• 29. Mai 2019 · 18:14 Uhr

Trotz Nein zur Formel 1: Porsche-Motor lief auf dem Prüfstand

Porsche hat sich Ende 2018 gegen die Formel 1 entschieden und bleibt bei diesem Nein, trotzdem existiert ein fertiger Formel-1-tauglicher Motor

(Motorsport-Total.com) - Ein Formel-1-Einstieg des Volkswagen-Konzerns ist aktuell kein Thema. Doch mit der Marke Porsche stand der Wolfsburger Automobilhersteller knapp davor, für 2021 ein Programm für die Königsklasse des Motorsports auf die Beine zu stellen. Das bestätigt Fritz Enzinger, Leiter Konzern-Motorsport bei Volkswagen und Motorsportchef bei Porsche in Personalunion, in einem Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Studie: Porsche in der Formel 1

So oder so ähnlich hätte ein Porsche für die Formel 1 aussehen können Zoom Download

"2017 gab es Signale aus der Formel 1, dass das Reglement verändert werden soll und die Energierückgewinnung aus den Auspuffgasen nicht mehr benötigt würde", bestätigt Enzinger, was schon bisher bekannt war. Die mögliche Reform des Antriebs-Reglements war für Porsche ab 2017 Anlass, konkret über ein Formel-1-Programm nachzudenken.

"Ende 2017", so Enzinger, "erhielten wir von unserer Konzernmutter den konkreten Auftrag, trotz LMP1-Ausstieg einen hocheffizienten Sechszylinder weiterzuentwickeln. Nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich als Hardware und mit der Idee, dass dieser Motor 2019 auf dem Prüfstand läuft. Das war der Auftrag des Vorstands an uns."

Von da an entwickelten rund 40 Ingenieure aus dem Le-Mans-Programm einen solchen Motor. Das Wording "hocheffizienter Sechszylinder", das in diesem Zusammenhang verwendet wurde und wird, ist übrigens kein Zufall: Zwar war ein Formel-1-Einstieg eine offen diskutierte Möglichkeit. Man wollte sich jedoch bewusst nicht nur auf diese Einsatzoption festlegen.

Formel-1-Einstieg für 2021 war realistisch

Enzinger erklärt: "Ein Formel-1-Motor, wie er zwischendurch mal geplant war, ohne Abgasenergie-Rückgewinnung, kann auch für einen Supersportwagen interessant sein." Und bestätigt: "Wenn entschieden worden wäre, Porsche 2021 in die Formel 1 zu schicken, hätten wir das so, wie wir 2018 unterwegs waren, zeitlich geschafft."

Parallel zur technischen Entwicklung nahm Porsche 2017 und 2018 an den von der FIA organisierten Herstellermeetings teil. 2018 zeichnete sich in diesen Meetings immer klarer ab, dass die Bereitschaft der bereits in der Formel 1 engagierten Hersteller, für 2021 das Motorenreglement stark zu verändern, enden wollend war. Bis heute gibt es dazu keine definitive Entscheidung.


Wie ein F1-Porsche aussehen hätte können

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Ende 2018 fiel dann im Volkswagen-Konzern die Entscheidung, das Thema Formel 1 erstmal ad acta zu legen. Nichtsdestotrotz existiert heute tatsächlich ein Formel-1-tauglicher Hocheffizienzmotor: "Der Motor ist komplett und lief auf dem Prüfstand", bestätigt Enzinger. "Wir versuchen, die Erfahrung, die wir mit diesem Motor gemacht haben, auf die Serie umzulegen."

Ein Einstieg in die Formel 1 ist aber auf absehbare Zeit vom Tisch. Im Konzern sei die Situation inzwischen "ganz anders" als am Höhepunkt der Formel-1-Überlegungen, auch wegen der Nachwehen des Dieselskandals: "Das Dieselthema läuft seit 2015 und hat den Konzern enorm viel Geld gekostet", sagt Enzinger.

Er unterstreicht: "Die Ausrichtung des Volkswagen-Konzerns weist eindeutig in Richtung E-Mobilität, wir fahren sogar mit zwei Marken in der Formel E. In dieser Philosophie hat die Formel 1 momentan überhaupt keinen Platz." Nach der Entscheidung, die Formel-1-Pläne nicht weiterzuverfolgen, sei das auf Vorstandsebene "nie mehr Thema" gewesen.

Volkswagen und die Formel 1: Immer wieder Gerüchte

Volkswagen und die Formel 1, das ist eine fast unendliche Geschichte, die die Medien stark beschäftigt. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurde in den vergangenen Jahren unter anderem mit Sauber und Red Bull (über Toro Rosso) recht konkret über eine Übernahme von Anteilen an den jeweiligen Teams gesprochen.

Die Verhandlungen mit Peter Sauber wurden in den Jahren 2011 und 2012 geführt. Toro Rosso war bereits davor ein Thema. Die Gespräche mit Red Bull gingen so weit, dass Alexander Hitzinger dort als Technischer Direktor installiert wurde. Hitzinger wechselte danach in Enzingers Porsche-Team und wirkte dort an den Le-Mans-Erfolgen mit.

Fritz Enzinger

Fritz Enzinger hat Porsche von 2015 bis 2017 zum Sieg in Le Mans geführt Zoom Download

Zwischendurch gab es sogar Gerüchte, wonach Porsche bei Williams einsteigen könnte. Angeblich soll Porsche-Fahrer Neel Jani ein konkreter Kandidat auf ein Cockpit gewesen sein. Das Interesse, Motoren an Williams zu liefern, dementiert Enzinger aber. Für Porsche sei immer klar gewesen, dass man nur als Anteilseigner oder mit einem eigenen Werkseinsatz einsteigen würde.

So konkret wie 2017/18 war das Thema Formel 1 bei Volkswagen und Porsche aber noch nie. Was auch an den handelnden Personen lag: Unter Ferdinand Piëch, die "graue Eminenz" des Volkswagen-Konzerns, und Bernie Ecclestone, so sagt man, wäre ein Einstieg nie möglich gewesen. Doch Piëch ist seit 2015, Ecclestone seit 2017 nicht mehr am Ruder.

Die kompletten Hintergründe, wie nahe Porsche an einem Formel-1-Einstieg war und warum das Projekt letztendlich nicht in die Tat umgesetzt wurde, sind Teil unseres großen Exklusiv-Interviews mit Fritz Enzinger. Der zweite von sechs Teilen, der sich rein um das Thema Formel 1 dreht, wird am 31. Mai auf 'Motorsport-Total.com' veröffentlicht.

Der erste Teil des Interviews, der sich mit Porsches Gewinn der GT-Langstrecken-WM sowie der derzeit stattfindenden Umstrukturierung bei Porsche Motorsport beschäftigt, kann schon jetzt auf 'Motorsport-Total.com' nachgelesen werden.

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