• 24. September 2022 · 17:04 Uhr

Warum Singapur die härteste Herausforderung für Formel-1-Fahrer ist

Nächste Woche fährt die Formel 1 zum ersten Mal seit 2019 wieder in Singapur: Körperlich und mental ist das Nachtrennen die größte Herausforderung

(Motorsport-Total.com) - Nach drei Jahren Pause aufgrund der COVID-19-Pandemie kehrt die Formel 1 am nächsten Wochenende nach Singapur zurück. Damit kehrt auch die für die Fahrer größte Herausforderung in den Formel-1-Kalender zurück.

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Singapur fordert die Formel-1-Fahrer wie kein anders Rennen Zoom Download

Straßenkurse sind dafür bekannt, dass sie trotz der geringeren Geschwindigkeiten mental sehr anstrengend sind. Sie erfordern jederzeit volle Konzentration, und und die kurzen Geraden bieten nur wenig Zeit zur Erholung.

Aber Singapur ist ein Biest wie kein anderes. Sowohl mental als auch körperlich ist es das härteste Rennen. Und eines, welches eine Vorbereitung erfordert, wie sie bei keinem anderen Rennen notwendig ist.

Ricciardo: Erstes Singapur-Rennen war "eine einzige Plackerei"

Daniel Ricciardo sagt, dass sein erster Grand Prix von Singapur im Jahr 2011 die körperlich größte Anstrengung war, der er je ausgesetzt war. "Ich war nicht vorbereitet, und das klingt, als hätte ich die ganze Woche Party gemacht", sagt er der englischsprachigen Ausgabe von 'Motorsport.com'.


Fotostrecke: Die Veränderungen im Formel-1-Kalender der vergangenen Jahre

"Ich hatte keine Ahnung, wie sehr die Luftfeuchtigkeit und die unerbittliche Natur der Strecke, auf der es keine richtigen Geraden gibt, auf denen man sich ausruhen kann, einem zu schaffen machen. So etwas hatte ich noch nie erlebt."

Erschwerend kam hinzu, dass Ricciardo zu diesem Zeitpunkt für das Schlusslicht HRT fuhr, was bedeutete, dass er sich mit vier Runden Rückstand auf Platz 19 wiederfand. So fehlte die Motivation, die man hat, wenn man um die Spitzenplätze kämpft.

Kombination aus Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zermürbend

"Ich erinnere mich nur daran, dass das Rennen für mich eine einzige Plackerei war", erinnert sich Ricciardo. "Als ich aus dem Auto ausstieg, sagte ich mir, dass dies körperlich das Härteste war, was ich je getan habe. Ich habe mir auch geschworen, dass ich diese Schmerzen nie wieder in einem Formel-1-Auto spüren werde. Seitdem war Singapur eigentlich ziemlich gut."

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Auch die Mechaniker sind für jede Abkühlung dankbar Zoom Download

Formel-1-Fahrer sind Spitzensportler, die mit persönlichen Trainern und ihren Teams zusammenarbeiten, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Aber ihr reguläres Fitnessniveau und ihr Trainingsplan müssen im Vorfeld von Singapur noch ergänzt werden.

Die Hitze ist einer der größten Faktoren, auf den sich die Formel-1-Fahrer in Singapur einstellen müssen. Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit liegt dort das ganze Jahr über bei über 80 Prozent, und aufgrund der Nähe zum Äquator beträgt die Temperatur auch Oktober um die 30 Grad Celsius.

Training in der Sauna

Von Rennen im Nahen Osten oder im Hochsommer von Europa sind die Fahrer zwar heiße Bedingungen gewöhnt. Doch die "Waschküche" von Singapur ist eine ganz andere Herausforderung.

Wer die Formel-1-Fahrer in den sozialen Medien verfolgt, sah einige der einfallsreichen Methoden, mit denen ihre Trainer sie in letzter Zeit auf diese Herausforderung vorbereitet haben. Letzte Woche postete Carlos Sainz ein Video von sich auf Instagram, in dem er auf einem Heimtrainer in einer Sauna fährt, um sich an die Hitze im Cockpit während des Rennens in Singapur zu gewöhnen.

Andere Ansätze sind das Hinzufügen zusätzlicher Kleidungsschichten für Routinetrainings oder das einfache Sitzen in der Sauna bei sehr großer Hitze, um dem Körper an die Bedingungen zu gewöhnen. Jedes Training wird so viel härter, aber am Tag des Rennens wird es sich auszahlen.

