• 03. Mai 2024 · 14:21 Uhr

"Normalerweise", "im Moment": Warum macht Verstappen nicht klar Schiff?

Bietet Mercedes wirklich 150 Millionen Euro Jahresgage? Und warum sagt Max Verstappen nicht einfach klipp und klar Nein zu den Wechselgerüchten?

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich sollte es um die Zukunft von Max Verstappen keine Diskussionen geben. Bereits vor Saisonbeginn 2022 hat der zu dem Zeitpunkt frischgebackene Weltmeister einen Vertrag unterschrieben, der ihn bis Ende 2028 an Red Bull bindet. Mit einer kolportierten Jahresgage von bis zu 80 Millionen Euro - zumindest in einer sportlich erfolgreichen Saison, inklusive aller Bonusprämien.

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Wechselt Max Verstappen nun zu Mercedes oder nicht? Die Formel 1 wartet ... Zoom Download

Doch seit hinter den Kulissen von Red Bull die "Horner-Affäre" brodelt, hat sich die Situation verändert. Adrian Newey ist der erste Kollateralschaden. Und es ist in der Formel 1 kein Geheimnis mehr, dass Verstappens Management (sein Vater Jos und Manager Raymond Vermeulen) mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Kontakt steht.

Verstappen jun. selbst relativiert einerseits die Trennung von Newey und erweckt damit den Eindruck, dass er zumindest den Weggang des Stardesigners nicht als Vorwand nutzen wird, um zu Mercedes zu wechseln. Gleichzeitig strengt er sich jedoch wenig an, die Zweifel über seine Zukunftsplanung mit eindeutig unmissverständlichen Antworten zu entkräften.

Am Donnerstag in Miami trat er erstmals seit der Newey-Bekanntgabe vor die Presse, und gleich die erste Frage lautete, ob er schon entschieden habe, wo er in Zukunft fahren wird. Verstappens Antwort wirkt zunächst eindeutig: "Nun, meine Zukunft liegt bei Red Bull." Aber der Nachsatz erweckt Zweifel an der Verbindlichkeit der Aussage: "Im Moment."

Gleiches Spiel auch im Interview mit Sky-Reporter Peter Hardenacke, der vor laufender Kamera wissen wollte, ob Verstappen ausschließen kann, dass er Red Bull verlassen wird. Antwort: "Mein Vertrag mit dem Team ist da." Nachfrage: "Also schließt du es aus? Du bleibst bei Red Bull?" Was Verstappen erneut unverbindlich beantwortet: "Normalerweise schon."

"Normalerweise", "im Moment": Ist es nur Zufall, ein flapsiges Sprachgefühl außerhalb seiner Muttersprache, dass er die Tür nicht einfach zuschlägt und damit alle Spekulationen ein für alle Mal beendet? Oder ist das vielleicht auch Teil der größeren Strategie, sich eine Hintertür offen zu lassen für jenen Mercedes-Deal, der ihm angeblich angeboten wird?

Story über 150-Millionen-Angebot macht die Runde

Das Nachrichtenportal F1-Insider.com hat vor genau einer Woche eine Story veröffentlicht, wonach Mercedes bereit sein soll, bis zu 150 Millionen Euro Jahresgage zu bieten. Und für nach Miami sei eine Verhandlungsrunde zwischen Max und Jos Verstappen sowie Raymond Vermeulen auf der einen Seite und Mercedes auf der anderen Seite angesetzt.

Mercedes fahre dabei schwere Geschütze auf, soll nicht nur durch Toto Wolff vertreten sein, sondern auch durch Mercedes-Konzernchef Ola Källenius und INEOS-CEO Jim Ratcliffe, die jeweils ein Drittel der Anteile des Mercedes-Teams kontrollieren. Bei den Gesprächen soll es um den "größten Deal in der Motorsportgeschichte" gehen.

Eine Darstellung, die aus dem Mercedes-Lager (naturgemäß) bestritten wird. Die Medien "erfinden Meetings, erfinden, was mit den Fahrern passiert", sagte Wolff diese Woche bei einem PR-Termin in New York gegenüber Reuters. Und: "Solche Dinge besprechen wir hinter verschlossenen Türen. Alles, was da gerade berichtet wird, ist nicht wirklich richtig."

Andere, die nahe am Thema dran sind, kommentieren das anders. Es sei sehr wohl eine Verhandlungsrunde zwischen den Verstappens und Mercedes angesetzt, allerdings nicht zum berichteten Zeitpunkt. Und die kolportierten 150 Millionen Euro Jahresgage werden als "wilde Fantasie" abgestempelt.

Das sagt Verstappen selbst: Geht nicht ums Geld!

Konkrete Frage an Verstappen selbst: "Wurde dir von Mercedes ein 150-Millionen-Euro-Vertrag angeboten?" Antwort: "Nein. Aber selbst wenn das der Fall wäre, 150 Millionen ... Geld ist für mich nicht der Antrieb, irgendwo hinzugehen. Ich bin zufrieden mit dem, was ich jetzt verdiene. Es geht mir um die Performance."


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Verstappen erinnert sich noch gut an die mageren Jahre von 2016 bis 2020, als er gegen das überlegene Mercedes-Paket als - zumindest in seiner eigenen Wahrnehmung - schnellster Fahrer im Feld keine Chance hatte. "Ich werde mürrisch, wenn ich um fünfte oder sechste Plätze fahre", gibt er zu. "Es geht letzten Endes immer um Performance. Alle wissen das. Toto weiß das auch."

