• 04. April 2021 · 11:00 Uhr

Mario Andretti: Michael wäre "garantiert" Weltmeister geworden

Formel-1-Weltmeister Mario Andretti erklärt, warum seinem Sohn Michael Andretti in dessen einziger Saison bei McLaren der Durchbruch verwehrt blieb

(Motorsport-Total.com) - Er kam als Superstar und ging nach nur 13 Rennen: Michael Andretti schrieb in seiner einzigen Formel-1-Saison 1993 keine Erfolgsgeschichte und knüpfte daher nicht an den WM-Titelgewinn seines Vaters Mario Andretti an. Letzterer hat seine eigene Theorie zum Abschneiden seines Sohnes in der Formel 1, wie er im Exklusivinterview mit dem Formel-1-Podcast 'Starting Grid' erklärt.

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Michael Andretti bei der Arbeit in der Formel-1-Saison 1993 bei McLaren Zoom Download

Und Mario Andretti sagt gleich zu Beginn: Michael Andretti habe 1993 den "schlechtestmöglichen Zeitpunkt" erwischt, um sein Formel-1-Debüt bei McLaren zu geben. Das britische Traditionsteam habe damals zwar zu den Besten im Fahrerlager gezählt, doch die weiteren Umstände hätten die Ausgangslage von Andretti erheblich erschwert.

"Michael wurde von McLaren verpflichtet, als Ayrton [Senna] eigentlich zu Williams gehen sollte. Sie hatten Mika Häkkinen. Er hätte Michaels Teamkollege sein sollen, aber plötzlich kam Ayrtons Deal [mit Williams] nicht zustande, und Michael war schon da, als hochbezahlter Fahrer. Da wurde es schwierig", sagt der Formel-1-Weltmeister von 1978.

McLaren habe Häkkinen bereits eine Cockpit-Zusage für 1993 gemacht, "aber [Häkkinen] stand plötzlich im Abseits, und Häkkinen kostete McLaren fast nichts", so Mario Andretti. Das sei die "politische Seite" beim Formel-1-Einstieg seines Sohnes gewesen.

Testmöglichkeiten zur Saison 1993 stark eingeschränkt

"Dann gab es in dem Jahr die neue Regel, dass du nicht auf der Strecke testen durftest, auf der das nächste Rennen stattfinden würde. Außerdem war die maximale Rundenzahl, die im Training erlaubt war, 23 Runden. Das war eine dumme Regel, die das Jahr geprägt hat. Denn Michael kam auf jede Strecke zum ersten Mal. Er hatte nie dort testen können."

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Michael Andretti im Kiesbett: Ihm fehlten Formel-1-Erfahrung und Testmöglichkeiten Zoom Download

Einzig in Silverstone habe Michael Andretti schon einmal vorab einen McLaren bewegt, "aber noch mit einem Honda-Motor", wie Mario Andretti betont. "Und dann verlor McLaren die Honda-Motoren und wechselte auf Cosworth, und den Cosworth hatte er nie ausprobiert. Es lief [also] vieles gegen ihn."

Hinzu kam: Der sportliche Umstieg von IndyCar zu Formel 1 fiel Michael Andretti nicht leicht. Er, der 1991 die IndyCar-Meisterschaft gewonnen und im Sommer 1992 seinen Formel-1-Vertrag unterschrieben hatte, tat sich schwer im Grand-Prix-Umfeld. Vielleicht auch, weil er sich nicht vollends auf das Abenteuer einließ und nach Europa zog, sondern zu jeder einzelnen Veranstaltung aus den USA anreiste.

Der Speed war da bei Michael Andretti, aber ...

Und Michael Andretti unterliefen gleich zu Beginn "einige Fehler", wie sein Vater einräumt. In den ersten beiden Rennen schied der Formel-1-Neuling nach Unfällen vorzeitig aus. Er punktete erst beim fünften Saisonlauf in Spanien erstmals als Fünfter.

