"Phasenweise eine Sekunde schneller": So dominant ist Red Bull wirklich!
Teile der Formel-1-Konkurrenz haben für 2023 schon resigniert, doch Red Bull selbst spielt die aktuelle Performance herunter: So dominant ist der Red Bull RB19 wirklich!
(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 scheint eine neue Ära der Dominanz angebrochen zu sein. Das Red-Bull-Team legte mit zwei Doppelsiegen in zwei Rennen sowie 87 von 88 möglichen Punkten einen perfekten Start in die Saison 2023 hin. Die Konkurrenten gratulieren schon zum WM-Titel, während das Team aus Milton Keynes selbst bemüht ist, den Vorsprung herunterzuspielen.
"Man hat gesehen, wie schnell ein technischer Defekt das durcheinanderwirbelt", meint zum Beispiel Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko gegenüber 'Sky', der damit auf Max Verstappens Defekt im Qualifying von Saudi-Arabien anspielt. "Und man muss auch sagen, dass das Mittelfeld, oder unserer Verfolger, sowohl Mercedes als auch Aston Martin, in gewissem Grad auch Ferrari, nähergekommen sind, vor allem in der Quali-Runde."
"Aber im Renntrimm, was ich so gesehen habe, waren wir phasenweise eine Sekunde schneller. Das scheint aber damit zusammenzuhängen, dass wir im Reifenverschleiß noch immer die beste Performance haben."
"Ich habe definitiv noch nie ein Auto gesehen, das so schnell ist", meint der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der in seiner Karriere selbst schon oft in überlegenen Autos saß. Mercedes-Teamkollege George Russell nickt: "Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht jedes Wochenende das schnellste Auto sein sollten." Und Ferrari-Fahrer Charles Leclerc meinte in Dschidda ebenfalls: "Red Bull ist auf einem anderen Planeten."
Das sagen die Daten: So groß ist Red Bulls Vorsprung!
Der Blick auf die Daten des Technologieunternehmens PACETEQ der ersten beiden Grands Prix in Bahrain und Saudi-Arabien zeigt, dass Red Bulls Dominanz eigentlich nur im Rennen erdrückend ist. Zusammengenommen fehlten Ferrari im Qualifying nur 0,224 Sekunden auf die Zeiten von Red Bull, Aston Martin 0,547 und Mercedes 0,612 Sekunden.
Im Renntrimm sieht das Kräfteverhältnis jedoch etwas beunruhigender für die Red-Bull-Konkurrenz aus. Aston Martin ist der erste Verfolger mit durchschnittlich 0,571 Sekunden Rückstand pro Runde, während Mercedes 0,760 und Ferrari 0,906 Sekunden fehlen.
Der Abstand wäre eigentlich sogar noch größer, wenn Red Bull im letzten Stint in Bahrain nicht die Motoren runtergedreht hätte, was Verstappen und Sergio Perez rund eine Sekunde pro Runde kostete. Das wirkt sich negativ auf die durchschnittliche Rennpace von Red Bull aus, dennoch liegt man im Rennen weit vor der Konkurrenz.
Horner mahnt: Windkanal-Handicap wird uns treffen!
Als Red-Bull-Teamchef Christian Horner gefragt wird, ob er überrascht ist, dass sein Team plötzlich so dominant auftritt, meint er: "Nicht wirklich, aber wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren. Ich denke, das Team in Milton Keynes hat über den Winter hervorragende Arbeit geleistet."
"Und es war so wichtig für uns, wettbewerbsfähig aus den Startlöchern zu kommen, da wir wussten, dass die Reduzierung im Windkanal seit Oktober letzten Jahres gilt. Wir konnten es uns also nicht leisten, unser Ziel mit dieser begrenzten Zeit zu verfehlen, denn mit diesem Handicap kann man sich niemals aus der Affäre ziehen."
"Das Team hat also großartige Arbeit geleistet, und der RB19 war der beste Start in eine Saison, den wir je hatten. Wir haben erst zwei Rennen hinter uns, aber mit zwei Doppelsiegen sind wir nur einen Punkt von der Maximalpunktzahl entfernt. Ich glaube nicht, dass wir uns das zu Beginn der Saison je hätten träumen lassen", so Horner.
WM-Duell zwischen Verstappen und Perez?
Den ersten beiden Rennen nach zu urteilen läuft also alles auf ein teaminternes WM-Duell zwischen Max Verstappen und Sergio Perez hinaus. Der Niederländer führt die Meisterschaft aktuell mit einem Punkt Vorsprung an.
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"Nun, wenn das so ist, ist es doch ganz einfach, oder?", antwortet Verstappen auf die Frage auf ein mögliches Teamduell um die Weltmeisterschaft. "Wir dürfen Rennen fahren, und der Beste wird am Ende vorne liegen."
"Wenn das der Fall ist, dann ist das eine fantastische Nachricht für die Mannschaft, denn das bedeutet, dass wir ziemlich weit vorne liegen und es auf uns ankommt, was bedeutet, dass wir in einer großartigen Position sind", fügt Perez hinzu.
Verstappen: Hoffentlich geht Dominanz "eine lange Zeit"
Die Experten sind sich jedoch einig, dass Verstappen unter normalen Umständen leichtes Spiel haben wird. Schließlich konnte der Niederländer im vergangenen Jahr auf dem Weg zum Titel 15 Grands Prix gewinnen, Teamkollege Perez hingegen nur zwei. Mit dem Sieg von Perez in Saudi-Arabien hat Red Bull jetzt zudem 12 der letzten 13 Rennen gewinnen können.
Vor dem Hintergrund der Strafe für den Verstoße gegen das finanzielle Reglement 2021 und dem Handicapsystem bei der Aerodynamik stellt sich jedoch die Frage, wie lange Red Bull die Dominanz noch wahren kann.
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"Ich hoffe auf eine lange Zeit", sagt Verstappen. "Aber es geht nicht nur um die Pace des Autos: Wir müssen sicherstellen, dass wir ohne Probleme zuverlässig sind. Ich meine, selbst mein erstes Wochenende [in Bahrain] war nicht sehr sauber. Das lag an der großen Verschiebung der Balance zwischen den Tests und dem Rennwochenende sowie an einigen anderen Dingen, die im Hintergrund ablaufen."
Horner sicher: Konkurrenten werden zurückschlagen!
Teamchef Horner glaubt zudem nicht, dass die aktuelle Überlegenheit seines Teams schlecht für den Sport ist: "Ich denke, einige der Rennen waren fantastisch", sagt er. "Und ich denke, wir haben am Wochenende [in Saudi-Arabien] wieder ein tolles Rennen zwischen unseren beiden Fahrern gesehen."
"Und wenn man zwei dominante Autos hat, die gegeneinander antreten, dann ist das schon ein Spektakel für sich. Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass unsere Gegner schnell und aggressiv zurückkommen werden, vor allem, wenn wir in die europäische Saison zurückkehren, in der die ersten Updates erscheinen."
"Wir hören von großen Upgrades bei Mercedes, und ich bin sicher, dass auch Ferrari mit seiner aktuellen Position nicht zufrieden ist. Wir erwarten also, dass sich die Dinge schnell angleichen, sobald wir wieder in Europa sind", so der Red Bull-Teamchef.