"Fehler auf allen Seiten": Vowles und Sainz führen offenes Krisengespräch
Nach seinem Wechsel von Ferrari zu Williams ist Carlos Sainz noch immer nicht angekommen: Teamchef Vowles spricht offen über Fehler, aber auch Optimismus
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz hat nach seinem Wechsel von Ferrari zu Williams bisher eine wechselhafte Saison erlebt: Zwar erreichte der Spanier in diesem Jahr schon mehrfach die Punkte, doch im Vergleich zu Teamkollege Alexander Albon steckt Sainz derzeit noch in einer Krise.
Das weiß auch Williams-Teamchef James Vowles. "Es gab definitiv ein Gespräch zwischen ihm und mir vor diesem Wochenende, und auch während einer Radtour haben wir uns nochmals unterhalten", verriet der Brite im Rahmen des Großen Preises von Ungarn in Budapest.
Denn: "Es herrscht eine gemeinsame Frustration zwischen uns beiden. Daran besteht kein Zweifel", betont Vowles. "In diesem Jahr wurden auf allen Seiten Fehler gemacht. Es gab Phasen, in denen das Auto schnell war, wir aber entweder einen Unfall hatten oder etwas anderes passiert ist. Strategisch lagen wir auch daneben."
Andererseits habe es auch Wochenenden gegeben, die erfolgreich liefen, weil Fahrer und Team "sehr eng und sehr konzentriert" miteinander gearbeitet haben. In Saudi-Arabien, Miami und Imola hatte sich Sainz jeweils auf dem sechsten Startplatz qualifiziert und war anschließend auch im Rennen in die Punkte gefahren.
Sainz ist "unglaublich schnell, wenn ..."
"Dann wieder gab es Situationen, in denen er im Qualifying mehrfach unglücklich aufgehalten wurde, sei es durch Blockieren oder rote Flaggen, von denen eine sogar auf unser Konto ging", räumt der Williams-Teamchef ein. "Und man sieht ja, wie unglaublich schnell er ist, wenn alles reibungslos läuft."
In Ungarn landete Sainz auf dem 13. Startplatz, während Teamkollege Albon sogar Letzter wurde. "Nur gelingt es uns einfach nicht, diese Reibungslosigkeit konstant herzustellen", ärgert sich Vowles. "Selbst im freien Training war es wieder nicht rund. Wir haben das Potenzial des Autos nicht vollständig ausgeschöpft."
"Ob seine Saison nun die wechselhafteste im gesamten Feld ist, weiß ich nicht", meint der Williams-Teamchef. "Ich habe einige Fahrer gesehen, die mehrfach schon in Q1 ausgeschieden sind, obwohl das eigentlich nicht passieren sollte. Und das ist bei Carlos normalerweise nicht der Fall."
Vowles für zweite Saisohälfte zuversichtlich
Für die zweite Saisonhälfte hat Vowles sogar Hoffnung. "Ich denke, wir sind jetzt an einem Punkt, an dem er uns besser versteht und auch das Auto viel besser kennt", verrät der Brite. Erst vor wenigen Tagen hatte Sainz aber noch betont, wie unterschiedlich der Williams zu seinem letztjährigen Ferrari sei.
"Es unterscheidet sich eben vom Ferrari, mit dem er zuvor unterwegs war", ergänzt Vowles, der darin allerdings keinen großen Nachteil sieht: "Wir werden unser Auto nicht in einen Ferrari verwandeln können, aber wie man sieht, kann es dennoch konkurrenzfähig sein."
"Ich glaube, wir sind jetzt in der Phase der Saison angekommen, in der wir alle damit vertraut sind", glaubt der Williams-Teamchef, dass es aufwärts geht. "Unsere Aufgabe als Team ist es nun, eine stabile Grundlage zu schaffen, auf der wir liefern - damit auch er liefern kann."