• 15. Oktober 2023 · 08:35 Uhr

Teamchef über Lance Stroll: "Wir urteilen zu schnell!"

Wie Aston-Martin-Teamchef Mike Krack zur wachsenden Kritik an Lance Stroll steht und wie das Team auf die anhaltende Formschwäche des Formel-1-Fahrers reagiert

(Motorsport-Total.com) - 15:2 im Qualifying und 16:1 im Rennen: Das Teamduell bei Aston Martin in der Formel-1-Saison 2023 spricht Bände, aber nicht für Lance Stroll, der im Vergleich zu Fernando Alonso deutlich unterliegt und nur auf ein Viertel der WM-Punkte kommt, die sein Teamkollege eingefahren hat. Aber woran liegt das?

Foto zur News: Teamchef über Lance Stroll: "Wir urteilen zu schnell!"

Aston-Martin-Fahrer Lance Stroll muss derzeit viele Niederlagen verdauen Zoom Download

Das weiß Teamchef Mike Krack wenige Rennen vor Saisonende nicht zu sagen. Er meint nur: "Wir müssen erst mal dahinterkommen, warum Lance zu Saisonbeginn viel näher dran war. Jetzt ist er etwas weiter weg."

In Zahlen ausgedrückt: In der ersten Saisonhälfte war Stroll in der Tat besser aufgestellt als in den jüngsten Grands Prix. Er lag bis Ungarn im Qualifying meist im Bereich bis eine halbe Sekunde hinter Alonso zurück. Seit der Sommerpause aber sind es häufig acht Zehntel oder mehr Abstand zwischen den beiden Aston-Martin-Autos. Zuletzt schied Stroll viermal in Folge schon in Q1 aus dem Qualifying aus.

Was sind die Ursachen für Strolls großen Rückstand?

Über die Ursachen dafür kann Krack bisher nur spekulieren. Es könne "im Zusammenhang [stehen] mit den Änderungen am Auto", erklärt er. Aber solange man darauf keine Antwort habe, könne man nicht einschätzen, "wie es sich in den nächsten Rennen entwickeln wird".

Stroll selbst gibt an, das Fahrverhalten des AMR23 habe sich mit der Weiterentwicklung so verändert, dass er inzwischen weniger gut mit dem Rennauto zurechtkomme als früher. Diese These will Krack aber "erst beweisen", bevor er sich dieser Argumentation anschließt. Bisher gäbe es nur "einen Verdacht und einige Hinweise", so Krack. "Ich schätze, das ist, was Lance meint."

Genaueren Aufschluss darüber könnten nur technische Experimente am Formel-1-Auto geben. Krack kündigt an, sein Team werde "entsprechende Änderungen" am AMR23 umsetzen, "um zu sehen, ob sich das dann bestätigt, und ob damit eine Verbesserung eintritt". Aston Martin wird das Stroll-Auto also vermutlich probeweise auf eine frühere Spezifikation zurückbauen.

Wie tief der Frust wirklich sitzt bei Stroll

Ob das die Stimmung bei Stroll heben kann? Der 24-jährige Kanadier ist zuletzt beim Katar-Grand-Prix besonders negativ aufgefallen, hat nach dem Aussteigen in der Box randaliert und (auch) deshalb eine Untersuchung durch den Automobil-Weltverband (FIA) an der Backe. Auch sein "Kurz-Interview" nach dem Sprintrennen machte vor allem eines deutlich: Der Frust sitzt tief bei Stroll.

Teamchef Krack wirbt aber um Verständnis für seinen Fahrer und sieht Parallelen zu anderen Sportarten: "Man sieht es ja im Fußball bei einer Auswechslung, wenn der Sportler nicht mit dem Trainer abklatscht, das Trikot oder eine Trinkflasche wegwirft."

Außerdem würden sich bei wiederholten Niederlagen gewisse Emotionen "aufstauen", sagt Krack. "Da kommt es dann irgendwann einmal zu einer Frustration."

