Franz Tost erklärt: Darum haben wir Nyck de Vries rausgeworfen
AlphaTauri-Teamchef Franz Tost erklärt, warum man die "emotionale" Entscheidung gegen Nyck de Vries treffen musste: Keine Steigerung bei bekannten Rennen
(Motorsport-Total.com) - AlphaTauri-Teamchef Franz Tost sagt, dass Red Bull Nyck de Vries entlassen hat, weil bei ihm auf bekannten Strecken keine Weiterentwicklung zu erkennen war. Zwar gibt er zu, dass der Niederländer als Rookie einen schweren Stand hatte, doch zumindest hätte es in der Europasaison besser werden müssen - das war aber nicht der Fall.
De Vries hatte sein Cockpit vor dem Rennen in Ungarn an Daniel Ricciardo verloren und hatte bis dahin keinen einzigen WM-Zähler einfahren können. Laut Tost bestand ohne Anzeichen einer Weiterentwicklung und mit der Aussicht auf viele unbekannte Strecken in der zweiten Saisonhälfte Handlungsbedarf - auch wenn es ihm für de Vries leid tut.
"Es war auch eine sehr emotionale Entscheidung, denn wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu Nyck", erklärt Tost. "Ich habe erst letzte Woche mit ihm telefoniert."
"Er hatte es nicht leicht bei uns. Zunächst einmal ist die erste Saisonhälfte für einen Rookie - und das gilt generell für Rookies - nicht einfach, weil sie auf vielen Strecken fahren, die sie nicht kennen: Melbourne, Miami, Saudi-Arabien", so der Österreicher. "Dann kommen sie nach Baku, wo ein Sprintrennen gefahren wird. Das heißt, es gibt nur ein Training und dann kommt das Qualifying."
"Das bedeutet, dass heutzutage ein junger Fahrer, der in die Formel 1 kommt, wirklich so gut wie möglich vorbereitet sein muss, und das bedeutet für mich mindestens 5.000 bis 6.000 private Testkilometer mit einem alten Auto, so wie es Alpine mit [Oscar] Piastri gemacht hat. Das ist der richtige Weg", sagt Tost.
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Zwar weiß er, dass es für de Vries noch einmal schwieriger war, weil AlphaTauri ihm kein konkurrenzfähiges Auto hingestellt hat - der Rennstall ist mit zwei Punkten WM-Letzter -, er betont aber auch: "Ich hatte in Österreich und Silverstone eine viel bessere Leistung erwartet, weil Nyck beide Strecken sehr gut kannte."
Doch in beiden Qualifyings schied de Vries schon in Q1 aus und wurde auch im Rennen nur jeweils 17. "Die Leistung war nicht da", stellt Tost klar. "Und dann haben wir uns für einen Wechsel entschieden, auch mit Blick auf die zweite Saisonhälfte, in der er Singapur, Japan, Mexiko, Austin und Katar nicht kennt, was die Sache nicht einfacher gemacht hätte."
Sein Ersatz Daniel Ricciardo kennt die Strecken hingegen und soll mit seiner Erfahrung auch helfen, AlphaTauri in seiner Entwicklung voranzubringen und herauszufinden, wo die Schwächen des Autos liegen.
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De Vries wurde vor der Saison von Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko zu AlphaTauri geholt, obwohl Red-Bull-Teamchef Christian Horner skeptisch war. Gegenüber 'Sky' gibt Marko mittlerweile zu, dass seine Entscheidung damals falsch war, doch Tost hat Verständnis dafür.
Denn eine weitere Einschätzung nach de Vries' Auftritt in Monza für Williams gab es nicht mehr: "Es gab keine Möglichkeit, weil er keine Rennen mehr fuhr und die Entscheidung wieder bei Red Bull lag", sagt er. "Jetzt, im Nachhinein, sind alle schlauer." Trotzdem stützt er Marko: "Ich denke, es war damals die richtige Entscheidung."