein Grund zur Sorge. Sainz versichert: "Das Auto übersteuert, weil wir austesten wollten, wie weit wir mit dem Set-up gehen können. Dafür testen wir ja, um unterschiedliche Set-ups zu fahren und daraus unsere Schlüsse zu ziehen, was letztendlich die beste Performance bringt."
Für Sainz ist diese Übung nach der Erfahrung des Testwinters 2022 besonders wichtig, wie er sagt: "Ich möchte, wenn ich ins erste Rennen gehe, alle verfügbaren Set-ups ausprobiert haben. Das ist etwas, was ich vor einem Jahr um diese Zeit nicht tun konnte. Daher freue ich mich darüber, dass wir jetzt besser aufgestellt sind."
Sainz: Rundenzeiten sind nicht viel wert
Auf die Rundenzeiten zu schauen, winkt Sainz ab, sei nach nur zwei Tagen im besten Fall irreführend: "Je nach Einstellung kann das gleiche Auto um bis zu sechs Sekunden schneller oder langsamer sein. Da ergibt es keinen Sinn, auszurechnen zu versuchen, wer zwei oder drei Zehntel vorn liegt."
Dabei ist das für geschulte Beobachter nicht unmöglich. Wenn etwa zwei Fahrer zu einer ähnlichen Zeit auf die Strecke gehen, um eine Rennsimulation zu absolvieren, kann man ableiten, dass die Benzinmenge am Start des Stints nahezu gleich war. Die Reifenmischung kann jeder mit freiem Auge sehen. Das erlaubt präzise Analysen, wenn man die nötige Software besitzt, um die Daten auszuwerten.
Am Freitagmorgen bot sich so eine Gelegenheit zum Vergleich, als Sainz und Sergio Perez von Red Bull unter ähnlichen Bedingungen auf der Strecke waren. Sainz verlor pro Runde mehr als eine halbe Sekunde. Nach der Mittagspause fuhren dann Leclerc und Max Verstappen ihre Longruns. Da war Ferraris Rückstand auf Red Bull ähnlich groß. Und er wuchs bis auf acht Zehntelsekunden an, je länger der Stint dauerte.
Red Bull sei "natürlich" das Ziel von Ferrari, bestätigt Leclerc. Er behauptet zumindest: "Sie sind ein anderes Programm als wir gefahren. Aber darauf schauen wir gar nicht. Wir konzentrieren uns auf uns selbst." Sainz nickt und ergänzt: "Ich hoffe, dass der Abstand kleiner ist als Ende 2022. Oder dass wir auf ihrem Level sind. Denn wenn du schneller bist als Red Bull, gewinnst du. Das ist unser Ziel."
Luftschacht bleibt weiter ein Geheimnis
Um das zu erreichen, hat sich Ferrari offenbar einen pfiffigen Trick ausgedacht. Seitlich neben dem Cockpit befinden sich zwei Luftauslässe, deren Form ein wenig an das Konzept eines "S-Ducts" erinnert. Ob dahinter ein Aerodynamiktrick steckt oder Ferrari nur Kühlluft neu leitet, wurde bisher nicht verraten.
Positiv: Der SF-23 hat bisher keine rote Flagge verursacht. Ebenfalls positiv: "Die Daten aus dem Windkanal stimmen mit dem, was wir hier auf der Strecke erfahren können, überein. Das ist immer ein gutes Zeichen", freut sich Leclerc.
Sainz ergänzt: "Ich denke, die Basis war Ende vergangenen Jahres gut. Das Auto hatte zwei, drei Schwächen, die wir mit dem neuen Auto zu eliminieren versuchen", spricht er ganz konkret "Renntempo und Reifenmanagement" an. "Wenn wir diesen Schritt machen wollen, dann am besten jetzt, bei den Tests. Dafür geben wir unser Bestes."