Radikaler Formel-2-Heckflügel: Vorbild für die Formel 1?

Das am Donnerstag vorgestellte neue Formel-2-Auto besticht durch einen auffälligen Heckflügel: Ist das ab 2026 auch eine Inspiration für die Formel 1 selbst?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 2 hat am Donnerstagmittag in Monza ihr neues Auto vorgestellt, das in den Jahren 2024 bis 2026 zum Einsatz kommen soll. Auffällig ist dabei vor allem ein Bauteil: der Heckflügel, der ziemlich rund ist und sich in einer Art Bogen am Heck des Autos auftürmt. Auch die Teamchefs der Formel 1 haben ganz genau hingesehen.

Das auffälligste Bauteil am neuen Formel-2-Auto: der Heckflügel

Der Heckflügel ist aber nicht einfach das Ergebnis einer verrückten Idee, um das Auto hervorstechen zu lassen, sondern er wurde so gestaltet, um das Racing in der Nachwuchsserie zu verbessern.

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"Der Heckflügel selbst hat eine runde Form, die der der Formel 1 sehr ähnlich ist", erklärt Formel-2-Chef Bruno Michel. "Der große Unterschied ist wahrscheinlich der Flap, der ziemlich schwer und groß ist. Das wurde gemacht, um sicherzustellen, dass wir mit der Art der Abstimmung, die wir am Auto haben, eine extrem hohe DRS-Effizienz haben können."

Der gezielte Vorstoß, das DRS-Delta - die maximale Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem Öffnen und Schließen des Heckflügels - zu vergrößern, ist interessant, weil dies im Vorfeld des neuen Reglements 2026 ein Thema in der Formel 1 war.

Da die Formel 1 zu einer aktiveren Aerodynamik übergeht, die den Luftwiderstand auf den Geraden reduzieren soll, um den Leistungsverlust der neuen Motoren auszugleichen, wurde befürchtet, dass das Überholen deutlich schwieriger werden würde.

Wenn alle Autos weniger Luftwiderstand haben, verringert sich das potenzielle DRS-Delta und das Überholen auf den Geraden wird deutlich schwieriger. Dies könnte durch einen größeren oberen DRS-Flap, wie ihn die F2-Autos haben, gemildert werden.

Die Formel 1 arbeitet auch intensiv daran, die DRS-Züge zu eliminieren, die dadurch entstehen, dass das Delta nicht groß genug ist, um den nachfolgenden Autos das Überholen zu ermöglichen.

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Formel 2 als Vorreiter

Während die Arbeit am endgültigen Chassis-Reglement der Formel 1 für 2026 weitergeht, werden die Lehren aus dem Konzept der Formel 2 mit ziemlicher Sicherheit einfließen - und damit auch die Formel 1 beeinflussen.

Das neue Auto der Formel 2 für die Saison 2024

Michel glaubt, dass die Formel 2 in Zukunft auch weiterhin eine Vorreiterrolle in Sachen Innovation spielen wird, wie beispielsweise bei den 18-Zoll-Reifen und vollständig nachhaltigen Kraftstoffen: "Die Formel 2 hat in der Vergangenheit in einigen Bereichen Pionierarbeit für die Formel 1 geleistet", sagt er. "Und das werden wir auch weiterhin tun."

"Es begann mit 18-Zoll-Reifen vor der Formel 1, und das hat Pirelli bei der Entwicklung sehr geholfen. In der Formel 2 wird bereits nachhaltiger Kraftstoff verwendet. Und ich denke, es gibt viele Dinge, die wir in der Formel 2 einführen können, die später in die Formel 1 übernommen werden", so Michel.

Alle lernen von der Formel 2

Der FIA-Vizepräsident für Sport, Robert Reid, stimmt zu, dass die Bandbreite der in der Formel 2 verfolgten Ideen - von der Sicherheit über die Fahrzeugabmessungen bis hin zur Aerodynamik - wichtig sei, um in anderen Kategorien, einschließlich der Formel 1, zu lernen.

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"Wir lernen die ganze Zeit in alle möglichen Richtungen", sagt er auf die Frage, ob die DRS-Erfahrungen aus der Formel 2 in den Grand-Prix-Sport einfließen könnten. "Wir haben hier ein Auto, das den Formel-1-Standards entspricht, und alle Daten, die wir sammeln, fließen in einen Topf."

"Innerhalb der FIA haben wir eine Monoposto-Abteilung. Es gibt keine Formel-1-Team und dann den Rest der Pyramide. Es sind dieselben Leute wie Tim Goss, die auf der technischen Seite an der gesamten Pyramide arbeite", so Reid.

"Und diese Konsistenz, sei es beim Lenkgewicht, der anpassbaren Cockpitgröße oder der Sicherheit, ist für uns wirklich wichtig, um die gesamte Pyramide im Griff zu haben."