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Michael Andretti fuhr nur 13 Rennen in der Formel 1, dann war Schluss bei McLaren Zoom Download

"Aber: Er war schnell", sagt Mario Andretti. "Ayrton hatte großen Respekt vor ihm." Denn nachdem sich Michael Andretti auf den McLaren-Ford MP4/8 eingestellt hatte, war er damit konkurrenzfähig unterwegs. Das habe sich zum Beispiel bei Testfahrten in Magny-Cours gezeigt.

Direkt nach dem Grand Prix auf dieser Strecke habe McLaren zwei Tage lang an gleicher Stelle getestet. "Da lagen Michael und Ayrton innerhalb von fünf Hundertstelsekunden, mit einer Zeit, mit der sie in den ersten beiden Startreihen gestanden wären", erklärt Mario Andretti. Sein Fazit: "Michael hat gezeigt, dass er's kann, aber es spielten so viele Faktoren gegen ihn."

Ron Dennis wollte Michael Andretti nicht mehr

Teamchef Ron Dennis etwa habe seinen US-amerikanischen Fahrer loswerden wollen. "Er sagte zu ihm: 'Mika Häkkinen wird dich ab Italien ersetzen und die Saison beenden. Und ich kann dir nicht sagen, ob ich deinen Vertrag verlängern werde, solange Ayrton nicht weiß, was er vorhat. Das könnte November werden.'"

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Sohn und Vater in der McLaren-Box, im Hintergrund steht Teamchef Ron Dennis Zoom Download

Er selbst, sagt Mario Andretti, habe sich dann bei Dennis für seinen Sohn eingesetzt. "Ich flehte Ron an, Michael zumindest in Italien noch fahren zu lassen. Und dort fuhr er aufs Podium, vom neunten Startplatz."

Es blieb bei diesem einen Podestplatz für Michael Andretti in der Formel 1: Eine weitere Chance bekam er nicht - auch, weil er sich aufgrund des Rauswurfs bei McLaren für eine Rückkehr in die USA entschied.

Rückkehr in die USA nach 13 Formel-1-Rennen

"Ich glaube: Wenn Michael total entschlossen gewesen wäre, in der Formel 1 zu bleiben, hätte er abwarten können", meint Mario Andretti. "Aber er sagte sich: 'Weißt du was? Wenn mein Vertrag nicht verlängert wird, dann habe ich am Ende vielleicht gar nichts.' Also kehrte er nach Amerika zurück."

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Der Traum vom Durchbruch in der Formel 1 blieb Michael Andretti verwehrt Zoom Download

Dort fand Michael Andretti in der IndyCar-Serie gleich zurück in die Erfolgsspur: Sieg im Comeback-Rennen, am Jahresende 1994 Vierter in der Gesamtwertung. Das Formel-1-Abenteuer hatte er dann schon längst abgehakt.

Für Vater Mario Andretti aber bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Er sagt: "Da haben ein paar Sachen zusammengespielt, die nicht zu seinen Gunsten gelaufen sind. Ich sage das nicht, weil er mein Sohn ist, aber: Wenn Michael geblieben wäre, wäre er mit McLaren Weltmeister geworden. Das garantiere ich."

Einen weiteren Titel mit McLaren hat indes selbst Senna nicht geschafft: Er verließ das Team Ende 1993 und wechselte für die Formel-1-Saison 1994 zu Williams. McLaren gewann erst 1998 wieder einen WM-Titel - mit Häkkinen.

Michael Andretti wiederum blieb bis 2003 als IndyCar-Stammfahrer aktiv und wechselte dann in die Rolle des Teamchefs im gleichen Umfeld. Auch wenn ihm selbst ein Triumph beim Indianapolis 500 verwehrt geblieben war: Als Rennstall-Boss gewann Michael Andretti nicht nur mehrmals den US-Klassiker, sondern schon 2004 erstmals auch die IndyCar-Meisterschaft.

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