• 01. September 2022 · 16:42 Uhr

Alonso-Wechsel: Wusste Otmar Szafnauer wirklich von nichts?

Wann genau Fernando Alonso wen bei Alpine über seinen bevorstehenden Wechsel zu Aston Martin informiert hat und warum Otmar Szafnauer außen vor blieb

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso wechselt zu Aston Martin. Mit dieser Schlagzeile begann die Sommerpause der Formel 1 direkt nach dem Ungarn-Grand-Prix 2022 auf dem Hungaroring bei Budapest. Aber kam die Nachricht wirklich überraschend für alle Beteiligten? Und wurde Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt?

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Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer: Fernando Alonso hat ihm nichts gesagt Zoom Download

Alonso selbst sagt dazu schlicht: "Otmar hat wahrscheinlich nichts gewusst." Denn Alonso hat vorab zwar die Alpine-Chefetage um Teamboss Laurent Rossi und Renault-Präsident Luca de Meo in Kenntnis gesetzt, aber nicht seinen Teamchef in der Formel 1.

Das kreidet ihm Szafnauer aber nicht an: "Die Bekanntgabe erfolgte am Montag um 9 Uhr. Ich glaube, [Fernando] hat gegen 8:30 oder 8:45 Uhr Luca und Laurent angerufen. Wenn du nur 15 Minuten Zeit hast, ist es schwierig, alle drei Leute anzurufen. Die Bekanntgabe erfolgte also, bevor er die Gelegenheit bekam, mich anzurufen."

Alonso aber hatte offenbar gar nicht vor, Szafnauer persönlich zu informieren. Er habe ausdrücklich nur jenen Personenkreis abtelefoniert, "der in die Verhandlungen involviert gewesen war", so Alonso. Und: "Otmar war kein Teil dieser Gespräche. Wahrscheinlich haben ihn Laurent oder Luca ebenfalls nicht vorab informiert, sodass es für ihn eine Überraschung war."

Auch Vettel war besser informiert als der Alpine-Teamchef

Interessant: Alonso gibt an, er habe zusätzlich "meine Mechaniker und meine Ingenieure" über den bevorstehenden Wechsel informiert. Was Szafnauers These, Alonso könnte vor der Bekanntgabe die Zeit ausgegangen sein, in einem anderen Licht erscheinen lässt. Sprich: Vielen hat es Alonso angekündigt, Szafnauer aber nicht.

Und auch Sebastian Vettel, dessen Cockpit Alonso bei Aston Martin übernimmt, hatte schon eine Ahnung, noch ehe der Wechsel offiziell wurde. Vettel: "Mir hatte man es am Samstag oder Sonntag in Ungarn gesagt." Szafnauer wiederum pocht darauf, Alpine habe es "definitiv nicht schon am Sonntagabend gewusst".

Das "Radio Fahrerlager" aber habe ihm am Sonntag zugetragen, Alonso könnte sich mit Aston Martin einig werden. Es sei daher "keine große Überraschung" gewesen, als nur wenige Stunden später per Pressemitteilung Fakten geschaffen wurden, so Szafnauer.

"Das Überraschende daran war eher: Wir haben viel Zeit mit Fernando und den Verhandlungen verbracht. Wir haben in gutem Glauben verhandelt. Wir sind bis zur letzten Hürde gekommen. Fernando erklärte seine Bereitschaft, den Vertrag zu unterschreiben."

Alpine ahnte von weiteren Alonso-Verhandlungen

Alpine habe sich nicht der Illusion hingegeben, einziger Ansprechpartner von Alonso zu sein, sagt Szafnauer. O-Ton: "Wir wussten, dass er auch mit anderen verhandelt hat. Aber er war ja frei verfügbar und durfte das machen."

Woraufhin Alonso anführt, er habe "nur ein Angebot" erhalten, nämlich "das von Aston Martin". Und: "Alles andere waren nur Gespräche." Diese Details aber kannte Szafnauer vermutlich nicht.

Ihn habe lediglich irritiert, wie sich Alonso am Tag vor der Bekanntgabe verhalten habe, sagt Szafnauer. Denn "[Fernando] hatte am Sonntagabend noch erklärt, es gäbe keinen Grund zur Eile".

Was wirklich hinter der "Griechenland-Story" steckt

An dieser Stelle kommt die "Griechenland-Story" ins Spiel. Szafnauer hat bekanntlich auf einen Bootsurlaub von Alonso verwiesen, was Alonso mit einem Social-Posting aus seiner Heimat in Oviedo in Spanien konterte, wie um Szafnauer zu widerlegen.

Laut Szafnauer aber entsprach die Äußerung seinem Wissensstand: "Als Fernando und ich am Sonntag [nach dem Ungarn-Grand-Prix] auseinander gingen, da sagte er mir: 'Mach dir keine Sorgen, wir haben Zeit. Ich bin über die Ferien auf meinem Boot in Griechenland.' Mehr wusste ich nicht."

