• 08. Juli 2022 · 10:46 Uhr

Nach Alonso-Kritik: Diskussionen um faires Racing gehen weiter

War das Racing in Silverstone nun fair oder nicht? Darüber gehen die Meinungen in der Formel 1 auseinander - Thema wird im Fahrerbriefing noch einmal besprochen

(Motorsport-Total.com) - Muss die FIA beim Thema Zweikämpfe noch einmal genauer hinschauen? Die Duelle beim Formel-1-Rennen in Silverstone am vergangenen Wochenende haben die Zuschauer von den Sitzen gerissen und für atemberaubendes Racing gesorgt. Einige Fahrer waren jedoch nicht so begeistert vom Verhalten ihrer Kollegen und sehen das als Verstoß gegen die festgesteckten Grenzen.

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Fernando Alonso hatte einen Logenplatz beim Zweikampf Hamilton vs. Leclerc Zoom Download

Allen voran Fernando Alonso war nach dem Rennen in Silverstone Wortführer. Er wundert sich: "Zu Beginn des Jahres war es nicht erlaubt, die Strecke zu verlassen. Das war klar, schwarz und weiß. Aber jetzt kann man Vollgas in der Auslaufzone fahren und weiterkämpfen. Das ist eine komplett andere Richtung als wir bisher gesehen haben."

Und auch Mick Schumacher fühlte sich im Duell mit Weltmeister Max Verstappen in der Schlussphase nicht immer 100 Prozent nach den Abmachungen behandelt, weil er teilweise mit seinem Vorderrad neben dem Hinterrad des Red Bull war, aber trotzdem auf der Außenbahn keinen Platz bekam.

"Es geht um Klarheit", sagt der Haas-Pilot. "Wenn klargestellt wird, dass das Verhalten von Max erlaubt ist, dann brauchen wir darüber nicht mehr zu sprechen." Doch genau darum drehen sich die Gespräche, die auch noch einmal beim Fahrerbriefing am Freitag geführt werden sollen.

Leclerc: "Dann wird es zur Katastrophe"

In Silverstone stand vor allem Charles Leclerc im Fokus, der sich auf seinen harten Reifen mit Händen und Füßen gegen die Konkurrenz gewehrt hatte - teilweise hart an der Grenze. Der Ferrari-Pilot sieht jedoch kein Fehlverhalten: "Ich glaube nicht, dass da irgendetwas außerhalb des Limits war", sagt er. "Natürlich war es ein hartes Rennen, aber ich habe es sehr genossen."

"Ich meine, man kann für jede Situation Regeln aufstellen, aber dann wird es zu einer Katastrophe, und manchmal muss man die Show einfach laufen lassen", so der Monegasse.

"Ich denke, wir haben die Situation gut gemeistert. Es war sehr, sehr knifflig. Und wir haben alle ein bisschen mit den Grenzen gespielt, und ich wahrscheinlich voran, weil ich in einer ziemlich beschissenen Situation war. Aber ich habe versucht, mein Bestes zu geben, und es hat Spaß gemacht", sagt er.

Hamilton: "Müssen an Konstanz arbeiten"

Auch Lewis Hamilton sieht keinen Grund für Beschwerden, auch wenn er im Zweikampf mit Sergio Perez vom Mexikaner einmal von der Strecke gedrückt wurde. "Für mich ist es im Allgemeinen klar, und ich denke, das Rennen zwischen uns war großartig", sagt er. "Ich hätte zum Beispiel genau das Gleiche gemacht wie 'Checo'. Das war gutes Racing."

Allerdings würde er sich noch mehr Klarheit wünschen, was die Themen Weaving und Vorteil neben der Strecke angeht. "Ich habe einen Clip gesehen, als ich sie (Perez und Leclerc; Anm. d. Red.) überholt habe, und ich glaube, 'Checo' kam von der Strecke ab und hat sich einen Vorteil verschafft", sagt der Mercedes-Pilot.


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"Ich denke, dass wir als Fahrer in solchen Situationen in der Regel verlangen, dass die Dinge schwarz und weiß sind. Man kann dies tun, man kann jenes nicht tun. Aber es sollte nicht von vielen verschiedenen Dingen abhängen", so Hamilton.

Ein Beispiel dafür ist für ihn das Weaving, also das Zick-zack-Fahren auf der Strecke. "Es war schon immer so, dass du beim Verteidigen nur einmal die Linie wechseln darfst, nicht mehrfach", sagt er.

"Und wir müssen einfach an der Konstanz arbeiten. Ich denke aber, dass das Racing echt toll war. Ich denke nicht, dass man vom Wochenende etwas Schlechtes mitnehmen kann. Wir müssen einfach noch besser bei der Anwendung der Regeln und in Sachen Klarheit werden", so der Mercedes-Pilot.

Vettel: Fahrer selbst in der Verantwortung

Sebastian Vettel findet, dass am Ende die Fahrer selbst Verantwortung zeigen müssen und wissen sollen, ob sie fair zu einem Gegner waren oder nicht: "Wir sollten die besten Richter sein", sagt der Aston-Martin-Pilot. "Und wenn wir jemanden abdrängen und wissen, dass es zu viel war, müssen wir uns auf eine Strafe einstellen."

"Manchmal bekommen sie (die FIA; Anm. d. Red.) etwas nicht mit. Das sollte zwar nicht passieren, passiert aber. Aber solange es fair ist - auch wenn es hart ist und man die Ellenbogen ausfährt -, ist es okay."

Andere Fahrer sehen aktuell keine Probleme mit dem Regelwerk: "Für mich ist es ziemlich klar", sagt Valtteri Bottas. "Es gibt natürlich Regeln, aber jeder Fahrer wird immer versuchen, diese auszunutzen. Das ist natürlich."


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"Ich weiß, was ein Überholmanöver ist", meint auch Daniel Ricciardo. "Wir haben das schon lang genug gemacht, und ich denke nicht, dass ein anderes Wording etwas am Ansatz ändern würde."

Und auch Lance Stroll findet, dass es bislang ziemlich klar war: "Sie haben gesagt, dass du andere nicht von der Strecke schieben darfst, wenn sie ein Stück neben dir sind. Das musst du respektieren, und das finde ich fair", sagt er.

Doch ob das in Silverstone immer so geschehen ist, ist die andere Frage. Und das wird am Freitag in Spielberg wohl noch einmal besprochen werden.

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