• 02. März 2024 · 07:05 Uhr

Interview: Das sagt Sebastian Vettel über ein mögliches Mercedes-Comeback

Sebastian Vettel lässt die Tür zu einem Comeback in der Formel 1 in einem aktuellen Interview offen - Toto Wolff: "Glaube, er hat die Performance"

(Motorsport-Total.com) - Der für viele völlig überraschende Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari bringt schon Spannung in die "Silly Season" der Formel 1, da hat die Saison 2024 auf der Rennstrecke noch gar nicht richtig begonnen. Und mittendrin in den Spekulationen steckt auch ein potenzieller Comeback-Superstar aus Deutschland: Sebastian Vettel.

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Sebastian Vettel gibt zu, mit Toto Wolff "SMS ausgetauscht" zu haben Zoom Download

Der 36-Jährige, zwischen 2010 und 2013 viermal hintereinander Weltmeister, hat Ende 2022 seine Karriere beendet, sich dabei aber die Hintertür für ein mögliches Comeback offengelassen. Bereits Mitte Februar hatte Motorsport-Total.com erstmals darüber berichtet, dass er an einer Rückkehr interessiert sein könnte, falls ihm Mercedes ein Cockpit anbieten sollte.

Eine These, die sich jetzt langsam zu verdichten scheint. Denn die Schweiter NZZ hat am Freitag ein großes Interview mit Vettel veröffentlicht, in dem der Wahlschweizer erstmals explizit erklärt, dass ihn der Hamilton-Wechsel erstens "überrascht" und er zweitens mit Toto Wolff bereits "kurz SMS ausgetauscht" habe.

Vettel erörtert weiter, ein Comeback sei "bis jetzt kein Thema für mich, auch weil ich mit 36 noch alle Zeit der Welt habe. Das läuft also nicht weg." Und er hält fest, dass es "bis jetzt kein aktives Vorhaben" gibt, als Fahrer in die Formel 1 zurückzukehren. Nachfrage: "Ist das jetzt ein klares Nein?" Vettels Antwort: "Nein."

Ein klares Nein zu einem Comeback schließt Vettel aus, denn: "Vielleicht gibt es irgendwann den Punkt, an dem ich sage: 'Ja, ich würde gern wieder zurück.' Wenn ich es gedanklich so sortiert bekomme, dass es dann plötzlich wieder Sinn macht. Im Moment geht es mir aber sehr gut, ohne Formel 1 zu fahren. Es gibt kein festes Nein, aber auch kein festes Ja."

Vettel gibt zu: Ich vermisse die Formel 1

Aus seinem Umfeld ist durchgesickert, dass der dreifache Familienvater (zwei Töchter und ein Sohn) sein neues, entschleunigtes Leben einerseits sehr genießt, er andererseits aber das Rennfahren mehr vermisst, als er sich ursprünglich eingestehen wollte. "Es ist ein Prozess, und der dauert wohl auch bei mir noch an. Manchmal fehlt mir die Anspannung aus der alten Welt schon", räumt er ein.

Bereits 2024 wäre ein Comeback als Fahrer im internationalen Motorsport möglich gewesen. Ende 2023 fanden Gespräche mit dem Jota-Porsche-Team statt, das in der Langstrecken-WM WEC an den Start geht. Vettel hätte dort Teamkollege von Jenson Button und Gegner unter anderem von Mick Schumacher werden können.

Doch der Deal kam letztendlich nicht zustande. Stand heute sieht es so aus, dass er 2024 nach 2023 ein weiteres Jahr ohne Teilnahme an professionellen Autorennen erleben wird. Vettel gibt zu: "Es gibt schon Dinge, die mir fehlen. [...] Ich habe für den Moment gelebt, den Wettkampf. Das vermisse ich am meisten."

Selbst wenn Vettel will: Will ihn auch Mercedes?

Die große Frage ist: Selbst wenn die Informationen stimmen sollten, dass er bei Mercedes schon Interesse deponiert hat - würde ihn Mercedes auch wirklich wollen? Toto Wolff spricht davon, dass nach Melbourne (also Ende März) eine Grundsatzentscheidung darüber fallen könnte, in welche Richtung es bei der Suche nach einem Hamilton-Nachfolger gehen wird.