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Fernando Alonso hielt seinen Wechsel bis kurz vor der Bekanntgabe geheim Zoom Download

Mehr noch: Alonso habe ihn sogar zu sich eingeladen. "Er sagte: 'Wenn du in Griechenland bist, komm auf einen Kaffee vorbei auf mein Boot.' Und ich sagte: 'Wenn ich dort sein sollte, dann komme ich darauf zurück.' Das ist alles."

"Ich habe nicht weiter verfolgt, was er in seinem Urlaub macht. An diesem Sonntag aber hatte er mir gesagt, er würde auf seinem Boot in Griechenland sein. Ob das eingetreten ist oder nicht, das weiß ich nicht", erklärt Szafnauer, der beteuert, die ganze Sache habe "gar keine" Auswirkungen auf sein Verhältnis zu Alonso.

Warum Szafnauer sogar Verständnis für Alonso hat

Er habe sogar Verständnis für den zweimaligen Formel-1-Weltmeister: "Er ist ja ungebunden. Er hat keinerlei Verpflichtung außer das Richtige für sich selbst zu tun. Und ich sage immer: Ein Deal muss für beide Seiten gut sein."

"Wenn er also einen Deal gefunden hat, der besser ist für ihn, dann soll er das machen. Wir haben unser bestes Angebot gemacht und dachten, wir stehen kurz vor dem Vertragsabschluss."

Alonso: Eigentlich schon fast einig mit Alpine

Alonso gibt ebenfalls an, sich mit Alpine auf der Zielgeraden befunden zu haben. Es sei "meine Absicht" gewesen, bei Alpine zu bleiben, so sagt er. "Das habe ich auch nie verborgen. Ich habe in jeder Pressekonferenz ziemlich klar zum Ausdruck gebracht, wie zufrieden ich bin mit den Fortschritten als Team."

"Es war eine unglaubliche Reise für mich bei meinem Comeback mit Alpine. Für mich ist das Team wie eine Familie. Wir haben so viel zusammen gewonnen. Das ist auch ein Teil der Fernando-Geschichte. Also: Ich war zufrieden."

Dann aber habe sich hinter den Kulissen "monatelang nichts" bewegt, sagt Alonso. Aussagen von Szafnauer stützen das: Der Teamchef gibt an, die Gespräche mit Alonso hätten bereits begonnen gehabt, als er am 17. Februar 2022 in seiner jetzigen Rolle bestätigt worden sei. "Die Verhandlungen begannen daher ohne mich", meint Szafnauer. "Ich war zum Ende hin aber ebenfalls involviert. Ab Le Castellet, glaube ich."

Der Punkt, an dem Alonso den Wechsel in Erwägung zog

Wann genau sich Alonso ernsthaft mit Alternativen zu Alpine beschäftigt hat, das geht aus den jüngsten Äußerungen nicht hervor. Irgendwann aber sei es ihm als "logischen Schritt" erschienen, das Team zu wechseln, sagt Alonso.


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Begründung: "Aston Martin wollte mich haben, vertraute auf meine Fähigkeiten auf und abseits der Strecke, um das Projekt nach vorne zu bringen. Außerdem schien es mir das Richtige zu sein, den Platz für einen jungen und talentierten Fahrer wie Oscar [Piastri] zu räumen." Damit, so glaubte Alonso, würde er Alpine sogar einen Gefallen tun. Es sei doch eine "Win-Win-Situation für alle Beteiligten".

Umgekehrt habe Alpine versucht, Piastri als Druckmittel einzusetzen. Oder wie es Alonso formuliert: "Ich habe nichts mit der Zukunft von Oscar zu tun. Aber: Als ich mit Alpine sprach, fiel sein Name sehr oft. Diese Karte wurde häufig ausgespielt."

Was den Ausschlag für Aston Martin gegeben hat

Ihm gegenüber aber habe sich das Team nicht festlegen wollen: "Wir haben nie spezifisch über die Zukunft gesprochen. Wir sind um unterschiedliche Dinge herumgetanzt und haben uns vielleicht nie über die Grundsätze verständigt", sagt Alonso.

"Es geht ja aber auch nicht nur um die Laufzeit eines Vertrags, sondern auch um das Vertrauen, das man spürt und haben will. Ist es nur eine Übergangslösung oder geht es nur um Fakten und die Stoppuhr? Es war immer ein seltsames Gefühl. Da hielt ich den Wechsel zu Aston Martin für richtig, weil man mich dort wirklich wollte und wertgeschätzt hat, was ich in den zwei Jahren zuvor getan hatte."

Alpine habe sich vermutlich auch an seinem Alter von 41 Jahren gestört, meint Alonso. Das sei "ein Thema" für das Team gewesen. "Aber ich bin in Topform. Und Aston Martin kriegt nächstes Jahr den besten Fernando aller Zeiten in der Formel 1, bei meiner ganzen Erfahrung und Leistung auf der Strecke. Sie vertrauen da in mich. Und ich freue mich darüber."

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