• 07. Mai 2022 · 18:49 Uhr

Formel-1-Technik: Extreme Updates für Mercedes in Miami

Die umfangreichen Updates am Mercedes W13 für das Formel-1-Rennen in Miami und welche Teams dort auf Neuerungen an ihren Fahrzeugen verzichten

(Motorsport-Total.com) - Mercedes ist das Formel-1-Team mit den meisten Updates beim Miami-Grand-Prix 2022 (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) und hat seinen W13 gleich an mehreren Stellen mit Neuteilen versorgt. Teamchef Toto Wolff meinte nach dem Freitagstraining, in dem sein Fahrer George Russell die Bestzeit erzielt hatte: "Wir haben ein paar Teile dabei [und] die funktionieren."

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Frontflügel-Update am Mercedes W13 für das Formel-1-Rennen 2022 in Miami Zoom Download

Doch was genau ist neu am Mercedes W13? Da wäre einerseits ein modifizierter Heckflügel mit gerader Vorderkante, der allerdings lediglich eine konventionelle Variante für weniger Luftwiderstand ist. Sprich: Mercedes passt sein Auto damit an die streckenspezifischen Eigenheiten des Miami International Autodrome mit drei längeren Geradeaus-Passagen an.

In diesem Zusammenhang sind auch die kleinen Änderungen am sogenannten Beam-Wing unterhalb des Heckflügels zu betrachten. Auch hier sind die Flaps etwas verkleinert worden, um weniger Luftwiderstand zu bieten. Das Auto soll also schneller werden auf den Geraden.

Die auffälligste Neuerung ist der Frontflügel

Das auffälligste Update am Mercedes W13 befindet sich jedoch vorne am Auto, am Frontflügel. Denn die seitlichen Endplatten weisen jetzt an ihrer Basis einen deutlichen Einschnitt auf. Mercedes versucht hier, einen Teil des sogenannten Outwash-Effekts zurückzugewinnen, den das Reglement 2022 eigentlich eingeschränkt hat.

Dazu hat das Team die einzelnen Frontflügel-Flaps auf der Außenseite des Flügels extrem nach vorne gezogen, damit es weiter hinten an den Endplatten eine klare Trennung zwischen Flaps und Endplatten gibt.


Fotostrecke: Formel-1-Technik: Detailfotos beim Miami-Grand-Prix 2022

Interessant daran ist: Mercedes musste an mehreren Stellen Metall in seine Konstruktion einbauen, um zu garantieren, dass sich Flaps und Endplatten während der Fahrt nicht zu sehr verbiegen. Stichwort: Flexiwings. Deshalb wurden die Ansetzpunkte der Flaps auf den Endplatten entsprechend verstärkt.

Mit diesen Modifizierungen - die ersten in dieser Form in der Formel-1-Saison 2021 - bewirkt Mercedes eine Änderung des Luftstroms ausgehend vom Frontflügel, mit Auswirkungen nicht nur auf die bei den Vorderrädern entstehenden Luftwirbel, sondern auch mit Auswirkungen auf die aerodynamischen Oberflächen weiter hinten am Fahrzeug.

Findet Mercedes ein Mittel gegen das Porpoising?

Ob damit das sogenannten Porpoising reduziert werden kann? Mercedes leidet bekanntlich extrem unter dem Hüpfen des Fahrzeugs auf den Geraden und sucht bereits seit den Formel-1-Wintertests nach Lösungen, den W13 bei der Geradeausfahrt stabiler zu machen.

Russell aber will die Erwartungen an die Updates nicht zu hoch schrauben und meint: "Ich glaube nicht, dass es die Patentlösung ist, aber wir kriegen dadurch sicher einen viel besseren Eindruck, in welche Richtung wir bei künftigen Rennwochenenden gehen müssen."

Mercedes habe die vergangenen Wochen dazu genutzt, viele Nachforschungen zum Porpoising und dessen Ursachen anzustellen. "Ich denke, wir kommen jetzt endlich an einen Punkt, dass wir in den kommenden Rennen eine Lösung hinkriegen könnten. Doch da müssen wir abwarten", sagt Russell.

Hamilton: Es reicht noch nicht gegen Ferrari und Red Bull

Laut Ex-Champion Lewis Hamilton wird es aber zumindest in Miami nicht reichen, mit dem W13 den Anschluss an den Ferrari F1-75 und den Red Bull RB18 herzustellen. O-Ton: "Ich erwarte da keine großen Änderungen."

