James Vowles: Aktuelle Formel-1-Regeln sind kein Flop

Muss das derzeitige Formel-1-Reglement als gescheitert betrachtet werden, weil das Hinterherfahren seit 2022 nicht entscheidend besser geworden ist?

von Stefan Ehlen · 08.03.2024 08:44

(Motorsport-Total.com) - Das 2022 eingeführte Technische Reglement der Formel 1 sollte besseres Racing ermöglichen und vor allem das Dranbleiben an einem vorausfahrenden Auto begünstigen. Doch im dritten Jahr dieser Regeln stellt sich Ernüchterung ein bei den Fahrern: Sogenannte Dirty-Air lässt die Reifen schneller verschleißen und erschwert das Hinterherfahren. Und das stört die Fahrer empfindlich.

Rennszene aus dem Formel-1-Auftakt 2024 in Bahrain

Williams-Teamchef James Vowles aber hält es für "vollkommen unfair", die aktuellen Regeln deshalb als "gescheitert" zu betrachten, denn "das sind sie nicht". Er verweist zur Begründung auf den "ziemlich engen Wettbewerb im Mittelfeld" und auf die Tatsache, dass tatsächlich überholt werde in der Formel 1.

Die Formel-1-Datenbank Forix gibt Vowles in diesem Punkt recht: Für die meisten Rennstrecken im Formel-1-Kalender sind ab 2022 im Vergleich zu 2021 teilweise deutlich mehr Überholmanöver pro Grand Prix registriert worden.

Das deckt sich mit Vowles' Eindrücken, wonach die 2024er-Autos in Sachen Dirty-Air "immer noch besser dastehen als die Autos der Generationen 2021 oder 2020". Klar sei aber auch: "Die Spitzenteams haben ihre Autos zweifelsohne so außergewöhnlich weiterentwickelt, dass sie zwar mehr Abtrieb generieren, das Folgen [für andere Autos] aber schwieriger geworden ist."

Anhand der ihm vorliegenden Daten sei das Hinterherfahren dennoch einfacher als unter dem vorherigen Reglement bis 2021. "Und das war ja das Ziel", sagt Vowles.

Besserung ist erst 2026 in Sicht - vielleicht

An eine Verbesserung vor dem nächsten Wechsel im Technischen Reglement aber glaubt der Williams-Teamchef nicht: "Es gibt keinen Grund, für 2025 von einer solchen Verbesserung auszugehen." Denn dann werden die Teams vermutlich nur modifizierte 2024er-Autos einsetzen, um sich schon ab dem Frühjahr völlig auf die Entwicklung der 2026er-Fahrzeuge unter dem dann neuen Reglement zu konzentrieren.

Fotostrecke: Das neue Antriebs-Reglement der Formel 1 ab 2026

Aber ob dieses neue Reglement einen Fortschritt zulassen werde, das sei noch unklar, "denn die Regeln [für 2026] werden gerade erst ratifiziert" und sind damit "schwierig zu durchschauen", meint Vowles.

Aston-Martin-Teamchef Mike Krack pflichtet Vowles bei und bezeichnet das aktuelle Reglement "keineswegs [als] einen Fehler", sondern als "gut gemacht", weil es von Anfang an unterschiedliche Designrichtungen zugelassen habe.

Wenn, dann könne man höchstens die Form von Red Bull kritisieren, sagt Krack: "Es gibt eine Dominanz, die keiner von uns will, aber sie ist eine Tatsache. Aber hinter diesem einen Team gab es tolles Racing."