• 10. September 2025 · 15:15 Uhr

Legende Jacky Ickx feiert in Monza ein emotionales Comeback im Ferrari 312B

55 Jahre nach seiner Pole zum Großen Preis von Italien 1970 fuhr Jacky Ickx in Monza noch einmal seinen Ferrari 312B - und sorgt bei den Tifosi für Gänsehaut

(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Samstag erhoben sich die Tifosi von ihren Sitzen, um einen ihrer größten Ferrari-Helden zu feiern. Allerdings nicht Charles Leclerc oder Lewis Hamilton: Es war Formel-1-Legende Jacky Ickx, der den Ferrari 312B steuerte, mit dem er in der Saison 1970 Vizemeister wurde - und damals in Monza die Pole holte.

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Jacky Ickx ist in Monza seinen Ferrari 312B von 1970 gefahren Zoom Download

Organisiert von Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali und dem ehemaligen Formel-1-Piloten Paolo Barilla, aus dem gleichnamigen Pasta-Imperium, feierte der mittlerweile 80-jährige Ickx seine erfolgreichste Formel-1-Saison auf besondere Art: Er fuhr zwei Runden im Ferrari von 1970.

Der Belgier war sichtlich gerührt, als er auf der Start-Ziel-Geraden aus seinem Ferrari-Cockpit kletterte und von Barilla, der 1985 sogar das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann, und Domenicali in Empfang genommen wurde.

Ferrari-Ausfahrt war "pure Magie" für Ickx

Im anschließenden Gespräch mit der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, schwärmte Ickx von der emotionalen Feier seines eigenen sowie des reichen Erbes von Ferrari.

"Es war ein besonderer Moment, nach Monza zurückzukehren - in ein Auto, mit dem ich gewonnen habe", sagt Ickx. "Die Atmosphäre hier ist einmalig, die Massen der roten Tifosi sind einfach beeindruckend. Ich bin hier fünfmal für Ferrari gefahren, aber die Stimmung ist immer gleich."

So auch bei seiner Demonstrationsfahrt im Ferrari 312B von 1970. "Es war ein bewegender Moment, weil die Menschen so freundlich und herzlich reagierten", freute sich der Belgier über die Reaktion der Tifosi. "In der heutigen Welt sind solche Momente selten. Das war pure Magie."

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Nach seiner Fahrt wurde Ickx von Domenicali und Barilla empfangen Zoom Download

"Ich bin mit Stefano [Domenicali] gut befreundet, er fand die Idee schön, etwas Besonderes zu meinem 80. Geburtstag zu machen. Und Paolo, der jetzt Formel-1-Sponsor ist, kennt jeden und hat alles arrangiert. So konnten wir einen unerwarteten und zutiefst menschlichen Moment teilen."

Ferrari 312B gehört Ex-Formel-1-Pilot Barilla

Barilla, der das Chassis besitzt und restaurieren ließ, erlebte ebenfalls einen unvergesslichen Moment. "Es war sehr emotional, auch für mich", sagte der Italiener zu Motorsport.com. "Es war emotional für all die Menschen, die es damals miterlebt haben, und sogar für die jüngere Generation, damit sie den Geist der Formel 1 von heute besser verstehen."

"Es war ein wunderbarer Moment, weil Jacky eine Verbindung zur magischen Vergangenheit der Strecke von Monza und im Grunde zu seiner gesamten Karriere hatte. Die Formel 1 dreht sich um Hightech und Innovation, und wenn man das mit ihrer reichen Geschichte verbinden kann, ist das einfach großartig und sehr emotional."

Ickx ist aber nicht die einzige Ferrari-Ikone, die mit dem Ferrari 312B verbunden ist. Um das Auto in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, wandte sich Barilla bei der Restaurierung vor über einem Jahrzehnt an den verstorbenen, legendären Ferrari-Designer Mauro Forghieri.

Der Italiener hatte damals auch das Originalfahrzeug als Teil der langen Ferrari-312-Baureihe entworfen. Forghieri verstarb 2022 im Alter von 87 Jahren. "Wir haben das Auto mit Mauro Forghieri restauriert, der den gesamten Wiederaufbau überwachte, und heute ist das Auto makellos, in perfektem Zustand", erklärte Barilla.

Als hätte Ickx das Auto "gerade erst verlassen"

"Man kann es ausstellen, aber es wird nur für besondere Anlässe genutzt - für jemanden wie Jacky Ickx." Das Auto war in einem so guten Zustand, dass es sich für Ickx anfühlte, als würde er Fahrrad fahren, und das Cockpit seines feuerroten Museumsstücks passte wie angegossen, genau so, wie er es in Erinnerung hatte.

"Ich saß im Auto, als hätte ich es gerade verlassen", lächelte Ickx. "Das heißt, ich musste den Sitz nicht verstellen oder das Lenkrad anpassen. Ich stieg ein und wir haben die Pedale nicht angefasst. Es hat ein sehr besonderes Getriebe, besser als das Cosworth damals. Damit kann man nichts falsch machen, mit einem sehr kleinen, leichten Hebel."

"Es ist auch einfach zu fahren. Es gibt keine Einstellungen zu ändern. Es gibt drei Instrumente, und das war's. Aber das Beste ist die Musik, die es macht, ein 12-Zylinder-Saugmotor von Ferrari. Ich habe es auf 10.000 U/min gebracht, obwohl 11.000 möglich gewesen wären. Einfach magisch. Etwas, das man nicht vergisst."


