• 21. Oktober 2022 · 23:29 Uhr

FIA reagiert auf Suzuka: Freitas 2022 nicht mehr Rennleiter

Der Automobil-Weltverband (FIA) hat seinen Untersuchungsbericht zu den Vorfällen beim Formel-1-Rennen in Suzuka vorgelegt und einige Maßnahmen angekündigt

(Motorsport-Total.com) - Der Untersuchungsbericht des Automobil-Weltverbands (FIA) zu den Vorfällen beim Japan-Gand-Prix 2022 in Suzuka liegt vor. Und eine daraus folgende Maßnahme ist: Eduardo Freitas, der sich in diesem Jahr die Rolle des FIA-Rennleiters in der Formel 1 mit Niels Wittich teilt, kommt in der laufenden Saison nicht erneut zum Einsatz. Ab Austin und bis Abu Dhabi ist Wittich der Rennleiter.

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Der Weltverband FIA hat seinen Bericht zu den Suzuka-Vorfällen vorgelegt Zoom Download

In seiner Pressemitteilung gibt der Weltverband hierzu keine Begründung ab, sondern erklärt lediglich, dass man "das rotierende System bei der Rolle des Rennleiters für die restlichen Rennen aussetzen" werde. Was über die Saison 2022 hinaus passiert, lässt die FIA offen.

Die Abberufung von Freitas, der das Suzuka-Wochenende als Rennleiter verantwortet hatte, ist aber nur eine von vielen angekündigten Maßnahmen, die teilweise noch 2022, teilweise aber auch erst 2023 oder 2024 umgesetzt werden sollen. Dazu hat der Weltverband einen Maßnahmen-Katalog mit weiteren zwölf Punkten aufgestellt.

Ausschnitte aus dem Maßnahmen-Katalog der FIA

Darunter finden sich zum Beispiel gesonderte Hinweise an die Teams, wenn sich Bergefahrzeuge auf der Strecke befinden oder eine Anpassung der Delta-Zeit unter virtuellem Safety-Car mit reduzierter Geschwindigkeit vor und an einer Unfallstelle.

Außerdem wird angestrebt, den Boxengassen-Ausgang während einer Safety-Car-Phase zu schließen und erst wieder zu öffnen, wenn das Feld hinter dem Safety-Car vorbeigekommen ist. Und es sollen neue Regeln für das Fahrerverhalten unter Gelb, Doppel-Gelb und (virtuellem) Safety-Car aufgestellt werden, mit entsprechenden Sanktionen bei Verstößen.

Der letzte Hinweis bezieht sich auf die Pirelli-Regenreifen der Formel 1. Die Technische Abteilung des Weltverbands werde sich in den kommendem Jahren einem "Projekt" widmen, um Pirelli bei der Entwicklung von Reifen für extremes Schlechtwetter zu unterstützen. Weitere Details dazu gibt es bislang nicht.

Welche Erkenntnisse die FIA aus den Vorfällen gewonnen hat

Dafür hat die FIA eine Reihe von "Erkenntnissen" zu den Vorfällen von Suzuka gewonnen. Diese sind ebenso in einer Übersicht dokumentiert wie die rekonstruierten Abläufe aller entscheidenden Momente zu Beginn des Rennens, als sich die Ereignisse regelrecht überschlugen.

Demnach hat die Untersuchung des Weltverbands ergeben: "Die Strecke war mit dem Safety-Car neutralisiert, bevor Sportwarte und Bergefahrzeuge auf die Strecke geschickt wurden." Allerdings sei die Präsenz von Bergefahrzeugen bei derart schlechtem Wetter wie in Suzuka als "sehr heikel" einzustufen.


Suzuka: Knapp an der Katastrophe vorbei

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Nie wieder darf sich ein Unfall wie der von Jules Bianchi in Suzuka 2014 wiederholen, trotzdem wäre es 2022 fast wieder passiert. Weitere Formel-1-Videos

Tenor: "Sportwarte und Bergefahrzeuge sollten erst dann eingesetzt werden, wenn es die Wetterlage und die Position der Rennautos zulassen, dass eine Bergung schnell und sicher durchgeführt werden kann."

