• 19. November 2022 · 19:43 Uhr

Mick Schumachers letzter Strohhalm: So ergattert Sargeant die Superlizenz

Logan Sargeant wird ein Formel-1-Cockpit 2023 bei Williams erhalten, doch dafür benötigt er eine Superlizenz: Was er am Sonntag in der Formel 2 tun muss

(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag gab das Haas-Team bekannt, dass man den Vertrag mit Mick Schumacher nicht verlängern und stattdessen Nico Hülkenberg für 2023 in das Auto setzen wird. Das Formel-1-Aus des 23-Jährigen ist damit so gut wie besiegelt, es sei denn, eine Hintertür beim Williams-Team geht noch auf.

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Logan Sargeant beim Formel-1-Training in Mexiko Zoom Download

Bereits beim Formel-1-Wochenende der USA kündigte Teamchef Jost Capito an, dass Williams-Junior Logan Sargeant das Cockpit von Nicholas Latifi erhalten wird, dessen Aus beim Team aus Grove schon länger beschlossene Sache ist.

"Wir glauben, dass er bereit ist, Rennen zu fahren", sagte Capito in der FIA-Pressekonferenz am Samstag in Austin. "Unter der Bedingung, dass er genügend Superlizenzpunkte hat, wird er nächstes Jahr unser zweiter Fahrer sein."

Sargeants Superlizenzpunkte in der Übersicht

Die Superlizenz ist jedoch noch das große Fragezeichen, was bleibt und Mick Schumacher eine Möglichkeit bei Williams ermöglichen könnte, sofern der Amerikaner nicht die 40 nötigen Punkte zusammenbekommt. Aktuell steht Sargeant bei 32 Superlizenzpunkten, die sich wie folgt zusammensetzen:

20 Punkte (3. Platz in der FIA-Formel-3-Meisterschaft 2020) 7 Punkte (7. Platz in der FIA-Formel-3-Meisterschaft 2021) 3 Punkte (Einsätze für Williams in den Freien Trainings der USA, Brasilien und Abu Dhabi über eine Distanz von 100 Kilometern) 2 Punkte (Formel-3-Saison 2021 ohne Strafpunkt beendet)

Warum der unplanmäßige Einsatz in Brasilien wichtig war

"Wir geben Logan in Mexiko und Abu Dhabi weitere Gelegenheiten, sich in das Team zu integrieren, sowohl im Freien Training als auch beim 'Young Driver Test'", sagte Williams-Sportdirektor Sven Smeets in Austin. "Wir arbeiten hart daran, Logan bei seinen Bemühungen um den Erwerb der FIA-Superlizenz zu unterstützen."


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Eigentlich hatte das Team nämlich nicht geplant, Sargeant im zweiten Freien Training von Brasilien einzusetzen, da man den Stammfahrern genug Trainingszeit geben wollte. Bei den Sprint-Wochenenden gibt es jeweils nur zwei 60-minütige Trainingseinheiten, wobei es nach dem FT1 direkt ins Qualifying geht.

Da man mit Sargeant in Mexiko jedoch nicht auf die für den Extra-Punkt benötigten 100 Kilometer Distanz kam, entschied sich Williams dafür, den Amerikaner im zweiten Training von Sao Paulo fahren zu lassen, denn es macht einen großen Unterschied für seine erforderliche Position in der Formel-2-Meisterschaft 2022 aus, ob er 32 oder nur 31 Superlizenzpunkte hat.

Sargeant muss nur ohne Strafe bleiben

Da er nun bei 32 Punkten steht, gibt es zwei Möglichkeiten. Wenn er die Formel-2-Saison, wo er aktuell auf dem dritten Rang liegt, auf Position sieben beendet, bekommt er acht weitere Punkte und damit auch die Superlizenz für die Formel 1. Sollte er Sechster oder besser werden, dann ist ihm der Führerschein für die Königsklasse logischerweise ebenfalls sicher. Ohne den Extra-Punkt in Brasilien hätte er definitiv P6 gebraucht.

Doch die FIA vergibt auch zwei Extra-Punkte, sofern ein Fahrer ohne Strafpunkte die Saison übersteht. Diese werden wie in der Formel 1 vergeben, wo Pierre Gasly kurz vor einer Rennsperre steht, doch Sargeant kann bisher eine weiße Weste vorweisen.

Sollte er sich beim Hauptrennen der Formel 2 am Sonntag in Abu Dhabi keine Strafe einhandeln, so würde auch ein achter Platz in der Meisterschaft reichen, für den man sechs Superlizenzpunkte erhält. Doch wie wahrscheinlich ist das Szenario, dass Sargeant bis auf den achten Platz zurückfällt? - Es ist sehr unwahrscheinlich.

Nach dem Qualifying und Sprintrennen der Formel 2 auf dem Yas Marina Circuit kann der Williams-Junior in der Theorie schlechtestenfalls auf P8 in der Wertung abrutschen, was bedeutet, dass Sargeant die Superlizenz in der Tasche hat, wenn er einfach nur straffrei bleibt, egal wo er oder seine Konkurrenz am Sonntag ankommt. Doch selbst für den achten Platz müsste Einiges zusammenkommen.

