• 30. März 2023 · 11:33 Uhr

Carlos Sainz: Ferrari braucht jetzt neue Ideen

Wie Ferrari den Formel-1-Saisonauftakt 2023 bewertet und welche nächsten Schritte nun unternommen werden, um mittelfristig eine Chance gegen Red Bull zu haben

(Motorsport-Total.com) - "Du musst über das komplette Wochenende hinweg dein Maximum geben können. Das geht aber nicht bei uns." Und deshalb, sagt Teamchef Frederic Vasseur, hat Ferrari zu Beginn der Formel-1-Saison 2023 ein Problem. Denn: Andere Rennställe machen es besser, allen voran Red Bull.

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Carlos Sainz im Ferrari SF-23 beim Grand Prix von Saudi-Arabien 2023 Zoom Download

Vom "Panikmodus" ist Vasseur aber nach zwei Rennen noch weit entfernt. Es gelte einerseits "die Ruhe zu bewahren", so meint er. Andererseits aber müsse Ferrari dringend Fahrt aufnehmen: "Wir kriegen bisher nicht in jeder Einheit hundert Prozent aus dem Auto heraus. Darauf müssen wir uns konzentrieren, bevor wir uns Gedanken machen über Updates", sagt Vasseur.

"Aber wir schmeißen nicht den Plan über den Haufen, weil wir Leistung bringen oder keine Leistung bringen. Die Updates für Australien waren [nach dem Rennen in Dschidda] schon in Produktion. Es ist nicht so, dass ich ins Werk stürme und Updates einfordere, dass die dann eine Woche später in Australien bereitstehen. So funktioniert es nicht."

Erstmals seit 2021 geht es bei Ferrari nicht voran, sagt Sainz

Änderungen seien aber dringend erforderlich, sagt Ferrari-Fahrer Carlos Sainz vor dem Australien-Grand-Prix in Melbourne. Ferrari stecke nämlich mittendrin in "einer der schwierigsten Phasen" der vergangenen Jahre.

"Seit ich 2021 zum Team gestoßen bin, ging es vorwärts, 2021 schon in die richtige Richtung, aber dank der Regeländerungen für 2022 umso mehr. Dieses Jahr hatten wir Ähnliches erwartet, doch leider gibt es mit Red Bull jemanden, der ein klar überlegenes Auto hat", erklärt Sainz.


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Ferrari bewege sich in der Saison 2023 bisher "auf dem Niveau von Mercedes" und sei im Renntrimm "nicht allzu weit weg von Aston Martin". Das Problem sei nur: Mit Red Bull gäbe es ein Team, das sich "perfekt" vorbereitet habe auf die Saison und nun vorneweg fahre.

"Immerhin wissen wir, was wir falschgemacht haben", sagt Sainz. "Wir sind uns über die Schwächen unseres Autos und die Stärken bei Red Bull im Klaren. Das gesamte Team arbeitet in die gleiche Richtung. Wir wollen das Defizit verkleinern."

Teamchef Vasseur will nicht zu viel Negativität

Ferrari-Teamchef Vasseur ist bemüht, an dieser Stelle nicht zu negativ zu klingen: "Es ist ja nicht so, dass alles schiefläuft." Sein Team habe schon beim zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien "gute Fortschritte über eine fliegende Runde" erzielt und "es mangelt nicht an Potenzial" mit dem aktuellen SF-23.

Sainz wiederum glaubt, Ferrari ruft dieses Potenzial bisher nicht ab, weil es seinem Team nicht gelingt, "einen guten Kompromiss zwischen Qualifying und Rennen zu finden", so drückt er sich aus. Oder anders formuliert: "Im Qualifying sind wir ziemlich nahe dran, im Rennen liegen wir meilenweit zurück. Da müssen wir als Team bessere Arbeit leisten, um das Auto mehr auf die Renndistanz abzustimmen."

