• 11. Mai 2019 · 10:31 Uhr

Franz Tost: Albon noch lange nicht reif für Red Bull Racing

Alexander Albon habe in der Formel 1 bis jetzt "super Leistungen" gebracht, findet Franz Tost, reif für eine Beförderung zu Red Bull sei der 23-Jährige aber noch nicht

(Motorsport-Total.com) - Toro Rosso setzt 2019 mit Alexander Albon auf einen Junioren, den Red Bull 2012 schon aussortiert hatte. Doch mit dem dritten Platz in der Formel-2-Saison 2018 erarbeitete sich der in London geborene Thailänder eine zweite Chance beim Energydrink-Hersteller - und die konnte er in den ersten vier Saisonrennen mit überzeugenden Leistungen nutzen.

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Alexander Albon hat bisher recht überzeugende Leistungen geboten Zoom Download

Im Qualifying-Duell gegen Teamkollege Daniil Kwjat steht's derzeit 2:2, nach Punkten führt Albon sogar mit 3:1. Für Teamchef Franz Tost kommt das nicht unerwartet: "Ich habe bereits nach dem ersten Test in Barcelona gesagt, dass ich glaube, dass Alex die Überraschung der Saison wird", erklärt er im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Der Eindruck, dass Albon uneitel und ohne allzu ausgeprägtes Ego einfach seinen Job erledige, sei "absolut richtig. Er ist völlig unvoreingenommen. Man kann mit ihm ganz normal zusammenarbeiten. Er hört auf die Ingenieure und aufs Team. Ich glaube, das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass er sich dann auch behaupten wird in diesem Feld. Er hat bis jetzt super Leistungen gebracht", lobt Tost.

Daraus zu schließen, dass Albon schon bald im Red Bull sitzen könnte, falls Pierre Gasly weiterhin nicht in die Gänge kommt, sei aber völliger Unsinn: "Keine Chance! Red Bull ist eine andere Liga", winkt Tost ab.

"Red Bull ist ein Team, das um Rennsiege und Weltmeisterschaften fährt. Für mich braucht er mindestens die zwei, drei Jahre, die ich immer angebe, dass sie ein Fahrer braucht, bis er weiß, wo es in der Formel 1 langgeht."

Tost: Rookie braucht mindestens zwei, drei Jahre

"Ich kann das auch an Beispielen erklären. Er ist im ersten Jahr in jedem Qualifying mit neuen Situationen konfrontiert. Nehmen wir Baku: Da war die Sonneneinstrahlung durch die Hochhäuser um 14:00 Uhr anders als im Abschlusstraining am Vormittag. Der Grip ist anders. Und mit diesen Bedingungen ist er dann im Qualifying das erste Mal konfrontiert. Das ist ein Unterschied", so Tost.

"Jetzt kann man sagen: '2020 wird er auch nicht vorher wissen, wie das Wetter wird.' Stimmt. Aber er hat zumindest die Erfahrung, wie er über die Kerbs fahren kann, mit welchem Winkel er die Kurven anfahren, wie er auf der Bremse reagieren muss, welchen Speed er in die Kurven mitnehmen kann, um optimal rauszubeschleunigen."

"Je öfter ein Fahrer auf einer Strecke ist, desto besser und schneller kann er sich neuen Bedingungen anpassen. Ein junger Fahrer lernt das zum ersten Mal", sagt der Österreicher. "Wenn der dann in einem Topteam fährt, ist die Erwartungshaltung eine andere. Dann steigt der Druck, und dann denkt er, er muss es erzwingen - und schon läuft er in die Maschinerie rein, dass der Schuss nach hinten losgeht."


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"Es hängt auch immer davon ab, was das Team für ein Auto hat. Wenn das Auto superleicht zu fahren und konkurrenzfähig ist, kann er viele Dinge kompensieren. Aber nichtsdestotrotz: Einen Fahrer gut vorzubereiten, das braucht seine Zeit."

"Jetzt kann man sagen: 'Leclerc macht bei Ferrari auch einen superguten Job.' Richtig", räumt Tost ein. Aber: "Der wurde auch richtig gut aufgebaut und hat in allen Nachwuchsklassen sensationell gute Leistungen gezeigt. Das widerspricht der These, dass es unbedingt drei Jahre braucht, um einen Fahrer richtig vorzubereiten. Aber meines Erachtens dauert das im Normalfall zwei bis drei Jahre."

Dem könnte man entgegenhalten, dass auch Gasly nur eine Saison (plus fünf Rennen Ende 2017) hatte, bevor er zu Red Bull befördert wurde. Aber: "Gasly hatte einen sehr guten Aufbau", kontert Tost. "Er ist die Renault-World-Series 3.5 gefahren, die vom Speed her ähnlich der Formel 2 ist. Dann ist er zwei Jahre Formel 2 gefahren und ein Jahr in Japan. Japan ist das, was am nächsten an der Formel 1 ist. Das heißt, er hatte schon eine sehr gute Basis."

Nach Rausschmiss 2012: Albon nicht nachtragend

Albon selbst denkt noch überhaupt nicht an höhere Aufgaben. Für ihn steht im Vordergrund, seine Sache bei Toro Rosso gut zu machen. Eigentlich ist er davon ausgegangen, Formel E zu fahren - bis dann im Winter der überraschende Anruf von Helmut Marko kam. Der hatte ihn 2012 aus dem Red-Bull-Juniorteam geschmissen.

"Damals bin ich wirklich nicht gut gefahren", erinnert sich der 23-Jährige, der damals in der Formel Renault nicht überzeugen konnte. "Es gab keinen Grund, mich zu behalten. Da bin ich nicht nachtragend. Es freut mich, dass ich jetzt überraschen kann. Noch lieber wäre mir, wenn es keine Überraschung wäre! Aber es ist schön, dass die Leute mit mir zufrieden sind."


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Albon ist neben Formel-2-Champion George Russell und Vizemeister Lando Norris einer von drei starken Rookies in der Formel-1-Saison 2019. "Dass gleich so viele Fahrer auf einem verhältnismäßig hohen fahrerischen Niveau und mit sehr viel Talent in die Formel 1 reinkommen und auch gute Leistungen zeigen, ist nicht alltäglich. Alle drei sind sehr talentiert", findet Tost.

"Sie haben bereits in den Nachwuchsklassen sehr gute Leistungen gezeigt. Russell hat nicht umsonst die Formel-2-Meisterschaft gewonnen. Norris wurde Zweiter, nach spannendem Kampf. Und Alex war auch mit dabei, hat voriges Jahr vier Rennen gewonnen. Er war immer im Spitzenfeld."

"Das zeigt schon, dass diese Fahrer a) eine Berechtigung haben, in der Formel 1 zu fahren, und b) dass sie sicherlich ihren Weg machen werden. Es kommt dann drauf an, wie sie sich jetzt weiterentwickeln", sagt Tost.

Und weiter: "In die Formel 1 reinzukommen, das ist eine Geschichte. Aber wie du dich dann in der Formel 1 nach oben kämpfst, das ist eine andere. Das hängt davon ab, a) wie sie vom Team unterstützt werden und b) wie stark sie selbst sind, mental und auch von der Motivation her, etwas Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das kann man im Vorfeld schwer sagen."

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