Was muss passieren, wenn Sargeant einen Strafpunkt kassiert?

Sollte Sargeant beim Saisonfinale in Abu Dhabi einen Strafpunkt kassieren, dann müsste er Neunter inklusive schnellster Rennrunde werden, um die Superlizenz zu ergattern. Alles, was besser als der achte Platz ist, würde somit auch reichen, wobei der Amerikaner vom sechsten Platz starten wird.

Sollte der Williams-Junior nur zwei Punkte als Neuntplatzierter oder weniger holen und auch noch einen Strafpunkt kassieren, wird die Rechnerei etwas komplizierter. Entweder Frederik Vesti oder Ayumu Iwasa müssen das Rennen gewinnen, wobei dies eher auf Iwasa herauslaufen würde. Der Japaner wird von der Pole starten, während Vesti im Qualifying nur 16. wurde.

Zudem müssen Enzo Fittipladi (Startplatz 13) und Jehan Daruvala (Startplatz 12) auf das Podium fahren. Darüber hinaus müsste Jack Doohan (Startplatz 5) Vierter inklusive schnellster Rennrunde werden, während Liam Lawson (Startplatz 9) in den Positionen sechs bis fünf ankommen darf.

Erst, wenn ausnahmslos alle diese Kriterien erfüllt sind, würde Sargeant auf den achten Platz in der Wertung abrutschen und damit die Superlizenz nicht erhalten, sofern er auch einen Strafpunkt kassiert.

Wäre Schumacher denn überhaupt die erste Wahl?

Wenn man sich die Startaufstellung für das Formel-2-Rennnen am Sonntag anschaut und die Voraussetzungen bedenkt, sollte der Superlizenz von Sargeant also nichts im Wege stehen, egal, ob er einen Strafpunkt erhält oder nicht, denn selbst ein Abrutsch auf den siebten Platz in der Meisterschaft ist höchst unwahrscheinlich.

Bei der ganzen Rechnerei wird somit klar, dass Schumachers Chancen auf das Williams-Cockpit verschwindend gering sind. Zumal überhaupt nicht sicher ist, ob der Deutsche überhaupt den Zuschlag erhalten würde, wenn Sargeant die Superlizenz nicht schafft. Williams-Teamchef Jost Capito hatte betont, dass man keinen Plan B hat. Womöglich könnte sonst auch Ex-Formel-1-Fahrer Antonio Giovinazzi eine Option sein.

Es sieht aber so aus, als könnte der Deutsche als Reservefahrer bei einem anderen Team andocken. Da sein Vertrag mit der Ferrari Driver Academy nicht verlängert wird, wird über einen Wechsel zu Mercedes oder Alpine gemunkelt, wobei sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff nicht abgeneigt zeigt.

Die Silberpfeile werden einen neuen Ersatzmann brauchen, da der bisherige Reservefahrer Nyck de Vries, der für Mercedes erfolgreich in der Formel E an den Start ging, zu AlphaTauri wechselt und der scheidende McLaren-Pilot Daniel Ricciardo vor einem Wechsel als Reservefahrer zu Red Bull steht.

Capito: Erstaunt, wie locker Sargent mit Druck umgeht

Williams-Teamchef Jost Capito ist zudem erstaunt, wie locker sein zukünftiger Fahrer mit der Drucksituation in Abu Dhabi umgeht: "Er ist erstaunlich relaxed", sagt Capito. "Also, er hat [im FT1] einen tollen Job bei uns im Auto gemacht und dann eine halbe Stunde später war schon das Qualifying für Formel 2 - hat er super gemacht, ist auf dem sechsten Platz."

"Die Fahrer, seine Konkurrenten, die in der Meisterschaft direkt hinter ihm sind, sind weit hinter ihm im Qualifying und ich denke, das sollte er schon schaffen", so der Williams-Teamchef, der sich an den ganzen Rechenspielen nicht beteiligen möchte.

"Ich habe eigentlich überhaupt nicht gerechnet, weil das ist zu kompliziert, weil die Fahrer, die hinter ihm in der Meisterschaft sind, wesentlich mehr Punkte machen müssen als er. Man muss ganz einfach abwarten und dann muss man am Ende sehen, wo es ist. Alles Rechnen hilft da nicht."

Capito hofft auf Änderung des Superlizenz-Systems

Auch wenn Capito sagt, dass "es da keine Diskussionen mehr gab", fordert er, dass die Formel 1 zusammen mit der FIA das Superlizenzsystem überdenken sollte. Eigentlich sollte auch IndyCar-Star Colton Herta Pierre Gasly im AlphaTauri ersetzen, doch die fehlenden Superlizenzpunkte vereitelten einen Wechsel.

"Ich denke, es muss mal drüber gesprochen werden und man muss sehen, ist das noch richtig?", so Capito. "So wie man alle Reglements mal nach ein paar Jahren mal anpacken muss, weil die Serien entwickeln sich ja auch."

"Auch Indycar hat sich entwickelt in der Vergangenheit in den letzten Jahren und da muss man sehen, ist die Relation zu den verschiedenen Serien noch richtig, oder muss man das anpassen. Aber ich denke, das sind Diskussionen, die man haben kann und muss und da wird es auch ein Ergebnis geben."

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