Sanfte Kritik an Pirelli: Lewis Hamilton will noch weichere Reifen
Strategien mit einem Stopp und Zweikämpfe, die durch Bläschenbildung an Reifen verhindert werden, stören den Mercedes-Star - Mika Häkkinen will "Reifenkrieg"
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat sich dafür ausgesprochen, dass der Formel-1-Reifenzulieferer Pirelli seine Mischungen in Zukunft aggressiver gestalten sollte als in der Saison 2018. Wie der Mercedes-Pilot erklärt, sei ihm der Schritt hin zu weicheren Pneus zu Beginn des Jahres nicht radikal genug gewesen.
"Die Strategien mit nur einem Boxenstopp sind lächerlich", sagt Hamilton, der deshalb mindestens zwei Reifenwechsel pro Rennen nötig machen will. "Nächstes Jahr sollten die Reifen drei oder vier Stufen weicher werden." Außerdem wünscht er sich dauerhaft eine dünnere Lauffläche wie sie 2018 bei ausgewählten Rennen zum Einsatz kam - damit es nicht zu so viel Bläschenbildung kommt.
Hamilton versteht nicht, wieso Pirelli nicht dauerhaft auf die zuletzt in Silverstone eingesetzte Variante zurückgreift, die das sogenannte Blistering klar reduziert. "Wir können nicht nur Vollgas fahren, sondern müssen die Temperaturen teilweise im Zaum halten, um mit einem Boxenstopp durchzukommen", beschwert er sich. Beim Russland-Grand-Prix bekam er es am eigenen Leib zu spüren.
Weil er nach seinem Boxenstopp mit frischen Reifen Sebastian Vettel attackierte, entstanden sofort Bläschen. Anschließend musste er vom Gas gehen und die Action war vorbei. "Vielleicht sind wir dann auch in der Lage, dichter ranzufahren und so das Racing zu verbessern", folgert Hamilton.
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In der Geschichte der Formel 1 engagierten sich neun verschiedene Reifenhersteller: Zwei davon hatten oder haben ihren Ursprung in Großbritannien, zwei in den USA und jeweils einer in Deutschland, Japan, Belgien, Frankreich und Italien. Hochzeiten des später als "Reifenkrieg" bezeichneten Szenarios mit mehreren Zulieferern zum gleichen Zeitpunkt sind die Jahre 1954 und 1958, als sechs verschiedene Firmen ihre Produkte ins Rollen bringen. 1950 beginnt alles mit vier Marken... Fotostrecke
Einen anderen Ansatz wünscht sein Teamkollege Valtteri Bottas. Zwar hadert auch der Finne mit dem "Herumtuckern" auf Kursen, die die Reifen stark fordern - insbesondere, wenn es heiß ist. Er forciert aber Pneus, die länger halten und nicht mehr Reifenwechsel: "Die Autos haben mehr Potenzial. Ich denke, es würde mehr Spaß machen, wenn man mit einem Stopp und Vollgas durchfährt."
Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen bringt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' dagegen einen zweiten Hersteller ins Spiel. Mit einem "Reifenkrieg" will er die Qualität über den Wettbewerb verbessern. "Ich kann die Fahrer-Perspektive gut verstehen", sagt Häkkinen. "Sie haben eine gewisse Grenze und wenn man auch nur das kleinste Bisschen darüber hinausgeht, überhitzen sie."