Toto Wolff: Formel-1-WM 2024 ist wieder "ganz offen"
Was Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor dem Italien-Grand-Prix über die Formel-1-Gesamtwertung denkt und wie selbstbewusst McLaren nach Zandvoort auftritt
(Motorsport-Total.com) - Noch 30 Punkte, dann hat McLaren Red Bull in der Formel-1-Konstrukteurswertung eingeholt. Und was zu Saisonbeginn niemand gedacht hätte, wird vielleicht Realität: Dass Max Verstappen im Titelkampf 2024 ernsthafte Konkurrenz bekommt. Denn genau danach sieht es vor dem zweiten Rennen nach der Sommerpause aus.
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Max Verstappen im Red Bull B20 vor Lando Norris im McLaren MCL38 in Zandvoort 2024 Zoom Download
Mercedes-Teamchef Toto Wolff jedenfalls gibt an, er habe es als "sehr, sehr beeindruckend" empfunden, wie McLaren zuletzt in Zandvoort aufgetreten sei. Dort hatte Lando Norris mit einem Vorsprung von 22,896 Sekunden auf Verstappen gewonnen und den vierten Verstappen-Heimsieg in Folge verhindert.
Doch es war nicht nur der gewaltige Abstand, der Wolff fasziniert hat: "Lando hat praktisch die komplette Konkurrenz vernichtet, indem er am Ende noch die schnellste Runde hingelegt hat."
So eng war es schon seit 2021 nicht mehr
Der jetzige McLaren-Speed und die jüngste Formkurve lasse aus seiner Sicht nur einen Schluss zu, und zwar, "dass die Konstrukteurswertung ganz offen ist", sagt Wolff. Nachsatz: "Das ist gut für die Formel 1."
Denn in den vergangenen beiden Jahren hatte Red Bull jeweils vorzeitig den WM-Titelgewinn sichergestellt. Ein richtiges Duell um den ersten Platz in der Konstrukteurswertung hatte es zuletzt 2021 gegeben, als sich Mercedes mit 613,5:585,5 Punkten gegen Red Bull durchsetzte.
Und jetzt schickt sich McLaren an, Red Bull zumindest unter Druck zu setzen. Und das nach erst zwei großen Update-Paketen in der Saison 2024 in Miami und in Zandvoort. Auch das ringt Wolff Respekt ab: "McLaren hat seit Österreich 2023 wiederholt unter Beweis gestellt, dass seine Updates voll ins Schwarze treffen."
Aber während die Formkurve im Team von Norris steil nach oben zeigt, tritt bei Red Bull derzeit das Gegenteil ein: Vorbei ist die Dominanz der ersten Saisonrennen, aktuell scheint die Entwicklung am RB20 zu stagnieren oder sogar Rückschritte zu machen.
Warum Verstappen nicht in Panik verfällt
Verstappen selbst will Zandvoort aber nicht überbewerten: "Ich glaube, wir hatten einfach nur ein generell schlechtes Rennwochenende. Das müssen wir nachvollziehen. Allerdings waren die jüngsten Rennen davor auch schon eigentlich nicht fantastisch. So gesehen war das bereits etwas alarmierend."
Red Bull sei aber weit davon entfernt, in Panik zu verfallen, sagt Verstappen weiter. "Wir versuchen einfach, unsere Situation zu verbessern. Daran arbeiten wir. Aber die Formel 1 ist halt kompliziert."
Deshalb könne er gut damit leben, seit dem Spanien-Grand-Prix nicht mehr gewonnen zu haben. "Das passiert eben", meint Verstappen. "Ich hatte viele gute Jahre. Andere haben in ihrer gesamten Karriere nie ein Rennen gewonnen. So kann man es auch betrachten."
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"Wir haben aktuell nicht das schnellste Auto, sondern ein paar Probleme, die wir lösen müssen. Wir sind dran. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wir konzentrieren uns wirklich darauf, denn es kommen noch viele Rennen auf unterschiedlichen Strecken."
McLaren: Bloß nicht zu viel wollen jetzt!
Und noch ist Red Bull in beiden WM-Wertungen vorne, in der Fahrerwertung um 70 Punkte. Oder wie es Wolff formuliert: "Noch hat es Max zu einem gewissen Grad unter Kontrolle. Aber es dürfte interessant werden, ob es hier nicht bald zu einer Wachablösung kommt."
Denn McLaren geht gestärkt aus Zandvoort hervor. "Wir waren das gesamte Wochenende über schnell", betont McLaren-Boss Zak Brown bei Sky. "Unsere Updates funktionieren klarerweise."
Sein Team dürfe jetzt nur nicht den Fehler machen und von einem Spaziergang ausgehen oder davon, "dass das jetzt an jedem Wochenende so weitergeht", sagt Brown. "Aber ich hoffe natürlich, es gelingt uns noch ein paar Mal!"