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Red Bull, Ferrari & Co.: Welches Formel-1-Juniorprogramm ist das beste?
Die Auswahl des richtigen Juniorprogramms kann für die Formel-1-Karriere entscheidend sein: Wo die Chancen am besten sind und wer Nachholbedarf hat
(Motorsport-Total.com) - Wer es heutzutage in die Formel 1 schaffen möchte, der braucht neben Talent und den nötigen Superlizenz-Punkten vor allem eines: einen Bezug zu einem Team. Kaum ein Pilot kommt heute noch in die Königsklasse, ohne sich vorher einem Juniorprogramm angeschlossen zu haben. Denn weil die meisten der großen Teams noch Satellitenteams haben und ihren Junioren dort einen Platz reservieren, ist es für Fahrer ohne "Vitamin B" schwieriger geworden.
Wer gut ist, hat die Wahl: Red Bull, Ferrari, Mercedes, Renault oder McLaren unterhalten jeweils ihr eigenes Nachwuchsprogramm. Doch welche Nachwuchsakademie ist eigentlich die beste Wahl, um es in die Formel 1 zu schaffen? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Rein statistisch kann es da in den vergangenen Jahren aber nur einen Sieger geben.
Wenig überraschend ist Red Bull mit seinem Juniorprogramm am erfolgreichsten. Die Liste der Formel-1-Aufsteiger seit der Gründung 2001 ist lang. Christian Klien war 2004 der erste Red-Bull-Junior in der Königsklasse, es folgten Fahrer wie Sebastian Vettel, Max Verstappen, Daniel Ricciardo, Sebastien Buemi, Jean-Eric Vergne, Carlos Sainz oder Vitantonio Liuzzi.
Viel kommt hoch, viel fällt raus
Selbst wenn man Piloten wie Enrique Bernoldi und Robert Doornbos wegrechnet, die ebenfalls mit Red-Bull-Unterstützung in die Formel 1 kamen, zählt man zwölf direkte Aufsteiger. Hinzu kommen Fahrer wie Alexander Albon, Brendon Hartley, Patrick Friesacher, Karun Chandhok oder Narain Karthikeyan, die vor ihrem Engagement ebenfalls irgendwann einmal Red-Bull-Junioren waren.
Allerdings muss man dabei auch betonen, dass der Red-Bull-Kader der mit Abstand größte der Juniorenprogramme war. Zahlreiche Fahrer haben sich versucht, wurden aber wieder fallengelassen, wenn sie für nicht gut genug erachtet wurden - böse Zungen würden von Trial & Error sprechen.
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Das brachte dem Programm auch einiges an Kritik ein, weil es auch als unbarmherzig gilt und Karrieren zerstören kann - so zumindest einige Stimmen. Helmut Marko, Chef des Juniorenprogramms, betont jedoch immer wieder, dass manche Fahrer ohne die Red-Bull-Unterstützung von vornherein keine Chance gehabt hätten.
Ähnlich sieht es auch Ex-Weltmeister Damon Hill: "Wenn du ein Red-Bull-Fahrer bist, dann sagt dir Helmut Marko, dass du gewinnen musst, oder du fliegst raus. Das ist auch nicht einfach. Aber du hast wenigstens eine Chance gehabt", sagt der Brite gegenüber 'auto motor und sport'. "Wenn man dann kurz davorsteht, hinausgeworfen zu werden, dann wachen die Fahrer plötzlich auf. Entweder sie gehen dann unter oder sie schaffen es. Das kann man manchmal bei Red Bull beobachten."
Ferrari: Nur einer schaffte es zu den Roten
Auch bei Ferrari schaffen es nur die wenigsten bis in die Formel 1 - genauer gesagt waren es nur drei. Die Scuderia betreibt das Programm jedoch erst seit 2009 und wollte so Nachwuchspiloten zu Ferrari bringen, wie man es zuvor mit Felipe Massa geschafft hatte. Bei Ferrari ist jedoch nur einer der Piloten angekommen: Charles Leclerc.
Der Monegasse ist der dritte Pilot, der es über Ferrari in die Formel 1 geschafft hat. Zuvor konnten bereits Jules Bianchi und Sergio Perez den Aufstieg feiern. Doch während Perez seine Verbindungen kappte, um 2013 zu McLaren zu wechseln, galt Bianchi bis zu seinem Unfalltod als potenzieller Fahrer für Ferrari. Das hat nun sein guter Freund Charles Leclerc für ihn nachgeholt.
Auch Lance Stroll war sechs Jahre lang Ferrari-Junior, trennte sich aber ein Jahr vor seinem Formel-1-Aufstieg von den Italienern. Antonio Giovinazzi bekommt von Ferrari zwar einen Platz bei Alfa Romeo, war aber nie Teil des Juniorteams, sondern kam über seine Testfahrerrolle zum Team.
Mercedes: Wehrlein, Ocon & Russell
Branchenprimus Mercedes unterstützte in den vergangenen Jahren zahlreiche Piloten, ohne jedoch groß von einem Juniorenprogramm zu sprechen. Das hat sich erst in den jüngeren Jahren etabliert und seitdem drei Fahrer in die Formel 1 gebracht: Pascal Wehrlein, Esteban Ocon und George Russell.
Im Werksteam ist bislang jedoch keiner gelandet. Ocon galt als einer der Kandidaten für die Silberpfeile, doch stattdessen behielt man Valtteri Bottas und gab den Franzosen erst einmal an Renault ab - die Hand behält Toto Wolff danach aber trotzdem wieder über Ocon.
