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Helmut Marko über Ricciardo-Aus: "Garantie gibt es in der Formel 1 nie"
Nach Daniel Ricciardo sind am Freitag in Singapur auch die Verantwortlichen dran, sich zur Zukunft zu äußern: Peter Bayer und Helmut Marko vermeiden klare Ansagen
(Motorsport-Total.com) - Das Hickhack um Daniel Ricciardo geht auch an Tag zwei in Singapur weiter. Am vermeintlich letzten Grand-Prix-Wochenende des Australiers gibt es von offizieller Seite weiter kein klares Statement über die Cockpitbesetzung der Racing Bulls nach dem Nachtrennen im Stadtstaat. Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher hatte vor Singapur ausgeplaudert, von einer Entscheidung gegen Ricciardo erfahren zu haben.
© Motorsport Images
Daniel Ricciardo und Helmut Marko: Das Ende der Zusammenarbeit steht bevor Zoom Download
Der achtfache Grand-Prix-Sieger selbst konnte sich dazu in seiner Medienrunde am Donnerstag nicht äußern, vermied aber überzogen selbstbewusste wie positive Aussagen, wohl wissend um Gesetzmäßigkeiten der Branche - und die Entscheidung, die hinter verschlossenen Türen längst kommuniziert worden sein soll, offiziell aber noch nicht.
Somit waren am Freitag die Verantwortlichen von Red Bull und den Racing Bulls dran, sich den Nachfragen der versammelten Presse zu stellen. Doch auch hier konnte wenig Klarheit geschaffen werden - stattdessen folgte ein Rumgeeiere der Entscheider vor laufenden Kameras, das im Fahrerlager längst nicht jeder verstehen kann:
"Ich bin mir sicher, dass die Entscheidung schon gefallen ist, weil ein Rennen wird jetzt nicht noch den Unterschied machen. Ich find's schade, dass man da nicht eine klare Kommunikation hat und vorm Rennwochenende sowas klärt", sagt Sky-Experte Timo Glock zu Motorsport-Total.com.
Glock: "Sollte man versuchen klarer zu kommunizieren"
"Auch, in meinen Augen, was den Respekt gegenüber einem Danny Ricciardo angeht, der ja wirklich lange Jahre in der Formel 1 ist dabei ist, lange Jahre für Red Bull unterwegs war, glaube ich, sollte man versuchen klarer zu kommunizieren", so Glock, um "es für alle bisschen angenehmer zu machen. Weil es ist so: Jeder weiß nicht so wirklich wie er da drüber reden soll, keiner gibt so eine richtig klare Aussage".
So wie am Donnerstag etwa Racing-Bull-CEO Peter Bayer, der bei Sky auf die Frage, ob es sicher Ricciardos letzter Grand Prix ist, erklärt: "Nein. Die Diskussionen laufen. So, wie es der Daniel gestern auch gesagt hat, es gibt tatsächlich alle Optionen." Bayer sagt: "Wir haben über das ganze Jahr hinweg diese verschiedenen Deadlines und Diskussionen gehabt tatsächlich. Und ursprünglich war es ein Thema in der Sommerpause, sich zu überlegen, macht man die finale Entscheidung für die Fahrerpaarung 2025."
Dann aber habe man versucht, "ein bisschen mehr Zeit zu gewinnen", und zwar für beide Teams - Ricciardo und auch Sergio Perez durften ihre Cockpits deshalb erstmal über die Sommerpause hinaus behalten. Doch nun sei Singapur "ein weiterer Meilenstein", wie Bayer verrät: "Und es wird jetzt nach Singapur diese finalen Gespräche geben, um unser Line-up für '25 und andere Optionen zu diskutieren."
Marko: "Ralf Schumacher als Pressesprecher"
Lauscht man jedoch Beden Aussagen von Red Bulls Motorsportberater Marko, klingen schon etwas andere Töne durch. Der Grazer sagt in Bezug auf Ricciardo bei Sky: "Also, wir werden die Entscheidung nach Singapur bekanntgeben. Aber Ralf Schumacher hat sich da ja schon fast als Pressesprecher für uns deklariert. Aber dem kann ich derzeit noch nicht offiziell..." Marko unterbricht sich selbst: "Oder nochmals: Entscheidung nach Singapur."
Festnageln lassen will sich der Red-Bull-Berater vor laufenden Kameras jedenfalls nicht: "Garantie gibt es in der Formel 1 nie", lautet die lapidare Antwort darauf, ob er bestätigen könne, dass Ricciardo auch noch nach dem Rennen im Team sei: "Da zählt meistens Performance, manchmal auch andere Sachen", so Marko.
Stellt sich die Frage: Gelingt Ricciardo in Singapur nun auf einmal eine Leistungsexplosion, könnte es also vielleicht doch noch ein Hintertürchen geben? "Er meinte, wenn er aufs Podium fährt, schaut die Situation ganz anders aus. Da gebe ich ihm voll recht", erklärt Marko in Anspielung auf die Aussagen des Australiers am Donnerstag. Dass ein Achtungserfolg Ricciardo im Umkehrschluss aber automatischen retten würde, "das sind eure Interpretationen", winkt Marko im TV-Interview ab.
Bayer mit Fingerzeig: "Geht um das große Ganze"
Auch Racing-Bulls-CEO Bayer nimmt dieser Lesart etwas den Wind aus den Segeln, wenn er sagt: "Im Prinzip geht es für uns nicht um einzelne Wochenenden. Es geht um das Gesamtbild. Und es war ja auch immer wieder diese Diskussion, was passiert bei Red Bull Racing, wie machen die weiter?"
Zwar räumt Bayer in Bezug auf seinen wohl scheidenden Schützling ein: "Wenn er ein tolles Ergebnis bringt, natürlich spricht das für ihn." Der Österreicher macht aber auch klar: "Grundsätzlich: Es gibt diese Deadline, es gibt die Gespräche, und danach wird festgelegt, wer, wann, wo und wie fahren soll." Und dabei deutet eben alles auf Liam Lawson hin.
Vom Youngster ist Bayer nicht verlegen bereits jetzt zu schwärmen: "Er wird sicherlich mit einem Liam Lawson verglichen, der hier letztes Jahr ein Top-Rennen gefahren ist und gute Erinnerungen auch bei uns erweckt an diese Strecke", erklärt Bayer in Bezug auf Ricciardo: "Aber wie gesagt: Es gibt jetzt nicht ein 'er muss das und das erzielen', sondern da geht es um das große Ganze tatsächlich, für die Zukunft des Teams, auch ab '25 und weiter."
Mit diesem Fingerzeig ist am Ende dann eigentlich doch alles gesagt, auch ohne klare Ansage, über die anstehende Entscheidung zwischen dem 22-jährigen Lawson und dem 35-jährigen Ricciardo ...