• 11. November 2022 · 11:34 Uhr

"Mico", Bild & Günther Steiner: Haas verschiebt Fahrerentscheidung

Mick Schumacher oder Nico Hülkenberg? Die "Mico-Frage" ist in Brasilien das Thema, das nicht nur die Experten im Paddock zu heißen Diskussionen anregt!

(Motorsport-Total.com) - "Bei der dritten Frage schon! Was soll das?" Günther Steiner muss lachen, als es bei seiner Medienrunde vor dem Sao-Paulo-Grand-Prix am Donnerstag wieder nicht lang dauert, ehe er von einem Journalisten die (aus seiner Sicht) leidige Frage gestellt bekommt, ob Haas denn die Entscheidung, wer 2023 Teamkollege von Kevin Magnussen wird, bereits getroffen habe.

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Mick Schumacher muss weiter auf Klarheit, was seine Zukunft betrifft, warten Zoom Download

"Ich denke, das Thema können wir schnell abhaken", sagt Steiner. "Hoffentlich können wir nächste Woche etwas bekannt geben. Aber es bringt nichts, wenn ihr mich weiterhin fragt, wie viel Prozent für den Fahrer und wie viel für einen anderen ... Das sind Fragen, die werde ich nicht beantworten. Sorry."

Viele hatten damit gerechnet, dass Haas vor dem Rennen in Brasilien endlich verlautbaren würde, ob nun Mick Schumacher oder Nico Hülkenberg 2023 im Auto sitzen wird. Steiner hatte in Austin erklärt, dass während eines "Back-to-Back" zu wenig Zeit sei für so eine Entscheidung, und er gleichzeitig aber vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi wissen möchte, wer Magnussens Teamkollege wird.

Weil zwischen Brasilien und Abu Dhabi nur eine Woche liegt und der Post-Season-Test in Abu Dhabi unmittelbar nach dem Rennwochenende steigt, schien eine Entscheidung vor Brasilien naheliegend. Doch das ist nun anders.

Keine Entscheidung vor Saisonende?

Laut Steiner sei nicht einmal hundertprozentig sicher, dass vor dem letzten Saisonrennen am 20. November feststeht, wie die "Mico"-Frage ausgeht: Eine Entscheidung in der kommenden Woche sei das Ziel, "aber versprechen tu ich das nicht", sagt der Südtiroler. Nicht einmal darauf, ob wirklich nur noch Schumacher und Hülkenberg im Rennen sind, lässt er sich festlegen.

Die Entscheidung sei "imminent", sagt Steiner, stehe also unmittelbar bevor. Und er nutzt seinen Humor als Abwehrmechanismus, um den immer gleichen Fragen aus dem Weg zu gehen. Warum das alles so lang dauert, will ein Journalist wissen. Steiner grinst: "Weil ich ein langsamer Denker bin!"

Im Ernst fügt er an: "Wir wollen sicherstellen, dass es die richtige Entscheidung ist. Und es gibt keine anderen Cockpits mehr. Warum sollten wir uns hetzen lassen? Wir brauchen eine Entscheidung spätestens vor dem Wintertest in Bahrain. Das ist das Einzige, was wichtig ist. Bis dahin wollen wir die bestmögliche Entscheidung treffen, und Zeit hilft dabei, gute Entscheidungen zu treffen."

Fittipaldi ist endgültig aus dem Rennen

Immerhin schließt er aus, dass Pietro Fittipaldi in einem der Cockpits sitzen könnte. Und er macht sich über die Kollegen von der Bild-Zeitung lustig. Auf Nachfrage, ob die Entscheidung vor oder nach Abu Dhabi fallen werde, antwortet Steiner: "Ich hoffe vorher. Aber wenn ich sage, dass ich das hoffe, ist das keine Tatsache. Sonst fragt mich die Bild hinterher, warum meine Hoffnung nicht erfüllt wurde!"

Darüber, wer 2023 im zweiten Haas sitzen wird, kann also weiterhin nur spekuliert werden. Und das wird weiterhin munter getan. Während die deutsche Medienlandschaft mehrheitlich pro Schumacher argumentiert, sieht das im Rest der Welt ganz anders aus. Besonders in England mehren sich die Stimmen, die Hülkenberg als logische Wahl betrachten.

Palmer: Scharfe Kritik an Schumacher

Eine davon ist Jolyon Palmer. Der Brite war 2017 Teamkollege von Hülkenberg bei Renault und verlor das Stallduell mit 8:34 Punkten ganz eindeutig, ehe er vier Rennwochenenden vor Saisonende vorzeitig freigestellt wurde. Palmer ist überzeugt: "In den nächsten ein, zwei Jahren würde Nico mehr Punkte holen als Mick."

"Er hat mehr Erfahrung, er ist unterm Strich womöglich schneller. Solang er motiviert ist und hungrig, das Team voranzubringen, ist Hülkenberg die bessere Wahl. Das Talent ist da. Er ist enorm talentiert. Und er kann unvorbereitet ins Auto springen und abliefern", sagt Palmer, heute anerkannter Formel-1-Experte, im Podcast 'F1 Nation'.

"Nico ist ein harter Arbeiter. Ich war sein Teamkollege. Er war unglaublich schnell, aber er saß danach immer lang mit den Ingenieuren zusammen. Ich hatte davor auch schon andere Teamkollegen, aber bei ihm hatte ich zum ersten Mal den Eindruck: 'Wow, der Kerl ist ein echter Profi!' Was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum ihn Aston Martin gern dabei hat."