Das sei die große Aufgabe "bei den nächsten Grands Prix", sagt Sainz, "bis wir ein großes Update kriegen. Und dann, mit den Updates, wollen wir den Rückstand verringern und die Gesamtergebnisse verbessern."

Bis dahin müsse Ferrari "ungefähr so, wie Mercedes im vergangenen Jahr" versuchen, solide in die Punkte zu fahren, und zwar möglichst mit beiden Autos, "um die Punkteausbaute zu maximieren", sagt Sainz.

Ausgerechnet der SF-23 erweise sich dabei als größte Hürde. Sainz gibt an, dieses Jahr zwar "ein besseres Gefühl für das Auto" zu haben als im vergangenen Jahr und "keine speziellen Probleme" mit dem Fahrzeug zu haben. Es sei ihm andererseits aber bisher noch nicht gelungen, "auch nur eine gute Qualifying-Runde hinzulegen".

"In den Rennen setze ich ziemlich genau das um, was das Auto aktuell kann. Das ist nicht viel, aber warten wir mal ab, inwiefern die Updates das Fahrgefühl verbessern. Im Augenblick sind wir halt sehr eingeschränkt und können uns kaum Zweikämpfe liefern, weil das Auto in Dirty-Air sehr schwierig zu fahren ist. Da fressen wir die Reifen", meint Sainz.

Ferrari versichert: Es gibt "kein grundlegendes Problem", aber ...

Ferrari befinde sich vor dem Grand Prix von Australien also in einem Dilemma, weil es "nicht viel Druck" machen könne über die Distanz, weil der SF-23 ein reifenschonendes Fahren erforderlich mache. Sainz: "Damit hängst du praktisch fest im Rennen, ohne großen Spielraum."

Um ein "grundlegendes Problem mit dem Auto" handle es sich dabei aber nicht, versichert der Ferrari-Fahrer. "Das Auto hat einfach nur ein sehr spitzes Einsatzfenster und es verhält sich unberechenbar im Rennen."

"Wir müssen also einen Weg finden, hier etwas Ruhe reinzubringen", sagt Sainz. "Das Gute ist aber, wir wissen um diese Defizite. Und Ferrari hat das Personal und die Möglichkeit, darauf zu reagieren. Wenn wir nur alle an einem Strang ziehen, dann kann das Team die Wende schaffen. Kurzfristig wird das nicht klappen, aber mittel- bis langfristig durchaus."


Fotostrecke: Formel-1-Technik: Detailfotos beim Australien-Grand-Prix 2023

Doch mit welchen Erfolgsaussichten? Sainz sieht aktuell keine Chance gegen Red Bull, das "überall überlegen" zu sein scheint: "Es ist uns im Qualifying voraus, im Rennen und auch beim Topspeed, in langsamen und mittelschnellen Kurven. Es hat den besseren Reifenhaushalt und das Auto kommt besser mit Randsteinen und Bodenwellen zurecht."

Sainz fordert neue Ideen von Ferrari ein

Deshalb fordert Sainz neue Ideen von Ferrari ein. O-Ton: "Wir müssen klarerweise etwas tun und anders machen als bisher."

Und so wird es laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' auch kommen: Ferrari will einen Designwechsel vollziehen und sich unter anderem von seiner aktuellen Seitenkasten-Philosophie verabschieden.

"Ich denke: Die unheimlich gute Leistung zu Beginn der vergangenen Saison hat uns glauben lassen, mit diesem Konzept weitermachen zu müssen", sagt Sainz. "Wir erkennen aber jetzt, dass Red Bull praktisch überall einen klaren Vorteil hat und wir damit anfangen müssen, links und rechts zu schauen."

Ähnlich hatte sich zuletzt auch das Mercedes-Team geäußert. Dort fühlte man sich vom Brasilien-Sieg durch George Russell in die Irre geführt und hielt für 2023 am ungewöhnlichen Seitenkasten-Design fest. 2024 könnte die Abkehr von dieser Konstruktionsweise erfolgen.

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