• 14. September 2025 · 15:12 Uhr

So erklärt das Ghost-Car-Tool der F1 die hauchdünnen Abstände 2025

Dank Ghost-Car-Tool wird die Formel 1 für Fans greifbarer: Tausendstel-Entscheidungen im Qualifying sind so visuell nachvollziehbar wie nie zuvor

(Motorsport-Total.com) - Eine Tausendstelsekunde: In Zandvoort machte genau das den Unterschied im Kampf um die Poleposition zwischen den McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris. Sichtbar wurde das erst durch das neue "Ghost-Car"-Tool, das 2025 Einzug in die Formel-1-Übertragungen gehalten hat.

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Das Ghost-Car erklärt minimale Unterschiede im Qualifying Zoom Download

Während Norris in der Onboard-Aufnahme scheinbar auf Pole-Kurs war, tauchte plötzlich das transparente Abbild von Piastris MCL39 im Bild auf - der Australier hatte den besseren Kurvenausgang, zog im Banking der letzten Kurve vorbei und schnappte sich die Bestzeit um 0,012 Sekunden.

Das Tool, das regelmäßig auf F1 TV und den Social-Media-Kanälen der Serie eingesetzt wird, veranschaulicht exakt solche Szenen. Mit präzisen GPS- und Timing-Daten lassen sich zwei Autos im Replay übereinanderlegen.

So entsteht der Eindruck, dass ein "Geisterauto" nebenherfährt und den direkten Vergleich sichtbar macht: Wo Fahrer A Zeit verliert, wo Fahrer B die bessere Linie erwischt, oder wie sehr eine fehlende Motorleistung auf den Geraden kostet.

Herausforderung Links-Rechts

Dean Locke, F1s Head of Broadcast, erklärt im Gespräch mit Motorsport.com Global, der englischsprachigen Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network: "Im Qualifying haben wir manchmal Tausendstelsekunden, die vier Autos voneinander trennen. Das visuell und bildlich darzustellen, ist unglaublich schwierig."

"Es ist schwer zu begreifen, wie fantastisch manche Runden wirklich sind - ob es Charles Leclerc ist, der in Ungarn den McLaren die Pole wegschnappt, oder eine dieser unglaublichen Runden von Max Verstappen. Unser Ziel ist, genau diese Geschichte zu erzählen."

Frühere Versuche, Ghost-Cars einzusetzen, waren an zwei Hürden gescheitert: an der Genauigkeit der Daten und an dem Tempo, mit dem das Material für die TV-Partner aufbereitet werden musste.

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Das Ghost-Car macht jeden Abstand sichtbar Zoom Download

Locke sagt: "Wir wussten immer, dass GPS schwer für solche Simulationen nutzbar ist. Wir sind uns sehr sicher bei der Positionierung des Autos nach vorne und hinten, aber unsere Links-Rechts-Positionierung war weniger zuverlässig."

Den Durchbruch brachte eine eigens entwickelte Software: "Wir haben uns entschieden, eine spezielle Anwendung zu bauen, um den Prozess zu beschleunigen und die Daten schnell an unsere Partner zu liefern."

"Wir nehmen die GPS-Daten und legen sie über die Videoaufnahmen, taggen sie, und gleichen sie dann mit den Onboards ab. Das ist größtenteils Handarbeit von sehr guten Redakteuren, die schnell sind und genau hinschauen."

Zeitaufwand bei Aufarbeitung: Luft nach oben

Das Problem: Schon kleine Abweichungen in der Kameraperspektive machen die Arbeit schwierig. "Es gibt eine Toleranz von fünf Prozent bei horizontalen und vertikalen Bildunterschieden der Onboards. Das klingt gering, macht aber einen riesigen Unterschied, wenn man Daten abgleicht."

"Schon wenige Bildausfälle bei den Onboards können alles verschieben. Genau da kommt die menschliche Korrektur ins Spiel. Aber ich denke, dass KI hier künftig eine Rolle spielen wird, wenn wir die Software weiterentwickeln."

Die Resonanz auf das neue Feature ist groß - bei Fans ebenso wie bei TV-Partnern. Locke berichtet: "Schon vor der Einführung gab es starke Reaktionen. Wir haben im Vorfeld mit den TV-Partnern gesprochen, bis hin zur Frage, wie wir es ihnen am besten liefern. Und manchmal geht es eben nicht nur um Platz eins gegen zwei, sondern auch um eins gegen vier, wenn es redaktionell sinnvoll ist."

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Das FOM hat bereits mit gyroskopischen Kameras experimentiert Zoom Download

Noch dauert die Aufbereitung 90 Minuten bis zwei Stunden. "Manche unserer Broadcast-Partner sagen, das passe gut, weil sie es in ihren Pre-Shows am nächsten Tag nutzen können. Aber ich würde es gerne schneller haben. Unser Ziel sind 30 Minuten nach dem Ende der Session."

Das Ghost-Car ist Teil einer größeren Strategie, die Formel 1 für verschiedene Zielgruppen greifbarer zu machen. Dazu gehört auch das Halo-HUD, das an Videospiele erinnert. "Als wir dem TV-Direktor sagten, dass wir eine Grafik durch das Zentrum des Bildes legen wollen, wirkte das erst unglaublich seltsam", lacht Locke. "Aber es hat sich als voller Erfolg herausgestellt."

Der Anspruch sei, sowohl Hardcore-Fans als auch ein jüngeres, breiteres Publikum anzusprechen. "Ein Ghost-Car funktioniert für alle. Der eingefleischte Fan sieht, wer leicht neben der Ideallinie war, der Gelegenheitsfan versteht, warum die McLarens diesmal nicht auf Pole stehen."

Neue Regeln erfordern neue Features

Locke betont, dass neue Features kein Selbstzweck sind: "Manchmal besteht die Gefahr, Technologie nur um der Technologie willen einzusetzen. Wir sind sehr vorsichtig, das nicht zu tun. Es muss den Fans helfen und eine Geschichte erzählen."

Einflüsse kommen auch von außen - etwa vom Apple-F1-Film, der 2025 ein Kassenschlager wurde: "Wir waren geehrt, dass sie so viel von unserem Filmmaterial nutzen wollten."

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Dreharbeiten für den Formel-1-Film Zoom Download

"Das Team von Top Gun: Maverick hat uns gesagt, dass sie unsere Helikopteraufnahmen mögen - das war ein riesiges Kompliment. Manche ihrer Systeme sind schwer in eine Live-Übertragung zu integrieren, aber einige Ideen konnten wir mitnehmen."

Mit Blick auf 2026, wenn neue Regeln wie der "Manual Override Mode" als Ersatz für DRS eingeführt werden, sieht Locke den Bedarf an noch mehr erklärenden Elementen: "Wir sind schon jetzt in Workshops, um herauszufinden, welche Daten wir haben werden und welche Geschichten wir daraus erzählen können. Mit besserer Konnektivität im Auto können wir mehr zeigen, als wir es heute können."

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