Wehrleins Formel-1-Karriere scheint erst einmal vorbei zu sein, Russells Karriere hat nach einem guten ersten Jahr bei Schlusslicht Williams gerade erst begonnen. Nicht auszuschließen, dass der junge Brite irgendwann einmal beim Werksteam landen wird.
McLaren-Aushängeschild Hamilton
McLaren war in der Vergangenheit ebenfalls recht erfolgreich, was sein Nachwuchsprogramm angeht. Der bekannteste Aufsteiger ist natürlich Lewis Hamilton, der schon als kleiner Bub zu McLaren-Boss Ron Dennis ging und ihm sagte, dass er eines Tages für ihn fahren werde - er sollte Recht behalten.
In Sachen Erfolg ist man allein durch den Briten natürlich in der Pole-Position, weil er bislang sechs WM-Titel sammeln konnte und auf dem Weg ist, die Rekordbücher der Formel 1 neu zu schreiben. In den vergangenen Jahren führte man aber auch Kevin Magnussen, Stoffel Vandoorne und Lando Norris in die Formel 1.
Auffällig ist, dass alle vier Piloten ihr erstes Formel-1-Rennen auch für McLaren bestritten haben. Nicht selten kam es dabei zu Situationen, wo alteingesessene Piloten wie Jenson Button oder Fernando Alonso Platz für die Rookies gemacht haben. Aber McLaren kann sich auch nicht den Luxus eines B-Teams leisten.
Renault: Bislang kam nichts ...
Das gleiche gilt für Renault. Als einziger Hersteller besitzen die Franzosen keine Verbindungen zu anderen Teams und haben damit schlechte Aussichten, ihre Nachwuchsfahrer woanders zu parken. Ab 2021 fällt auch McLaren als Motorenkunde weg, sodass Renault nach aktuellem Stand komplett alleine dasteht.
Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass Renault das mit Abstand erfolgloseste Juniorteam stellt. 2016 rief man das Programm nach der Formel-1-Rückkehr wieder ins Leben. Die traurige Bilanz: Kein einziger Junior kam über diese Schiene in die Formel 1. Piloten wie Oliver Rowland hofften auf eine Chance, doch selbst die zahlreichen extern verpflichteten Testfahrer kamen nicht zum Zug - abgesehen von Jolyon Palmer.
In der ersten Phase des Renault-Werksteams war man durchaus erfolgreich: Romain Grosjean, Heikki Kovalainen und Jerome D'Ambrosio gelangten durch das Programm in die Königsklasse, bei Renault ist zudem die Liste der Piloten lang, die vor ihrer Formel-1-Zeit irgendwann einmal im Programm von Renault waren, aber wieder ausschieden, noch bevor sie es nach oben schafften.
Da wäre etwa Robert Kubica zu nennen oder Pastor Maldonado, die beide Rennsieger in der Formel 1 wurden - wenn auch nur einfache. Auch Ex-Formel-E-Meister Lucas di Grassi gehörte zum Rostrum, wie auch Tiago Monteiro, Charles Pic oder Giedo van der Garde.
Renault hatte damals jedoch ein anderes Zugpferd: die Renault-World-Serie, die man einst von Nissan übernahm und die als preisgünstige Alternative zur GP2-Serie galt. Mit der Umgestaltung des Unterhauses verschwand jedoch die Serie. Auch heute noch veranstaltet Renault eigene Meisterschaften, die jedoch wie der Formel-Renault-Eurocup noch unterhalb der Formel 3 angesiedelt sind.
Die Qual der Wahl
Welchen Weg man als Junior geht, hängt letztendlich von vielen Faktoren ab. Natürlich müssen einen die Hersteller auch erst einmal wollen. Doch wenn man die freie Wahl hat, gibt es zahlreiche Faktoren abzuwägen.
Red Bull bietet dank seiner beiden Formel-1-Teams in der Theorie die beste Chance auf die Königsklasse, jedoch muss man mit dem harten Umfeld zurechtkommen und damit leben, dass Red Bull das komplette Management übernimmt und alle Entscheidungen für die Karriere trifft.
Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1
Christian Klien (2004-2010): Mit Unterstützung von Red Bull debütiert der Österreicher 2004 bei Jaguar in der Formel 1. Nach der Übernahme des Rennstalls durch den Engergy-Drink-Hersteller fährt Klien auch 2005 und 2006 bei den meisten Grands Prix für das nun Red-Bull-Racing genannte Team an der Seite von David Coulthard. Ende 2006 scheidet Klien nach Streitigkeiten über einen Wechsel in die ChampCar-Serie aus dem Red-Bull-Kader aus. Später ist der Österreicher Testfahrer für Honda und BMW-Sauber und fährt 2010 drei Rennen für HRT. Fotostrecke
Andere Unterstützer wie Ferrari oder Mercedes können auch eine gute Chance darstellen und etwa auch Möglichkeiten außerhalb der Formel 1 bieten. Bei McLaren und Renault erscheint der Formel-1-Aufstieg derzeit am schwierigsten zu sein, weil diesen beiden die politische Unterstützung in der Königsklasse fehlt. Am Ende ist es aber immer auch eine Spur Glück, ob im richtigen Moment gerade ein Platz frei ist oder sich anderweitig eine Tür öffnet.
Eine Garantie für ein Formel-1-Cockpit ist ein Juniorprogramm auf keinen Fall, doch ohne wird der Aufstieg noch schwieriger als er ohnehin schon ist.