Nico Rosberg: Rennfahren birgt einen "Konflikt" für Sebastian Vettel
Nico Rosberg bewundert Sebastian Vettel für sein Engagement für mehr Klimaschutz, glaubt aber gleichzeitig, dass der Heppenheimer hin- und hergerissen ist
(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat sich in einem Interview gegenüber 'Eurosport' über die aktuelle Situation von Sebastian Vettel geäußert, der sich nach Meinung des Sky-Experten in einen inneren Konflikt befindet.
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Sebastian Vettel machte mit seinen Spezialhelm in Österreich auf den Schutz von Bienen aufmerksam Zoom Download
Zum einen ist Vettels größte Leidenschaft die Formel 1, zum anderen setzt er sich gleichzeitig für mehr Nachhaltigkeit ein, was für manche Beobachter nicht zusammengeht. "Das Racing birgt einen Konflikt", sagt Rosberg.
"Einerseits ist er emotional im Kampf gebunden, die Umwelt mit vielen Aktionen zu unterstützen. Andererseits trägt er mit den Reisen und der Spritverbrennung selbst zum Klimawandel bei. Aber es ist leider so, dass seine große Leidenschaft derzeit noch nicht klimaneutral funktioniert."
Rosberg: Vettel übermittelt Botschaften authentisch
"Und dieser Passion möchte er einige weitere Jahre nachgehen. Aber ich finde es löblich, dass er sich für diesen Bereich so stark macht", fügt der Mercedes-Weltmeister der Saison 2016 hinzu.
Rosberg ist zudem überrascht, wie authentisch Vettel seine Botschaften als Formel-1-Pilot vermittelt bekommt: "Ich hätte erwartet, dass es unmöglich ist, das für die Menschen glaubwürdig herüberzubringen, aber Sebastian macht das aus tiefster Überzeugung und das finde ich sehr schön."
Auf die Frage, ob es nicht konsequenter von Vettel wäre, seine Motorsportkarriere zu beenden, entgegnet Rosberg: "Seine größte Leidenschaft an den Nagel zu hängen, wäre viel verlangt. Aber wenn er sich gleichzeitig für den Kampf gegen den Klimawandel engagiert und das Thema unterstützt, ist das in Ordnung."
Rosberg über Vettel im 1992er-Williams: "Auch Lieferkette muss nachhaltig sein"
Vor einigen Wochen hat Vettel in Silverstone jedoch seine beiden Vorlieben zusammengebracht, als er mit dem 1992er-Williams von Nigel Mansell mit klimaneutralem Kraftstoff um die Strecke heizte, der zudem laut Vettel in der Herstellung kein Hexenwerk ist.
Fotostrecke: Sebastian Vettel im Mansell-Williams von 1992
Nigel Mansell und Sebastian Vettel vor Vettels drei Millionen Euro teurem Williams-Renault FW14B. Fotostrecke
"Wenn Sebastian Vettel im Auto von Nigel Mansell fährt, muss die Lieferkette ebenfalls klimaneutral sein. Das darf man nicht außer Acht lassen", sagt Rosberg angesprochen auf die Demofahrt des Aston-Martin-Piloten.
"Wir wissen, dass der synthetische Kraftstoff künftig bei anderen Mobilitätsanwendungen, wie zum Beispiel Lastkraftwagen, Flugzeugen oder Schiffen zum Einsatz kommt. Daher ist es auch sinnvoll für die Formel 1."
"In den herkömmlichen Autos wird diese Technik allerdings nicht eingesetzt werden, weil es zu teuer ist. Aber wenn die Formel 1 Pionier für andere Mobilitätsanwendungen sein kann, ist das relevant und ich finde diesen Weg gut. Nichtsdestotrotz muss der synthetische Kraftstoff auch klimaneutral am Auto ankommen", erklärt Rosberg.