Stefano Domenicali: Ferraris Ausstiegsdrohung ist nur Taktik
Der ehemalige Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nimmt die Ausstiegsdrohungen der Scuderia nicht ernst und sieht eher eine Taktik und Übersetzungsfehler dahinter
(Motorsport-Total.com) - Ferrari droht mal wieder mit dem Ausstieg aus der Formel 1, sollte die Budgetgrenze niedriger ausfallen, als die Scuderia das möchte. "Wir möchten nicht an einen Punkt gelangen, an dem wir uns andere Optionen überlegen müssen", hatte Teamchef Mattia Binotto gedroht. Doch für Stefano Domenicali sind diese Drohungen vor allem eines: Taktik.
"Ich glaube, dass Binotto alles Mögliche versucht, um die Tradition und die Gegenwart von Ferrari zu verteidigen", sagt er gegenüber 'Corriere della Serra'. Domenicali muss es wissen: Er war seinerzeit selbst Teamchef bei Ferrari, als der damalige Präsident Luca di Montezemolo gleich mehrfach mit einem Ausstieg drohte.
Die Themen waren vielfältig. Mal ging der Streit um mögliche Einheitsmotoren, mal - wie aktuell - um eine Budgetobergrenze oder die Hybridformel. Doch trotz der zahlreichen Ausstiegsdrohungen ist Ferrari bis heute weiterhin ein Teil der Formel 1 und das langlebigste Team der Königsklasse.
Fotostrecke: Alle Jahre wieder: Chronologie der F1-Ausstiegsdrohungen von Ferrari
1986: Ja, bereits in den 80ern liebäugelt Ferrari mit einem Formel-1-Ausstieg. Damals segnet noch Enzo Ferrari persönlich den Bau eines IndyCars ab, weil er unzufrieden mit dem angekündigten neuen Motorenreglement der Königsklasse ist. Der Ferrari 637 (Foto) aus der Feder von Gustav Brunner wird sogar gebaut - kommt aber nie zum Einsatz. Fotostrecke
Dass die Drohung 2020 echt ist, glaubt Domenicali derweil nicht. Vielmehr hat er einen anderen Verdacht: "Mir scheint so, als ob in den Übersetzungen von Interviews in eine andere Sprache häufig einige wichtige Details verloren gehen ..."
Auch Ferrari hat mittlerweile betont, dass es sich um ein "Missverständnis" gehandelt haben soll.