"Ich bin erstaunt, dass er im Frühjahr so fit und auf zack war, denn ich glaube nicht, dass er damit gerechnet hat, Rennen zu fahren. Das ist genau das, was ihn für Haas so attraktiv macht, dass der Kerl ins Auto springen und sofort abliefern kann", sagt Palmer. "Ich weiß nicht, ob die Entscheidung schon gefallen ist. Aber es spricht alles für ihn."

Ewiges Thema: Schumachers Unfälle

Und, so wird in England argumentiert, viel gegen Schumacher. Palmer: "Das, was Günther nicht gefällt - verständlich, als Teamchef - sind die Unfälle. Vom reinen Tempo war es im Verlauf der Saison 50:50 zwischen Mick und 'KMag'. Lassen wir mal die ersten Rennen weg, in denen 'KMag' beeindruckend war: Da hat die beiden nicht viel getrennt, was Punkte oder Pace betrifft."

"Es sind nur die Unfälle, die Günther nicht mag. Mick hatte Unfälle in Dschidda und Monaco, und im Regen in Japan. Im Regen in Japan, das war hart, denn es ging nur drum, das Auto zurück in die Box zu bringen. Kalte Reifen, ein kleiner Gehirnaussetzer", analysiert Palmer.

"Ich erinnere mich gar nicht an so viele andere Dreher oder Ausritte von Mick [...], aber es sind auch die Stellen, an denen er crasht. Wenn du irgendwo einen Unfall baust, dann nicht am Schwimmbad in Monaco und definitiv nicht in Dschidda! Aber genau das hat er getan, und das zählt massiv gegen ihn", argumentiert er.

Das sagt Schumacher-Erzrivale Damon Hill

Damon Hill, jahrelang Erzrivale von Micks Vater Michael, bewertet die Situation ähnlich. Schumacher habe sich gesteigert, aber "er macht immer noch Fehler und kostet dem Team viel Geld. Das ist das Problem. Hältst du zu ihm und hoffst, dass sich das Blatt wendet? Oder setzt du jemanden mit Erfahrung rein, wie Nico? Aber ein Fahrer, der das Auto crasht, ist nicht das, was sie brauchen."

Harte Worte, die Schumacher aber gut wegsteckt. Er nimmt die Kritik von außen, die Unmengen an Kommentare, Kolumnen und Podcasts, in denen über ihn hergezogen wird, eigenen Angaben nach nicht wahr: "Jeder hat eine Meinung, zu allem. So ist das Leben", winkt er ab.

"Für mich sind die Menschen wichtig, deren Meinung ich schätze. Zum Beispiel meine Familie, und Schlüsselpersonen wie Sebastian. Auf die höre ich. Das ist mir wichtig", sagt Schumacher. Ob es ihm nicht schwerfalle, das einfach so wegzustecken, will ein Journalist wissen. Der 23-Jährige antwortet mit einem Lächeln: "Ich tue das, was ich liebe. Da fällt einem das ganz leicht."

Fotos zeigen: Schumacher ist gut gelaunt

Schumacher hat am Donnerstag in Brasilien viel gelacht. Auch bei einem Gespräch mit Steiner, das zufällig fotografiert wurde, schien er gut gelaunt zu sein. Ein Indiz dafür, dass er schon weiß, dass es weitergeht, vermuteten einige prompt. Aber auf die Frage, ob er schon informiert sei und nur die Bekanntgabe noch ausstehe, antwortet er: "Nein."

Schumacher weiß selbst am besten, dass es "Luft nach oben" gibt, was seine Leistungen betrifft. Sich selbst Noten zu geben, davon hält er aber nichts: "Das finde ich nicht richtig. Niemand tut das. Der Trend war da, und darauf kommt es an. Ich habe mich im Saisonverlauf konstant verbessert. Ich habe einige von den Dingen erreicht, die ich erreichen wollte."

"Nicht alles", gibt er zu. "Aber ich war mir nie sicher, dass alles klappt, eben weil es die Formel 1 ist. Und die Formel 1 ist ganz anders als alle Nachwuchsformeln, in denen ich davor gefahren bin. Viele haben das schon gesagt, aber ich denke, es ist wichtig, es nochmal zu sagen: Niemand war nach zwei Jahren in der Formel 1 ein kompletter Fahrer. Es gibt immer noch viel zu lernen. Das habe ich vor."

Schumacher: "Kann ein Topfahrer sein"

Wenn man ihn denn lässt, wenn man ihm die Chance gibt, weiter zu lernen und sich als Rennfahrer zu entwickeln, dann, ist Schumacher von sich überzeugt, "bin ich sicher, dass ich ein Topfahrer sein kann. Auch in der Formel 1. Habe ich ja in den Nachwuchsserien auch bewiesen."

Jetzt muss er erstmal beweisen, dass er dem öffentlichen Druck, der durch die "Mico-Frage" - auch durch Artikel wie diesen - aufgebaut wird, standhalten kann. "Don't crack under Pressure" war ein Slogan, den schon der große Ayrton Senna für einen Uhrenhersteller propagiert hat - und für Schumacher hat er noch nie mehr Gültigkeit besessen als jetzt.

Steiner sieht das gelassen: "Für einen Rennfahrer gehört das dazu, der muss mit Druck umgehen können. Wir hätten auch lieber schon seit März Klarheit, was wir nächstes Jahr tun werden. Haben wir aber nicht. Damit müssen wir umgehen. So ist das im Leben. Für solche Entscheidungen gibt es keinen guten und keinen schlechten Zeitpunkt."

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