Im Interview mit Sky bestätigt der Mercedes-Teamchef: "Wir müssen uns nach drei, vier Rennen entscheiden: Gehen wir auf die Jugend, planen wir langfristig? Oder gehen wir auf die Erfahrung und versuchen, kurzfristig zu optimieren und der Jugend ein paar Jahre mehr Erfahrung zu geben? Das ist die Entscheidung."

Insider übersetzen das so: Nach Melbourne wird auch die Formel 2 ihre ersten drei Rennwochenenden 2024 absolviert haben. Dann ist zumindest schon etwas klarer, wie gut Andrea Antonelli in der Formel 2 zurechtkommt. Der erst 17-jährige Mercedes-Junior wurde von Wolff selbst schon als "Wunderkind" bezeichnet.


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Aber: Antonelli hat die Formel 3 übersprungen und bestreitet 2024 seine erste Saison in der Formel 2. Schon 2025 direkt im Werks-Mercedes in der Formel 1 zu sitzen, wäre eine immens steile Entwicklung seiner Karriere. Und beim ersten Saisonrennen der Formel 2, dem Sprint am Freitag, belegte er nur den 14. Platz.

Wer könnte fahren, bis Antonelli reif genug ist?

Es spricht also viel dafür, dass Mercedes eher in Richtung eines erfahrenen Piloten denken wird, der ein bis zwei Jahre überbrücken könnte, bis Antonelli reif für den Formel-1-Silberpfeil ist. Da fallen einem Namen ein wie Fernando Alonso (mit dessen Manager Flavio Briatore hat sich Wolff bereits getroffen), Carlos Sainz, Esteban Ocon oder Nico Hülkenberg.

Und eben Sebastian Vettel. Wolff: "Sebastian ist ein super Typ, und ein Riese in diesem Sport." Gleichzeitig befindet sich Mercedes in der Luxusposition, dass man eins der attraktivsten Cockpits auf dem Markt hat - und somit nicht unter Zugzwang ist. Bei Wolff rufen derzeit, grinst er, "Nummern an, die ich gar nicht kannte. Ich frage mich teilweise: Soll ich da jetzt abnehmen oder nicht?"

Alonso wiederum wird von Aston Martin schon bekniet, seinen Vertrag zu verlängern. Was der Spanier nicht macht, solange er bei Mercedes im Rennen ist. Und viele im Fahrerlager vermuten: Wenn Wolff die Wahl haben sollte zwischen Alonso und Vettel, der zwei Jahre keine Formel 1 gefahren ist, dann wird er eher Alonso nehmen.

Aber Wolff betont im Sky-Interview, dass er - anders, als einige andere Experten im Paddock - nicht der Meinung ist, Vettel sei in den letzten Jahren seiner aktiven Karriere nicht mehr schnell genug gewesen: "Ich glaube, er hat auch die Performance", sagt er. Das könnte er theoretisch aber auch aus reiner Höflichkeit so formuliert haben.

Vettel: Formel 1 schauen mit Frau und Kindern

Wie dem auch sei: Vettel fehlt die Formel 1, und daraus macht der Deutsche inzwischen auch gar kein Geheimnis mehr. Im NZZ-Interview verrät er: "Ich wollte einen Entzug beim ersten Grand Prix nach meinem letzten Rennen probieren. Das Training habe ich tatsächlich nicht geschaut, aber kurz vor dem Qualifying habe ich nachgeben müssen und eingeschaltet."

"Natürlich interessiert mich der Sport immer noch, auch wenn ich nicht mehr so nah dran bin. Ich schaue mit meiner Frau zusammen zu und kommentiere dabei meistens unbewusst. Sie sagt, sie verstehe den Sport dadurch zum ersten Mal richtig. Und wenn ich recht behalte mit einer Boxenstrategie, dann geht das runter wie Öl", grinst Vettel.

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