"Man kann aber davon ausgehen, dass wir unser Bestes versuchen, vor allem im Hintergrund geht einiges vor sich. Und ich bin dankbar für die harte Arbeit, die da investiert wird."

Teamchef Wolff: Fortschritte vielleicht streckenspezifisch

Auch Teamchef Wolff stapelt tief. In der Pressekonferenz am Samstag spricht er davon, dass die Wetterlage in Miami mit über 30 Grad Celsius in der Luft und über 40 Grad Celsius auf dem Asphalt dem Mercedes W13 in die Karten gespielt habe, als Russell im Freitagstraining auf Platz eins gefahren ist.

"Der Freitag war gut", meint Wolff. "Wir müssen aber auch ehrlich sein zu uns selbst: Wir haben hier keine bahnbrechenden Lösungen dabei. Und generell hat das Paket für wenig Luftwiderstand in der Vergangenheit gut funktioniert bei uns."


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Hinzu komme die sehr flache Strecke in Miami mit nur wenigen Bodenwellen. "Unser Problem mit dem Bouncing tritt daher nicht so ausgeprägt auf wie auf manchen anderen Kursen. Wahrscheinlich kamen uns im Freitagstraining also die Umstände entgegen", sagt Wolff.

So oder so: Es geht voran bei Mercedes

In jedem Fall, und da stimmt er Russell zu, habe Mercedes jetzt "mehr Klarheit, wo die Reise hingehen muss", so Wolff. "Ich würde aber sagen: Wenn wir das aktuelle Auto so in Imola gehabt hätten, bei zehn Grad und Regen, dann hätten wir vielleicht etwas besser ausgesehen, aber noch immer nicht gut genug."

Und wo Mercedes mit den meisten Updates aufwartet, gibt es auch drei Teams, die keine Neuteile für Miami gemeldet haben, darunter Red Bull. Der Rennstall von Weltmeister Verstappen hat bereits beim jüngsten Rennen in Miami diverse Neuerungen eingeführt. In Miami hat Red Bull ebenso nichts Neues dabei wie AlphaTauri und Aston Martin.

Die meisten Teams haben ihre Fahrzeuge an die streckenspezifischen Anforderungen für hohe Temperaturen (bedeutet: mehr Kühlung) und hohe Geschwindigkeiten (bedeutet: kleinere Flügel) angepasst.

Hier die komplette Liste der Neuerungen an den einzelnen Fahrzeugen:


Mercedes W13 - Frontflügel: Neue Endplatte mit Einschnitt unten für mehr Effizienz

- Beam-Wing: Neuer, kleinerer Flap für weniger Abtrieb und weniger Luftwiderstand als streckenspezifische Änderung für Miami

- Heckflügel: Kleineres Hauptprofil, passend zum modifizierten Beam-Wing, für weniger Abtrieb und weniger Luftwiderstand auf der Hinterachse


Red Bull RB18 Keine Updates in Miami


Ferrari F1-75 - Heckflügel: Konfiguration für wenig Abtrieb als streckenspezifische Anpassung für Miami


McLaren MCL36 - Vorderrad-Aufhängung: Veränderter unterer Querlenker zur Effizienzsteigerung, mit geringen Folgen für die Aerodynamik des Fahrzeugs

- Unterboden: Zusätzliche Haltstrebe, um den Ursachen von Porpoising mit der aktuellen Unterboden-Spezifikation besser auf die Spur zu kommen


Alpine A522 - Hinterrad-Bremse: Höherer Anstellwinkel bei kleinen Winglets für mehr Abtrieb und mehr Luftwiderstand an der Hinterachse

- Hinterrad-Bremse: Vergrößerte Endplatte am Luftleitblech für mehr Abtrieb durch verbesserte Luftführung auf der Innenseite der Hinterräder


AlphaTauri AT03 Keine Updates in Miami


Aston Martin AMR22 Keine Updates in Miami


Williams FW44 - Kühlung: Veränderte Anzahl der Kühlschlitze in den Seitenkästen für eine bessere Kühlung als streckenspezifische Anpassung für Miami


Alfa Romeo C42 - Kühlung: Vergrößerte Kühlschlitze in den Seitenkästen für eine bessere Kühlung als streckenspezifische Anpassung für Miami


Haas VF-21 - Heckflügel: Verkleinerte Version des Flaps als kostengünstige Variante für weniger Luftwiderstand mit dem aktuellen Heckflügel

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