Zak Brown nimmt FIA bei Bib-Affäre in die Pflicht: "Ich habe Fragen!"
Zak Brown ist die Bib-Affäre rund um Red Bull nicht ganz koscher: Den McLaren-Geschäftsführer wundern einige Dinge, die er aufgeklärt haben möchte
(Motorsport-Total.com) - "Ich habe Fragen", sagt McLaren-Geschäftsführer Zak Brown und spricht dabei über die Bib-Affäre rund um das Red-Bull-Team, die vor dem Wochenende in Austin hohe Wellen geschlagen hat. Red Bull hatte zugegeben, ein Hilfsmittel im Auto zu haben, mit dem sich der vorderste Teil des Unterbodens vom Cockpit aus in der Höhe verstellen lässt.
Bei der Konkurrenz herrscht die Vermutung, dass Red Bull die Vorrichtung nutzt, um die Fahrzeughöhe zwischen Qualifying und Rennen zu verändern - das wäre aber unter den Parc-ferme-Bestimmungen verboten.
Red Bull behauptet allerdings, dass man an die Vorrichtung nicht herankommt, wenn das Auto zusammengebaut und rennbereit ist, und auch Max Verstappen und Sergio Perez betonen, dass sie zwar von der Existenz wissen, sie aber noch nie eingesetzt haben.
Völlig überzeugen tut das Zak Brown aber nicht: "Ob sie es getan haben oder nicht, weiß ich nicht, aber alleine die Möglichkeit zu haben, wirft Fragen auf", sagt er und fordert von der FIA eine genaue Aufklärung des Sachverhaltes.
Brown: Regelverstoß sollte "massive Konsequenzen" haben
"Ich finde, es muss eine sehr gründliche Untersuchung geben. Denn wenn man sein Auto im Parc ferme aus Leistungsgründen anfasst, ist das eine Schwarz-weiß-Sache, ein erheblicher Verstoß, der massive Konsequenzen nach sich ziehen sollte", sagt er gegenüber Sky.
"Das Auto unter Parc ferme zu berühren, ist nach den Regeln höchst illegal. Daher denke ich, dass die FIA der Sache auf den Grund gehen muss: Haben sie es getan, haben sie es nicht getan?"
"Falls es - und ich sage falls, weil ich es nicht weiß - auf unangemessene Weise verwendet wurde, dann ist es definitiv ein Performancevorteil", stellt Brown in der Pressekonferenz in Austin noch einmal klar. "Wenn nicht, dann gibt es überhaupt keinen Performancevorteil - und das wollen wir besser verstehen."
Für ihn ist es eben die Ungewissheit, die ihn in dieser Angelegenheit so argwöhnisch macht: "Wie wir in den Open-Source-Komponenten sehen, gibt es nur ein Team, das die Möglichkeit besitzt, die Fahrhöhe innerhalb des Cockpits zu ändern", sagt er.
Und alleine dass nur Red Bull so etwas hat, löst in ihm Zweifel aus: "Warum designt man so etwas im Auto, wenn die anderen neun Teams es nicht gemacht haben?"
Wozu ein Siegel, wenn man nicht ran kommt?
Auch hat der Amerikaner genau hingehört, was Red Bull im Zusammenhang mit dem Gerät gesagt hat. Dort hieß es, dass es eben nicht zugänglich sei, wenn das Auto vollständig zusammengebaut und rennbereit ist. Das ist für Brown aber kein Beweis.
"Ich weiß, dass das Auto nicht immer vollständig zusammengebaut ist", sagt er. Denn auch unter Parc-ferme-Bedingungen kann ein Team das Auto noch auseinandernehmen, solange am Ende die gleichen Teile wieder eingebaut werden.
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Auch dass die FIA ein Siegel anbringen will, wundert den McLaren-Geschäftsführer ein wenig: "Warum sollte die FIA ein Siegel auf etwas anbringen, das nicht erreichbar ist?"
"Ich habe immer noch Fragen, die ich besser verstehen muss", sagt er.
Brown will wissen, seit wann das Teil existiert
Das ist allerdings nur eine Lösung für die Zukunft, die der Verband vornehmen will, doch laut Brown muss die FIA noch einen Schritt weitergehen. Ihn interessiert vor allem die Vergangenheit: Seit wann hat Red Bull das Teil im Auto? Und seit wann war es in der Lage, die Höhe vom Cockpit aus zu verstellen?
"Unsere Fragen drehen sich darum, was vielleicht historisch passiert ist, ob es vielleicht auf unangemessene Weise benutzt wurde", sagt er.
Denn Red Bull im Zweifel einfach das Teil zu verbieten und davonkommen zu lassen, das würde ihm bei einem Regelbruch nicht reichen: "Wenn du gegen den Parc ferme verstößt, dann ist das eine gewaltige Regelverletzung und dann sollte es auch Konsequenzen geben - falls es passiert ist. Und das liegt an der FIA", so Brown.
"Wir haben es im Sport schon gesehen, auch in unserem Sport. Solche Dinge passieren. Wir müssen der FIA vertrauen. Wir stellen nur Fragen", sagt er und sieht sich in seiner Meinung nicht alleine. Auch andere Teamchefs stoßen in das gleiche Horn. Brown: "Wir wollen eine Lösung, die transparent und für alle Teams zufriedenstellend ist."