Nach FIA-Meeting: Das sagen die Fahrer über die Ergebnisse der Richtlinien
In Katar haben sich FIA und Fahrer über Richtlinien zu Fahrstandards ausgetauscht: So ist die Meinung der Fahrer über die Ergebnisse dieses Treffens
(Motorsport-Total.com) - FIA und Fahrer trafen sich am vergangenen Wochenende in Katar, um über die Richtlinien zu Fahrstandards und Zweikämpfen zu diskutieren. Das Ergebnis war erst einmal wenig Neues: Für den Rest der Saison 2025 soll sich nichts ändern. Für George Russell, den Vorsitzenden der Fahrervereinigung GPDA geht das angesichts von damals noch zwei ausstehenden Rennen aber in Ordnung.
"Das halte ich auch für richtig", betont er. "Wir haben immer um Konsequenz gebeten, und es wäre unfair, diesen Ansatz jetzt zu ändern."
Wichtiger ist für die Fahrer eher, wie es in Zukunft mit den Regeln weitergeht. Und weil es in den vergangenen Rennen einige Streitfälle gab, wurden diese in Katar noch einmal eingehend diskutiert - darunter das Manöver von Oscar Piastri gegen Andrea Kimi Antonelli in Brasilien oder das Abkürzen von Max Verstappen in Mexiko.
Fahrer bei Szenen einig
Zumindest unter den Fahrern schien Einigkeit zu herrschen: "Ich denke, bei den Vorfällen, die gezeigt wurden, waren sich alle Fahrer einig, welche Strafe angebracht gewesen wäre - oder eben keine Strafe", sagt Russell. Wichtiger Nachsatz: "Unabhängig davon, was in den Richtlinien stand."
Denn das war in der jüngeren Vergangenheit ein zentrales Thema: Die Kommissare schienen zu sehr am Wortlaut der Richtlinien zu kleben und nicht immer den gesunden Menschenverstand walten zu lassen.
"Wenn man solche Richtlinien aufstellt, dann müssen sie auch wirklich als Richtlinien verstanden werden", fordert Russell. "Jede Strecke ist anders. Jeder Überholvorgang ist anders. Jede Situation ist anders. Manchmal muss man eben dieses Rennwissen nutzen, das wir Fahrer über 20, 30, 40 Jahre unseres Lebens angesammelt haben."
"Und die Stewards - die Fahrstandards-Stewards - müssen manche Dinge anhand des gesunden Rennverstandes beurteilen, statt sich exakt an eine Richtlinie zu klammern. Andernfalls könnte man genauso gut einen Anwalt die Strafen verteilen lassen. Hoffentlich bewegen wir uns stärker in diese Richtung."
Bortoleto: Manches sollte nicht bestraft werden
Das sieht auch Sauber-Pilot Gabriel Bortoleto so, der von den Kommissaren fordert: "Man muss vernünftig sein." Denn: "Manches wurde zu strikt ausgelegt, sagen wir so", meint er weiter. "Und das hat ein paar Strafen erzeugt, die vielleicht nicht hätten passieren sollen."
Ein gutes Beispiel ist für die Fahrer dabei die Szene zwischen Piastri und Antonelli in Kurve 1 von Brasilien. Damals bremste sich Piastri auf der Innenbahn neben den Mercedes, blockierte dabei ein Rad - und es kam zur Berührung, bei der Antonelli in Charles Leclerc geschickt wurde und diesen aus dem Rennen nahm.
Dafür hatte Piastri eine Strafe erhalten, die für viele aber nicht berechtigt war. Laut Bortoleto passiert es aufgrund von Streckengegebenheiten nämlich schnell mal, dass ein Rad blockiert. "Oder manchmal versuchst du gerade, einen Unfall zu vermeiden. Und dann fährt derjenige außen so in die Kurve, als wärst du nicht da, und du musst stärker bremsen, um den Crash zu vermeiden."
"Du blockierst, rutschst in jemanden hinein - und bekommst dann die Schuld, weil du blockiert hast. Und das sagt eben die Leitlinie", so der Brasilianer. "Aber manchmal versuchst du einfach, etwas zu verhindern. Was soll man da tun? Die Bremse lösen und den Vordermann abräumen? Dann hättest du nicht blockiert und wärst nicht außer Kontrolle gewesen."
"Und genau darüber haben wir gesprochen", meint er. "Es ging nicht darum, was richtig oder falsch ist. Wir haben die Dinge einfach auf den Tisch gelegt, damit man bei einem ähnlichen Fall nächstes Mal vielleicht offener darüber nachdenkt, warum das Blockieren passiert ist."
Piastri: Man kann nie alle Lücken schließen
Beim FIA-Meeting in Katar erhielten die Kommissare unter anderem dieses Feedback von den Fahrern. "Es ging darum, ein paar Dinge zu bereinigen", bestätigt Piastri und meint: "Insgesamt lief es ziemlich gut."
"Immer wenn man versucht, irgendwelche Leitlinien oder Formulierungen zum Rennfahren festzulegen, wird es irgendwo Lücken geben. Es ist unmöglich, alles abzudecken. Daher waren einige Ideen und Meinungen dazu, wie wir manche dieser Lücken schließen können, hilfreich."
Wie sich das in den Richtlinien in Zukunft niederschlägt, wird sich zeigen. "Ich hoffe, es gibt ein Follow-up, und ich freue mich darauf zu hören, was sie für 2026 planen", sagt Russell.
Und Bortoleto legt nach: "Ich weiß nicht, ob sie sie ändern werden oder nicht. Das liegt bei ihnen. Aber ich denke, es geht vor allem darum, wie die Vorfälle überprüft und beurteilt werden. Vielleicht nicht zu 100 Prozent nach den Leitlinien. Denn Leitlinien sind am Ende eben Leitlinien, keine Regeln. Sie sollen helfen, eine Entscheidung zu treffen."