Der Weltverband kommt daher zu dem Schluss, dass es angesichts der Wettersituation in Suzuka "besser gewesen wäre, die Bergefahrzeuge erst später auf die Strecke zu schicken", noch dazu aufgrund von "tragischen Ereignissen in der Vergangenheit [wie den schweren Unfall von Jules Bianchi]", denn es hätten sich rund um die vorhandenen Vorfälle neue Zwischenfälle entwickeln können.

FIA richtet Vorwurf an Pierre Gasly

AlphaTauri-Fahrer Pierre Gasly sieht sich von Seiten der FIA dem Vorwurf ausgesetzt, er sei "leichtsinnig" unterwegs gewesen nach seinem Notstopp zum Frontflügel-Wechsel. Das wird unter anderem mit der Geschwindigkeit an der Unfallstelle von Carlos Sainz belegt: Unter Rot hatte Gasly dort 189 km/h auf dem Tacho, wesentlich mehr als zuvor das Feld hinter dem Safety-Car.

Ihn aber hatte die Rennleitung in Suzuka nicht auf dem Schirm, wie der FIA-Bericht einräumt: "Die Rennleitung überwacht nicht notwendigerweise alle Fahrzeuge, die während einer Safety-Car-Phase an die Box fahren, weil sie mehr Augenmerk auf die Passagen hat, in denen sich Zwischenfälle ereignet haben, und das Feld hinter dem Safety-Car neutralisieren will."

Dass Gasly zum Notstopp in die Box abgebogen sei, das sei "nicht sofort aufgefallen", heißt es weiter. Allerdings habe die Rennleitung nur unmittelbare Kontrolle über die Autos direkt hinter dem Safety-Car, nicht aber über Fahrzeuge "anderswo auf der Rennstrecke".

Deshalb betont der Weltverband nochmals: "Fahrer müssen ihre Geschwindigkeit unter Gelb, Safety-Car und Rot entsprechend reduzieren und jederzeit gesunden Menschenverstand walten lassen." Gasly habe noch vor der Unfallstelle von Sainz auf über 200 km/h beschleunigt, bei seiner Anhörung in Suzuka aber ein Fehlverhalten seinerseits eingeräumt.

Weitere "Baustellen" für die FIA

Für nicht optimal wurden ferner die Drainagen in Suzuka befunden. Hier hat die FIA "Gespräche" mit den Streckeneignern angekündigt, um Verbesserungen umzusetzen. Außerdem befasse sich die Streckenkommission des Weltverbands mit der Situation rund um die Werbebande, die Gasly in der ersten Rennrunde aufgesammelt hatte.

Und abschließend wird festgehalten, dass die Regeln zu Rennzeit und Punkteverteilung beim Japan-Grand-Prix 2022 korrekt angewendet worden seien. "Allerdings werden wir uns die Formulierung der Regeln noch einmal anschauen, damit wir bei der nächsten Überarbeitung des Sportlichen Reglements für mehr Klarheit sorgen können", so die FIA.

Wer am Suzuka-Bericht mitgewirkt hat

Die Untersuchung zu den Vorfällen in Suzuka basiere auf einem Schreiben der Formel-1-Fahrergewerkschaft (GPDA) sowie auf Gesprächen zwischen FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem und GPDA-Direktor George Russell und Gasly.


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Federführend in die Untersuchung eingebunden war das sogenannte FIA Remote Operations Centre (ROC) mit Sitz in Genf in der Schweiz. Dabei handelt es sich um das 2022 eingerichtete "Back-Office" der Rennleitung. Aus der Ferne lassen Mitarbeiter den Verantwortlichen vor Ort Unterstützung beim Umsetzen der Regeln zukommen.

Die Nachbetrachtung der Ereignisse stand unter der Schirmherrschaft von FIA-Vizepräsident Robert Reid, der in Suzuka dabei gewesen war. Mitglieder von Rennleitung und ROC sowie Vertreter aus verschiedenen Bereichen haben an der Analyse mitgewirkt. Sie steht unter dem Motto: "Was auch immer wir daraus lernen können, soll unsere Abläufe in der Zukunft verbessern."

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