Teamchef Krack wirbt für Verständnis

Man dürfe dabei aber nicht vergessen, wann dieser Frust zutage trete, nämlich unmittelbar nach dem Aussteigen, so der Aston-Martin-Teamchef weiter: "Ich selbst versuche immer, meine Medienrunde nach hinten zu verlegen, damit möglichst viel Adrenalin raus ist. Und wir an der Boxenmauer haben wahrscheinlich zehn- oder zwanzigmal weniger Adrenalin als ein Fahrer!"


Familie Stroll vor Rückzug? | Verstappen vor WM-Entscheidung!

Video wird geladen…

Mediendonnerstag beim Grand Prix von Katar 2023: Macht Aston-Martin-Chef Lawrence Stroll weiter? Weitere Formel-1-Videos

"Die Fahrer aber kriegen sofort ein Mikrofon unter die Nase gehalten und man schätzt sofort alles ein, was sie tun. Natürlich wollen wir Emotionen von unseren Sportlern sehen, aber wenn sie reagieren, fällen wir rasch ein Urteil. Aber ist das richtig oder falsch? Ich finde, da sollten wir vorsichtig sein."

Seiner Meinung nach geht es "einen Schritt zu weit, wenn du zehn Sofaexperten in einem klimatisierten Raum hast, die sagen, 'das ist zu viel' und 'das geht so nicht'. Wir sollten den Fahrern und Profisportlern generell mehr Respekt entgegenbringen", meint Krack. Nachsatz: "Wir urteilen manchmal zu schnell."

Weitere ausweichende Antworten von Krack

Aber wann ist dann aus Krack-Sicht die richtige Zeit gekommen, um mit Stroll über dessen Auftreten auf und neben der Rennstrecke zu sprechen? "Nicht im Eifer des Gefechts", erklärt er. "Man muss schon warten, bis vielleicht jeder eine Nacht darüber geschlafen hat. Dann schaut man es sich von Neuem an und bespricht die Sache. Denn dann sieht die Welt wieder anders aus."

Was aber, wenn ein Fahrer wie Stroll nach dem Katar-Grand-Prix angibt, er habe zwischendurch nur noch "verschwommen" gesehen, weil er "praktisch ohnmächtig" geworden sei und "beinahe das Bewusstsein verloren" habe?

Auch hier wird Krack nicht konkret, sondern sagt nur: "Von der Boxenmauer aus kannst du das wirklich nicht einschätzen. Mit solchen Äußerungen sollten wir vorsichtig sein, weil ich glaube nicht, dass man ein Auto fahren kann, wenn man ohnmächtig ist. Aber ich muss erst nochmal mit Lance sprechen, um herauszufinden, was genau er meint."

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Nico Hülkenberg: Meilensteine der Karriere
Nico Hülkenberg: Meilensteine der Karriere
Foto zur News: Alle Formel-1-Autos von Nico Hülkenberg
Alle Formel-1-Autos von Nico Hülkenberg

Foto zur News: Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es  2024 ohne die fünf Topteams ...
Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es 2024 ohne die fünf Topteams ...

Foto zur News: Schanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Schanghai: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Foto zur News: Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1
Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Nico Hülkenberg und Audi: "Eine einmalige Chance!"
Nico Hülkenberg und Audi: "Eine einmalige Chance!"
Foto zur News: Newey weg! Zerfällt nun Red Bull?
Newey weg! Zerfällt nun Red Bull?

Foto zur News: Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?
Stroll & Seargant fahren F1, Mick nicht: Ist das unfair, Ralf Schumacher?

Foto zur News: Charlie Wurz: Der nächste Österreicher in der Formel 1?
Charlie Wurz: Der nächste Österreicher in der Formel 1?
Formel1.de auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!

Anzeige Unser Formel-1-Shop bietet Original-Merchandise von Ferrari Racing Teams und Fahrern - Kappen, Shirts, Modellautos und Helme von Charles Leclerc und Carlos Sainz