Ein interessanter Satz. Denn wenn Verstappen sagt, Wolff wisse, dass das wichtigste Argument für einen etwaigen Wechsel die Performance des Mercedes-Teams sei, dann suggeriert das, dass irgendjemand aus seinem Lager schon mit dem Mercedes-Teamchef gesprochen hat. Das war ohnehin kein Geheimnis, wurde jetzt aber auch erstmals konkret dokumentiert.

Aus Insiderkreisen sickert durch: Den Verstappens geht es tatsächlich nicht in erster Linie um das Geld. Das nehmen sie zwar gern mit - aber viel entscheidender soll die Aussicht sein, mit Mercedes Weltmeister werden zu können. Daran hat das Verstappen-Camp aktuell Zweifel. Und Wolff muss nach Argumenten suchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Wird die Powerunit zum Zünglein an der Waage?

Ein solches könnte die 2026er-Powerunit sein. Red Bull wird dann erstmals in Eigenregie ein Formel-1-Aggregat bauen. Ein Fragezeichen. Mercedes hat schon 2014 bewiesen, dass man solche Projekte managen kann. Nur: Damals war Andy Cowell noch Chef von Mercedes AMG High Performance Powertrains in Brixworth. Der ist aber seit Juni 2020 weg.

2026, sagt Verstappen, sei "für alle" ein weißes Blatt Papier: "Wer weiß schon, wer dann am konkurrenzfähigsten sein wird? Ich weiß es nicht. Und ich denke da im Moment auch nicht viel drüber nach. Ich glaube, dass wir dieses und nächstes Jahr sehr gute Chancen haben, recht erfolgreich zu sein. In der Hinsicht ist 2026 noch weit weg."

Verstappen könnte auch auf die sichere Variante setzen, 2025 noch bei Red Bull bleiben und womöglich seinen dann fünften WM-Titel mitnehmen, 2025 schauen, ob Mercedes im Chassisbereich den Turnaround hinbekommt und Red Bull die Auswirkungen des Newey-Abgangs spürt. Und dann entscheiden, was er 2026 will.

George Russells Mercedes-Vertrag läuft Ende 2025 aus, und wenn Verstappen kommen möchte, würde man im Härtefall womöglich auch den im eigenen Haus herangezüchteten Junior vor die Tür setzen. Russell selbst meint, in einem anderen Zusammenhang: "Ich kenne kein Team in der Formel 1, das zu Max nein sagen würde."

Mercedes hält sich alle Optionen offen

Wolff hat schon signalisiert, dass er bereit ist, auf Verstappens Entscheidung zu warten. Hinter den Kulissen wird Andrea Kimi Antonelli auf ein mögliches Debüt 2025 vorbereitet - angeblich auch mit der Variante, noch 2024 bei Williams Rennerfahrung zu sammeln, als Ersatz für Logan Sargeant, der die Saison wahrscheinlich nicht zu Ende fahren wird.

Es wäre aus Mercedes-Sicht nur logisch, an beiden Fronten zu kämpfen: Einerseits die Gespräche mit Verstappen zu führen und alle Rahmenbedingungen so weit abzustecken, dass im Fall der Fälle schnell unterschrieben werden kann. Und andererseits Antonelli so gut und schnell wie möglich vorzubereiten. Parallel dazu werden Gespräche mit Kandidaten wie Carlos Sainz geführt.

Wolffs Aussage, man wolle auf Verstappen warten, kann Verstappen nachvollziehen: "Jeder sollte immer optimistisch sein. Aber für den Moment kann ich nur sagen, dass ich im Team bleiben möchte. Denn ich glaube an das Projekt, mit allen, die daran beteiligt sind. Aber es ist im Sport wie im normalen Leben: Man weiß nie, was in der Zukunft passiert."

Es gibt nicht wenige, die glauben, dass Verstappen auch auf Mercedes Weltmeister werden könnte. Die Milchmädchenrechnung geht so: Red Bull wäre ohne Verstappen nicht mehr so überlegen wie im Moment. Das sieht man an Perez. Und wenn der Verstappen-Faktor bei Mercedes dazukommt, könnte ein Verstappen im Mercedes auf Augenhöhe sein mit einem anderen Fahrer im Red Bull.

Steiner: Glaube nicht, dass Verstappen weggehen wird

"Red Bull hat ein super Auto. Das beste", sagt etwa Miami-Grand-Prix-Botschafter Günther Steiner im Interview mit Sky. "Aber Red Bull ohne Max ... Sergio ist ein sehr guter Rennfahrer, aber er würde nicht jedes Rennen gewinnen. Es ist diese Kombination aus Max, der im Moment einfach nichts falsch machen kann, und Red Bull, die das beste Auto haben. Dadurch entsteht diese Dominanz."

Trotzdem glaubt Steiner nicht an den Sensationstransfer: "Wieso sollte er da weggehen? Er hat das beste Auto. Probleme gibt's überall." Der Dreh- und Angelpunkt sei daher: "Mercedes ist nicht, wo sie sein wollen. Toto muss Max davon überzeugen, dass er in ein, zwei Jahren ein Auto hat, das Weltmeister werden kann."

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