Gerhard Berger: Ferrari macht mit Vettels Bevorzugung einen Fehler
Dass Ferrari Sebastian Vettel gegenüber Charles Leclerc bevorzugt, hält Gerhard Berger für falsch - zumindest zu diesem Saisonzeitpunkt
(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Ferrari-Pilot Gerhard Berger hält es für falsch, dass die Scuderia schon so früh in dieser Saison auf die Karte Sebastian Vettel setzt und seinen Teamkollegen Charles Leclerc dadurch benachteiligt. Zuletzt in Bahrain musste Leclerc den Deutschen für Rang drei passieren lassen und wurde am Ende sogar noch von Max Verstappen kassiert, was für viel Kritik gesorgt hat - vor allem unter Experten.
Gerhard Berger ist nun der nächste, der sich in die Kritik an seinem Ex-Rennstall einreiht: "Ich denke, sie haben einen Fehler gemacht", sagt der Österreicher zu 'Motorsport-Total.com'. "Es reicht nicht, zu sagen: 'Der eine ist erfahren, der andere ist nicht erfahren, also ziehen wir die Karte Erfahrung'", lautet sein Urteil.
Denn laut Berger sei Leclerc sehr wohl "ein Junge, der die Weltmeisterschaft gewinnen kann".
Berger: Eine Frage des Zeitpunktes
Der Ex-Pilot verteufelt Stallorder an sich aber nicht - wohl aber den Zeitpunkt, an dem Ferrari sie ausübt. Teamchef Mattia Binotto hatte bereits vor dem Saisonstart angekündigt, dass Vettel im Zweifel Priorität genießen sollte. Und wenn Leclerc Vettel jetzt schon im dritten Rennen freiwillig vorbeilassen muss, dann ist das für Berger zu früh.
Anders sei es zu einem späteren Zeitpunkt in der Saison. Er bringt das Beispiel von Monza 2018, als Ferrari beide Fahrer frei fahren ließ und den Preis dafür bezahlte. "Damals war klar: Wenn jemand eine Chance hat, dann ist es nicht (Kimi) Räikkönen. Es ist Sebastian", sagt Berger. "Da würde ich also anders reagieren."
"Es ist eine Frage des Zeitpunktes. Und gibt man einem Fahrer wirklich nicht einmal die Chance, die Meisterschaft zu gewinnen?", hält Berger das Vorgehen für fragwürdig. "Wenn man es im ersten oder zweiten Rennen macht, dann stimme ich nicht zu."
Leclerc-Verpflichtung richtig
Gerhard Berger gilt eigentlich als Freund von Sebastian Vettel. Der Österreicher kennt den viermaligen Weltmeister schon lange und feierte 2008 als Teilhaber bei Toro Rosso den größten Erfolg der Teamgeschichte in Monza: dessen ersten Sieg in Monza.
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Robert Kubica (5): So sehr wir ihm bessere Noten geben möchten - es gibt keinen Mitleids-Bonus, und objektiv betrachtet liefert er die schlechtesten Leistungen im Feld ab. Aufwärmrunden-Dreher inklusive. Sicher spielen äußere Umstände rein. Aber am Ende war er wieder 16 Sekunden hinter Rookie Russell. Fotostrecke
Dass Ferrari Räikkönen gegen Leclerc ausgetauscht hat, hält Berger derweil für richtig, weil man so das Maximum aus dem Auto holen kann. "Es gab die Möglichkeit mit Leclerc, und man konnte deutlich sehen, dass dort jemand Hochtalentiertes ist. Es war das richtige Timing und die richtige Entscheidung."
Leclerc ist für Berger "ein herausragender Junge" - ähnlich wie Max Verstappen bei seinem Einstieg. Er lobt die neue Generation an Formel-1-Piloten, die den Arrivierten das Leben schwer machen, denn auch Lando Norris (McLaren) habe ihn in dieser Saison beeindruckt. "Es ist toll, ein paar Jüngere kommen zu sehen", so Berger.