Singapur ist eines der längsten Rennen

Aber es sind nicht nur die Hitze und die Luftfeuchtigkeit, die Singapur zu einer so zermürbenden Herausforderung machen. Im Gegensatz zu den Hochgeschwindigkeits-Stadtkursen von Dschidda und Baku ist die Durchschnittsgeschwindigkeit in Singapur recht niedrig.

Charles Leclercs Pole-Runde 2019 war mit 1.36:217 Minuten rund acht Sekunden langsamer als die Pole-Zeit von Sergio Perez in Dschidda in diesem Jahr - und das, obwohl die Strecke in Dschidda einen Kilometer länger ist als die in Singapur. Das Layout mit 23 Kurven bedeutet auch, dass es nicht viele Möglichkeiten gibt, um zu verschnaufen.

Das alles führt dazu, dass das Rennen in Singapur in der Regel eines der längsten der Saison ist. Seit der Aufnahme in den Rennkalender im Jahr 2008 wurde der Große Preis von Singapur noch nie in weniger als einer Stunde und 51 Minuten beendet - im Jahr 2018 - und hat die Zwei-Stunden-Grenze der Formel 1 bereits viermal erreicht.

Zeitumstellung beim Nachtrennen eine zusätzliche Herausforderung

Kein anderes Rennen kommt so oft an das Zeitlimit heran. Das bedeutet, dass die Ausdauer ein wichtiges Element ist, auf das sich die Fahrer vorbereiten müssen - vor allem, um so lange mit der Hitze zurechtzukommen.


So hart ist das Training für Singapur!

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Sergio Perez zeigt uns in diesem Video, wie anstrengend das Training für den GP von Singapur ist. Weitere Formel-1-Videos

Eine zusätzliche Herausforderungen für die Fahrer ist die Anpassung an die Zeitzone. Das ist zwar bei jedem Rennen zu beachten, ist aber Singapur noch schwieriger, weil es ein Nachtrennen ist. Am besten hält man sich an die europäischen Zeitzonen, was bedeutet, dass man um 6 Uhr morgens ins Bett geht und am Nachmittag aufsteht.

Die Teams bereiten sich speziell auf Singapur vor und stellen sicher, dass die Hotels wissen, dass sie ihr Personal nicht stören dürfen, und dass die unkonventionellen Schlafgewohnheiten berücksichtigt werden.

Singapur-Rookie Latifi: Was ist die beste Strategie?

Nicholas Latifi wird an diesem Wochenende zum ersten Mal mit der Formel 1 in Singapur fahren und gibt zu, dass er unsicher ist, wie er seine Vorbereitungen einteilen soll. Er hat es immer vorgezogen, so früh wie möglich zu den Rennen zu fahren, damit er sich "nicht nur an die Zeit, sondern auch an das Klima gewöhnen kann."

"Ich habe Singapur noch nicht gemacht, aber es ist ein seltsames Rennen", sagt Latifi. "Ich denke, man will sich früh an das Klima gewöhnen, aber für die Zeitumstellung ist das nicht so gut, weil man da in Großbritannien bleibt! Je später man also anreist, desto leichter fällt es einem wahrscheinlich, sich auf die Zeit umzustellen. Das ist eine schwierige Sache."

Die zusätzliche Herausforderung in Singapur wird diesmal die neue Generation von Autos sein. Seit 2019 hat sich viel verändert. Die Überarbeitung des Reglements für dieses Jahr und das höhere Gewicht der Autos machen sie in langsamen Kurven träger, was es auf Stadtkurse schwieriger macht.

Und dann ist da noch das Bouncing

Und dann ist da noch das Bouncing, mit dem die Teams in diesem Jahr konfrontiert waren, und das auf den holprigen Straßen rund um die Marina Bay noch härter sein wird. Esteban Ocon sagte in Monza, er glaubt, die Autos würden sich so steif anfühlen wie Go-Karts, die über die Randsteine fahren.

Pierre Gasly meinte, es werde ein extremes Rennen für alle sein. Dennoch bleibt Singapur eines der Lieblingsrennen im Kalender der Fahrer, die sich alle darauf freuen, wieder auf die Strecke zu gehen - und für einige ist es das erste Mal, dass sie dort fahren.

Alle Teams wissen inzwischen, wie sie sich auf Singapur vorbereiten müssen, aber nach drei Jahren Abwesenheit dürfte es die härteste Herausforderung sein, der sich die Fahrer seit langem stellen mussten.

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