Jacky Ickx fährt seinen Ferrari von 1970 in Monza

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An Bord mit Jacky Ickx auf der Rennstrecke von Monza in seinem Ferrari 312B aus dem Jahr 1970, mit dem er beim Großen Preis von Italien 1970 die Poleposition errang. Weitere Formel-1-Videos

"Und weil es recht komfortabel ist, ist es auch nicht schwer, geradeaus schnell zu fahren", grinst Ickx. "Als Paolo das Auto kaufte, wollte Forghieri, der damals 81 Jahre alt war, es komplett wiederaufbauen. Und es wurde von A bis Z restauriert, wie nie zuvor bei einem solchen Auto - geschweige denn bei einem Ferrari. Ein absolutes Juwel."

Ickx erinnert an "die Menschen im Schatten"

Für Ickx verlieh die Verbindung zu Forghieri dem Moment eine neue Dimension. Er ist nicht besonders nostalgisch in Bezug auf seine beiden Poles in Monza, seine acht Grand-Prix-Siege oder seine sechs Siege bei den 24 Stunden von Le Mans, die lange Zeit ein Rekord waren.

Selten, wenn er reflektiert, denkt er an die Menschen, die seinen glänzenden Werdegang ermöglichten, wie den verehrten italienischen Designer. "Ich lebe in der Gegenwart und mit dem, was von der Zukunft bleibt, die uns allen unbekannt ist", sinnierte Ickx.

"Nostalgie habe ich schon, aber was mir in den Sinn kam, war nicht nur das Auto, sondern all die Menschen, die mich damals umgaben. Im Motorsport sieht man nur die, die im Rampenlicht stehen, aber dieser Sport funktioniert nicht ohne all die Menschen im Schatten, die mitwirken."

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Die Stimmung durch die Tifosi in Monza war "beeindruckend" Zoom Download

Ickx war auf seinen beiden Runden über den Traditionskurs nicht allein, sondern wurde von Tausenden rot gekleideten Fans auf den Tribünen gefeiert. Das begeisterte Echo der Tifosi überrascht kaum. Wie jeder ehemalige Scuderia-Fahrer ist der Belgier in jeder Hinsicht ein Ehren-Italiener.

Ein Ferrari-Pilot "hält die Welt in den Händen"

"Wenn man für Ferrari fährt oder gefahren ist, hält man die Welt in den Händen. Die Menschen respektieren einen, sie lieben einen", erklärt Barilla, während Ickx zustimmt: "Paolo hat recht, das ist klar. Schaut euch nur Lewis Hamilton an, jeder philosophiert jetzt über seine Zukunft, seine Präsenz."

"Jeder spekuliert. Aber er wollte es genießen und für Ferrari fahren. Und die Erfahrung wird ihm für immer bleiben, weil er die Fans nie vergessen wird", sagt der Belgier. "Die Fans bei Mercedes sind großartig, aber bei Ferrari ist es zehnmal so intensiv. Ich hatte das Glück, das ebenfalls zu erleben, und es ist wirklich etwas Besonderes."

Allerdings war die Pole-Erinnerung von Ickx nicht ohne einen Hauch von Traurigkeit, denn in derselben Qualifikation verunglückte sein Titelrivale Jochen Rindt in der Parabolica tödlich. Rindt wurde posthum Weltmeister, während Ickx hinter dem Österreicher zum Vizemeister wurde.

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Für Jacky Ickx war die Fahrt in seinem Ferrari 312B von 1970 sehr emotional Zoom Download

"Man muss verstehen, dass die Rennen damals niemals aufgehört haben. Regen, Wind, Hagel ... man musste immer Vollgas geben. Der Tod begleitete uns jedes Wochenende", sagte Ickx, der 1970 selbst knapp einem tödlichen Unfall beim Großen Preis von Spanien in Jarama entkam.

"Überleben war kein Talent, sondern Glück"

"Wenn wir losfuhren, wussten wir nicht, ob wir am Montag zurückkehren würden. Man denkt nicht darüber nach, denn wenn man es täte und auch nur die kleinste Angst hätte, wäre man schon besiegt", weiß der 80-Jährige. "Es war tragisch, aber zum Glück hatte er am Ende vier Punkte mehr als ich."

"Ich sage 'zum Glück', weil ich auch heute, wenn man mich fragen würde, was es bedeutet hätte, Weltmeister zu sein, während der Konkurrent nicht mehr lebt, ich es niemals genossen hätte und wahrscheinlich nicht akzeptiert hätte", glaubt Ickx.

Ich habe kein Recht, irgendetwas zu bereuen. Nichts. Denn ich habe viel mehr bekommen, als ich je erhofft hätte", betont der Belgier. "Und ich bin 80 Jahre alt geworden, was bei vielen Menschen, die ich in meinem Leben getroffen habe, nicht der Fall war."

"Wenn Sie an Schutzengel glauben, dann hatte ich mit Sicherheit einen sehr, sehr, sehr guten", blickt Ickx auf seine lange und erfolgreiche Motorsport-Karriere zurück. "Das ist die Wahrheit, denn es ist ein Wunder. In dieser Zeit zu überleben, ist kein Talent, sondern Glück."

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